Der 1. FC Saarbrücken steht im Halbfinale des DFB-Pokals. Der Verein ist schuldenfrei, die Stadt steht Kopf.
Die Spielzeit 1984/1985 gilt als die erfolgreichste der letzten Jahrzehnte in der turbulenten Geschichte des 1. FC Saarbrücken. Damals stieg der Verein in die Bundesliga auf und stand im Halbfinale um den DFB-Pokal. Wolfgang Seel, 71, heutiger Aufsichtsrat, stand damals auf dem Platz. „Dieser Erfolg ist höher anzusiedeln. Damals waren wir eine Spitzenmannschaft der Zweiten Liga. Heute lagen drei Klassen dazwischen“, sagte er freudestrahlend. Ein Blick auf die Statistik belegte den Klassenunterschied zumindest auf dem Papier. Fortuna Düsseldorf hatte mehr Ballbesitz, passte öfter und schoss häufiger aufs Tor. Dennoch führte der Regionalligist durch einen Treffer von Tobias Jänicke aus der 31. Minute bis in die Schlussphase. Das lag zum einen an Teufelskerl Daniel Batz, der unter anderem einen Elfmeter von Rouwen Hennings parierte, zum anderen aber auch an der vorzüglichen kämpferischen und taktischen Einstellung der Gastgeber.
Nur beim Gegentor durch Mathias Jörgensen in der 90. Minute war die Saarbrücker Hintermannschaft einmal nicht hellwach. „Der Torwart ist aufgerückt, dadurch war ein bisschen Unruhe und wir haben die Zuordnung verloren. Aber man muss auch realistisch sein und eingestehen, dass man gegen einen Bundesligisten nicht alles verteidigen kann“, sagte Lukas Kwasniok. Dessen Schachzüge gingen in der magischen Nacht von Völklingen auf. Gillian Jurcher meldete sich mit einem beherzten Auftritt zurück, Kianz Froese brillierte auf ganzer Linie und Steven Zellner gab der Saarbrücker Defensive nach Boné Uaferros Ausfall Struktur und Tempo. Eigentlich hätte der Regionalligist den Sieg in der Verlängerung verdient gehabt, aber der Kopfball des eingewechselten Sebastian Jacob strich knapp am Düsseldorfer Gehäuse vorbei. Wenig später traf Timm Golley nur den Außenpfosten. „Wir sind glücklich in Führung gegangen, die Fortuna hat verdient ausgeglichen und hat sich dann glücklich durch die Verlängerung gehangelt. Danach haben wir glücklich gewonnen“, witzelte Kwasniok über das Elfmeterschießen, dass die Bezeichnung Drama redlich verdiente. Mit Zellner, Golley und Stephan Andrist versemmelten gleich drei Saarbrücker, zwei Mal hätte die Fortuna den Sieg erzielen können. Doch Torwart Batz parierte in der Stunde der Wahrheit gleich vier Elfmeter. „Was er gehalten hat, ist unglaublich“, sagte Kwasniok. Doch Batz blieb auch während des Interviewmarathons ganz gelassen: „Ich habe versucht die Ruhe zu bewahren und den Gegner ein Stück weit zu verwirren. Ich habe in meiner ganzen Karriere noch keine fünf Elfer gehalten. Manche Dinge kann man nicht erklären.“
Erklären muss Trainer Kwasniok seiner Mannschaft nach einem trainingsfreien Mittwoch, dass das große Ziel immer noch der Aufstieg lautet. Am Samstag steht für sein Team die schwere Aufgabe bei Astoria Walldorf an. „Ich kann niemandem ein Fußballfest versprechen. Aber dem Gegner kann ich versprechen, dass wir eklig sein werden“, sagte Kwasniok. Im Kampf gegen die Müdigkeit setzt der neue Coach auf seine Grundtugenden Disziplin und Kompaktheit. Mit dem Sieg gegen Düsseldorf konnte der 38-Jährige Punkte im hochnervösen Saarbrücker Umfeld sammeln. Sportchef Marcus Mann ist sich ohnehin sicher, mit dem Trainerwechsel richtig gelegen zu haben. „Wir hatten gewisse Vorstellungen, warum wir das gemacht haben. Und letztlich wird uns der Erfolg Recht geben.“ Erfolgreich war die bisherige Runde auch finanziell für den Verein. Der 1. FCS weist mit den Pokaleinnahmen erstmals seit mehr als 50 Jahren ein positives Eigenkapital aus. Nicht in bare Münze umzuwandeln ist der Imagegewinn, der durch die Siege erzielt wurde. „Kein Werbekonzept der Welt hätte das geschafft“, sagte Aufsichtsratschef Frank Hälsig, immerhin Professor für Marketing. Die Fahnenmasten vor dem Saarbrücker Rathaus wurden am Mittwoch mit blau-schwarzen Bannern beflaggt und aus dem Rathaus meldete sich Oberbürgermeister mit der Aussage „Saarbrücken ist stolz auf seinen FCS“ zu Wort. Hunderte Anhänger feierten bis in die frühen Morgenstunden, am Ende musste sogar die Polizei ausrücken, um die Nachtruhe der arbeitenden Bevölkerung herzustellen.