Mitten im März an den Jahreswechsel zu erinnern, mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen. Dabei holt uns jetzt der damals wohl am häufigsten geäußerte Wunsch ein. Nicht der allgemeine nach Glück, sondern der nach Gesundheit. Und das gleich doppelt. Wobei ich mit doppelt nicht die unerfindliche Weisheit der Menschen meine, gleichzeitig in panischer Angst vor Corona Spülmaschinentabs zu hamstern und zugleich vor höchsten Gerichten gegen eine Impfpflicht (Masern) zu klagen. Doppelt ist auch die Erfahrung, dank Corona einiges über den Zustand unseres Gesundheitssystems im allgemeinen zu erfahren, und gleichzeitig mit der Schließung von zwei weiteren Krankenhäusern im Saarland konfrontiert zu sein. Da soll einen mal kein mulmiges Gefühl beschleichen.
Wobei das wenig bis nichts mit Gefühl zu tun hat. Es ist das Ergebnis einer klar berechnenden Politik. Wobei „berechnend“ wörtlich zu nehmen ist. Schon mit der Einführung der Fallpauschalen im Krankenhaus war der Weg vorgezeichnet, dass kleinere Häuser „vom Markt“ verschwinden. Der „Markt“ ist in diesem Fall die Heimat in Wadern, Dillingen, Ottweiler oder Lebach. Ohne diesen Gemeinden und Städten zu nahe zu treten: Es sind nun mal allesamt nicht die Zentren, auf die sich alles konzentrieren soll. Wer jetzt überrascht ist, hat die Schlagzeilen um die Bertelsmann-Studie vor einem halben Jahr überlesen oder nicht ernst genommen: Statt 1.400 würden auch „deutlich unter 600“ Häuser reichen.
Ein Arzt, der selbst unverhofft als Patient in einem dieser Häuser landete, berichtete kürzlich im Deutschlandradio, wie er sich dort vorkam. In meinen Worten zusammengefasst: wie ein Werkstück. Wenig verwunderlich, erfährt man doch in der Diskussion viel über „Basisfallwerte“ und „Mindestmengen“. Patienten sind eine aussterbende Spezies. Der Deutsche Ethikrat hatte das übrigens kommen sehen, sprach von der Entwicklung des Patienten zum „pauschalierten Behandlungsfall“ und „Mittel für die Abrechnung“ und forderte konsequenterweise „eine primär am Patientenwohl ausgerichtete Krankenhausplanung“. Das war vor ziemlich genau vier Jahren. Ein paar Jahreswechsel später gilt weiter der ernst gemeinte Wunsch: Bleibt gesund!
POLITIK
Foto: picture alliance / dpa
Ziemlich krank
Politik - Kolumne
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