Skinny Schnitte legen eine Pause ein. Zumindest in Sachen Lederhosen haben sich die Designer für einen lässigen Weitschnitt entschieden und setzen noch einen drauf, indem sie tief in den Farbtopf greifen.
Wer hätte das gedacht: Die viel geschmähte und zeitweilig sogar als Modesünde eingestufte Leggins hat sich laut den Stilexperten der „Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) zum prägendsten Kleidungsstück der Damenmode in den 2010er-Jahren gemausert. Doch derzeit hat das hautenge Stretch-Teil unerwartet starke Konkurrenz bekommen. Auch der ewige Klassiker Jeans muss sich einem neuen Herausforderer stellen. Denn die Lederhose hat ein phänomenales Comeback auf den internationalen Laufstegen gefeiert. Und zwar gerade nicht in der körperbetonenden, rockig-punkigen Variante à la Biker-Chick, wie wir es in den letzten Jahren gewohnt waren, sondern als Wide-Leg-Pant mit hohem Bund. Damit ist es den Designern gelungen, den Wunsch vieler Ladys nach Bequemlichkeit mit der wieder angesagten Eleganz zu verbinden. Und statt nur auf die sichere Bank Schwarz zu setzen, haben viele Labels diesmal bei den Lederhosenfarben einen mutigen Griff zur Farbpalette gewagt. Besonders Karamell ist auffällig häufig vertreten.
Im kommenden Sommer gesellen sich auch jede Menge pfiffige Röcke, Kleider, Shirts, Jumpsuits oder sogar Anzüge aus diesem Material dazu. Und zwar keineswegs nur von Marken wie Hermès oder Salvatore Ferragamo, bei denen Leder fester Bestandteil der hauseigenen DNA ist, sondern auch Top-Brands wie Burberry, Dior oder Céline. Das Label Bottega Veneta, das aktuell unter seinem neuen Chefkreativen Daniel Lee wieder mega-angesagt ist, wagte sogar eine Kombi aus Bikerjacke mit entsprechender Hose in Neuauflage.
Kurzum: Leder ist derzeit so angesagt wie selten zuvor, was die hohe Investition in ein entsprechendes Teil durchaus lohnenswert erscheinen lässt. Für Veganer mag das auch im Handel spürbare verstärkte Interesse an Lederklamotten ein Dorn im Auge sein. Doch solange auf der Erde der Fleischkonsum in immer gewaltigere Dimensionen aufsteigt, wird Leder als natürliches Nebenprodukt weiterhin anfallen. Es einfach wegzuwerfen, scheint daher keine sinnvolle Lösung zu sein. Die meisten Lederprodukte tragen den Stempel „Made in Italy", was aber laut der Stilkolumne „Bellevue" der „NZZ" keinen sicheren Anhaltspunkt für die Herkunft des Materials geben kann. Dort wird dem Leder meist nur der letzte Feinschliff verpasst, während das ursprüngliche Gerben unter Verwendung von häufig umweltbedenklichen Inhaltsstoffen in fernen Ländern über die Bühne geht. Das wachsende Ökobewusstsein vieler potenzieller Käufer hat daher laut „NZZ" große Marken oder Konzerne wie Chanel oder LVMH bereits dazu veranlasst, eigene Gerbereien aufzubauen oder zu erwerben. Wer dennoch die Finger vom Leder lassen möchte, für den gibt es längst auch diverse Kunstleder-Alternativen.
Investition lohnt sich
Doch zurück zu den Wide-Leg-Lederhosen, die in sämtlichen Mode-Journalen in Einmütigkeit gefeiert wurden. Dank lässigem Schnitt umspielen sie das Bein locker und lassen dabei dennoch wegen der hohen, schmalen Taille die Gesamtsilhouette optisch nicht zu weit wirken. Als Paradebeispiel führte „Harper’s Bazaar" ein schwarzes Modell von Gucci an, das aber derart voluminös gehalten ist, dass es bei jedem Schritt der Trägerin unübersehbar aufbauscht. Deutlich femininer ist dagegen die dunkelrote Hose von Salvatore Ferragamo. Auch mit der knallroten „Pantalon de Nîmes" von Jacquemus dürfte jede Frau zu einem Eyecatcher werden.
Für Sparfüchsinnen hat Urban Outfitters auf seiner Webseite ein schwarzes Modell zum Spottpreis von 59 Dollar im Angebot, auch wenn dessen Schnitt insgesamt deutlich weniger weit als bei der vorher genannten Luxushose ist. Zu Letzteren gehören dann wieder die Pluderhose aus schwarzem, glänzendem Kalbsleder von Alberta Ferretti oder die gelackte Variante von Giambattista Valli.
Auffällig ist jedenfalls, dass es in Sachen Farbgebung bei den neuen Lederhosen betont bunt zugeht, was sich übrigens bei Leder-Klamotten des kommenden Sommers fortsetzen wird. Das Magazin „Elle" hat auf den Laufstegen besonders die Farbe Karamell als Liebling vieler Designer für ihre Lederhosen ausgemacht und in diesem Zusammenhang besonders auf die Modelle von Tod’s, Acne Studios, Sportmax Altuzarra, Salvatore Ferragamo oder Petar Petrov hingewiesen.
Die lässige weite Hose wird mit möglichst körperbetonten Oberteilen kombiniert. Beim Schuhwerk wird zu einem Absatz geraten.