Robin-Jessica Sanzo ist so etwas wie ein Glücks-Coach. Die 29-Jährige hilft Menschen in Workshops oder Einzelberatungen, Glück und Zufriedenheit zu finden.
More Happiness, mehr Glück, so lautet das Motto von Robin-Jessica Sanzo. Im Englischen gibt es zwei unterschiedliche Begriffe für Glück. Auf der einen Seite gibt es da „Luck". Dieses Luck-Glück ist unberechenbar, es ist eine Art von Glück, das einem Menschen durch Zufall passiert, eine glückliche Fügung, auf die man selbst allerdings keinen Einfluss hat. Und dann gibt es noch ein anderes Glück, nämlich „Happiness". Das ist eher ein Gefühl von Glücklichsein, die perfekte Mischung aus Zufriedenheit und Freude. „Luck ist das Glück von außen, Happiness ist das Glück von innen", sagt Sanzo. Außen und innen, diese beiden Konzepte spielen in ihrer Arbeit überhaupt eine große Rolle.
Robin-Jessica Sanzo ist Mentalcoach. In Workshops und individuellen Beratungen unterstützt sie Menschen dabei, Glück und Zufriedenheit im Leben zu finden. Was das genau bedeutet, findet Sanzo gemeinsam mit den Menschen, die zu ihr kommen, individuell heraus. Im Mittelpunkt steht stets der Coachee, so heißt derjenige, der sich von einem Coach anleiten lässt. Mit dem Beruf als Coach habe sie ihren Hafen und ihre Heimat gefunden, erzählt Sanzo. Wer an Coaching denkt, hat womöglich eher Geschäftsleute oder Firmen im Sinn, die sich beraten lassen. Die Leute, die sich an sie wenden, seien aber auch ganz normale Menschen, deren Ziele auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind: „Es kommen Menschen zu mir, die suchen einen Partner. Dann kommen Menschen, die wollen selbstsicherer werden. Es kommen Menschen, die einfach noch kein Ziel im Leben haben und wissen wollen, was können sie aus ihrem Leben machen. Und dann kommen auch Menschen, die unglücklich sind, im Job oder in der Partnerschaft." Jeder Wunsch und jedes Problem ist individuell, und doch steht die Hoffnung auf ein glückliches Leben für alle an erster Stelle. Robin-Jessica Sanzo beschäftigt sich mit jedem Menschen persönlich. Sie erklärt, dass ihr Ansatz das Potenzial nutzt, das der Mensch bereits in sich trägt. Die Herangehensweise beinhaltet also nicht, dass es ein festes Muster oder eine Anleitung gibt, in die jemand hineingepresst wird. Coaching bedeutet vielmehr Hilfe zur Selbsthilfe. Das Prinzip des Coachings und auch die Begrifflichkeit waren lange hauptsächlich aus dem Sport bekannt. Dort haben Leistungssportler Coaches, die sie auch psychologisch betreuen und auf Wettkämpfe vorbereiten. Übersetzt man Coach im ursprünglichen Wortsinn, findet man die Bedeutung Kutsche. Dieses Bild nutzt auch Sanzo. „Man kann sich das vorstellen wie einen Kutscher", sagt sie. „Ich gebe einfach die Richtung ein bisschen vor." Dabei arbeitet sie mit Fragen, die sie ihrem Gegenüber stellt, wodurch ein lösungsorientierter Prozess im Menschen selbst angeregt wird. Damit will sie, ohne dabei Vorgaben zu machen, im Coachee neue Impulse und neue Blickwinkel zum Vorschein bringen, die als Anstoß für die positiven Veränderungen dienen.
„Ich gebe die Richtung ein bisschen vor"
Warum es eine große Nachfrage an ihrem Angebot gibt, erklärt sie sich durch verschiedene Faktoren. „Viele Menschen trauen sich nicht, in ihrem Umfeld über Probleme zu sprechen", sagt Sanzo. Sie selbst sei in diesem Kontext als Coach einfach eine neutrale Person, die beim Lösen der Probleme hilft und der man ohne Scham begegnen kann. Grundsätzlich wächst der Bedarf an Coaching und Therapieangeboten in der Gesellschaft immer rasanter. „Es entwickelt sich alles in die Richtung höher, schneller, weiter. Das sieht man ja auch bei den Social Media, es muss immer alles perfekt sein. Der gesellschaftliche Druck ist enorm groß", sagt sie. Und sie ergänzt: „Man macht sich den Stress letztendlich auch selbst." Das weiß sie aus Erfahrung, und sie erwähnt, dass auch sie selbst nicht immer vor diesen Situationen gefeit ist. Immer alles richtig machen zu wollen und dabei immer auf der Suche nach Anerkennung zu sein, darin sieht sie einen der Hauptgründe für die immer weiter steigende Anspannung der Menschen und die letztendliche Orientierungslosigkeit. Den Ursprung für das Missverhältnis sieht sie im Widerspruch zwischen außen und innen: „Faktoren wie Anerkennung sucht man immer außen. Aber wir haben verlernt, dass wir uns selbst das alles geben können. Wenn wir immer alles ins außen legen, werden wir unglücklich." Das Glück im Inneren zu finden, darauf kommt es an. Happiness eben. Denn von einem äußeren „Luck" sollte sich niemand abhängig machen.
Ein wenig musste Robin-Jessica Sanzo selbst suchen, bis sie ihr Glück und ihren Traumberuf gefunden hat. Die 29-Jährige ist im Saarland geboren und aufgewachsen. Mit ihrer Heimat ist sie eng verbunden, deshalb hat es sie nie an einen anderen Ort verschlagen. Obwohl Reisen eins ihrer größten Hobbys ist, zieht es sie immer wieder in die Heimat. In ihrer Wohnung in Güdingen hat sie es schön, dort wohnt sie modern, ansprechend und aufgeräumt. Die Gegend ist idyllisch, nebenan läuten die Kirchenglocken. Hier bereitet sie Podcasts, Blogartikel und Online-Seminare vor. Überhaupt läuft vieles online. Das Coaching selbst kann digital per Videochat stattfinden. Wer nicht nach Saarbrücken kommen kann, für den bietet sie diese virtuelle Möglichkeit an und hat so bereits mit Menschen aus ganz Deutschland gearbeitet.
„Das, was ich jetzt mache, habe ich aber nicht von Anfang an gefunden", sagt Sanzo, die im Jahr 2011 zur Miss Saarland gewählt wurde. Denn nach der Schule kommt für sie erst einmal ganz klassisch eine Ausbildung. Anschließend hängt sie die Studien Ernährungsberatung und Prävention und Gesundheitsmanagement an. Gesundheit ist ihr schon immer wichtig gewesen, das betont sie. Zur körperlichen Gesundheit gesellt sich bei ihrer aktuellen Tätigkeit nun auch das geistige Wohlergehen. Nicht nur ihr eigenes, sondern auch das der Menschen, die zu ihr kommen, um sich coachen zu lassen.
„Der Mensch denkt oft in Schubladen"
Sanzo weiß, wovon sie spricht. Sie erzählt, dass das mentale Training sie selbst vor einigen Jahren an einem Punkt in ihrem Leben enorm gestärkt hat, an dem sie nicht weiterwusste. Daraus hat sie neue Kraft geschöpft und sich dazu entschieden, das Thema zu vertiefen und sich zum Mentalcoach ausbilden zu lassen. Um sich selbst die Frage zu beantworten, ob sie damit auf dem richtigen Weg ist, hat sie auch ihr Umfeld einbezogen. „Ich habe mich gefragt, was schätzen meine Freunde und meine Familie an mir? Was sind meine eigenen Stärken?" Sie holt sich die Rückmeldung ihres Umfelds ein, das ihr bestätigt, dass ihre empathische Art und auch die nötige Fähigkeit zur Zurückhaltung genau zum Coaching passen. Das sei wichtig, sagt Sanzo. „Der Mensch denkt ja oft in Schulbaden. Eine notwendige Fähigkeit ist es, seine eigenen Denkmuster zu durchbrechen und neutral damit umzugehen, um die nötige Weitsicht zu haben." Schon in der Jugend war diese Fähigkeit bei ihr ausgeprägt. „In der Schule gibt es ja immer die Coolen und die nicht so Coolen", sagt sie und lacht. „Und ich glaube, ich war einfach immer mittendrin, weil ich mich nie zu einer Gruppe habe hinreißen lassen." An ihre Kindheit erinnert sie sich gern zurück, ihren Eltern verdankt sie ihr Urvertrauen, das ihr dabei hilft, zufrieden durchs Leben zu gehen.
Für die Zukunft wünscht sich Robin-Jessica Sanzo, dass sich jeder traut, das Thema Achtsamkeit oder mentale Stärke anzusprechen und dass das Wissen darüber frei zugänglich ist, vielleicht sogar in Form eines Schulfaches. Eine positive Entwicklung sieht die ehemalige Miss Saarland schon, beispielsweise bei der aktuellen Miss-Germany-Wahl. Hier hat das Bild der „Authentic Woman" die klassische Schönheitskönigin immer weiter abgelöst, das begrüßt Sanzo. Statt Aussehen und Alter der Teilnehmerinnen soll nun das im Mittelpunkt stehen, was sie als Menschen ausmacht und was sie der Welt mitzuteilen haben.
Ihr persönliches Ziel für 2020 ist es, sich ihre Leichtigkeit zu bewahren. Am Ende des Besuchs bei ihr hält sie noch eine Überraschung bereit. Es gibt einen selbst gemachten Glückskeks mit einem kleinen Denkanstoß. Für einen Schritt in Richtung „Happiness".