„In aller Freundschaft"-Drehbuchautor Andreas Püschel verrät, wie er als Jurist einst beim Kinderfernsehen landete. Jetzt legt der Berliner seinen ersten Roman vor.
Deutschlands beliebteste TV-Serie „In aller Freundschaft", der ZDF-„Bergdoktor", die Krimi-Doku „Verbrechen in Berlin" oder süße Rehe und witzige Affen in der Tiersendung „Panda, Gorilla & Co": Diese vollkommen unterschiedlichen Fernsehformate haben doch eine Gemeinsamkeit. Drehbücher beziehungsweise einzelne Szenetexte stammen von Andreas Püschel. Der Ex-Redakteur des Satireblatts „Eulenspiegel" arbeitete aber auch für „Hallo Onkel Doc" (Sat1) und schrieb mit Schauspielerin Franziska Troegner zwei Bücher. In ein Schubfach lässt sich der Berliner wahrlich nicht stecken. Studiert hat er noch mal etwas ganz anderes: Jura in Jena. Doch nach dem Abschluss als Diplom-Jurist wurde er erstmal Redakteur einer Wochenzeitung.
Im Herbst setzte Andreas Püschel noch einen drauf und veröffentlichte seinen ersten Roman „Doppelt währt am längsten" (Eulenspiegel-Verlag). In der witzigen Doppelgänger-Story liefert der Drehbuchautor überraschende Wendungen und zelebriert deutsche Sprache. Es ist ein köstlicher Roman über einen Rollentausch, der aus dem Ruder läuft. Zwei, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen, sind schließlich längst nicht dieselben Typen. Darauf fußt die Story, die sich vielleicht nur einer wie Püschel ausdenken kann: Mit Fantasie, Menschenkenntnis und einer gehörigen Portion Sarkasmus.
Filmarbeit und Buch sind gute Gründe, sich mit dem gebürtigen Thüringer auf einen Kaffee zu verabreden. Die Wahl fällt auf den Berliner Friedrichshain, genauer gesagt auf ein Lokal an der Karl-Marx-Allee. Ganz in der Nähe lebte der umtriebige Schreiber vor Jahrzehnten mal. Vom heutigen Wohnort in Berlin-Karlshorst sei das aber nur ein Katzensprung, meint er lächelnd.
Die erste Reporterfrage drängt sich förmlich auf: Wie in aller Welt wird man nach erfolgreichem Jurastudium Drehbuchschreiber? „Ganz so schnell ging das ja nicht. Eigentlich begann es schon damit, dass ich nicht wusste, was ich studieren sollte. Mein Vater riet zu Jura, ich folgte", so Püschel. Der spürt den eigenen Worten nach aber schnell, dass Rechtswissenschaften nicht sein Ding sind. Auch DDR-typischer Kastengeist bei Staatsanwaltschaft und Gerichten liegen dem gebürtigen Jenaer nicht. „Das war alles gegen meine Natur. Das merkte ich schnell", betont der Autor.
Der will sich nach dem Studium als Verlagsjurist bewerben, erfährt jedoch, dass es diese Stelle in der DDR so nicht gibt. Doch der Kontakt zur schreibenden Zunft ist hergestellt. Püschel steigt beim Wochenblatt „Horizont" ein, verfasst hier unter anderem Buch-Rezensionen. Dass er schreiben kann, weiß er da längst. „Ich hatte gute Deutschlehrer. In Aufsätzen war ich richtig stark", sagt der Wahlberliner, der schon früh Stefan Zweig und Thomas Mann liest.
Ausgelastet ist Andreas Püschel beim „Horizont" scheinbar nicht. Unter einem Pseudonym schreibt er parallel für den im Osten beliebten „Eulenspiegel". Dort verantwortet er bald die Gerichtsberichte. Püschels freche und flotte Schreibe spricht sich auch im DDR-Fernsehen rum. „In Adlershof bot man mir schließlich an, Moderationstexte für die Samstagabendshow ‚Ein Kessel Buntes‘ zu schreiben, beispielsweise für Sängerin und Entertainerin Carry Sass. Hinzu kamen Revuetexte für den Palast der Republik", erinnert sich der Tausendsassa.
Das „Kriminalmagazin" hob er mit aus der Taufe
Im Café an der Karl-Marx-Allee springt Andreas Püschel zwischen den Zeiten, zwischen Serie und Film, zwischen DDR, BRD und geeintem Deutschland. Über manches Histörchen berichtet er ausführlich, über andere Episoden im Zeitraffer. Ab und an schaut er hinaus auf die Prachtstraße und nippt am Latte Macchiato. Einen morgendlichen Snack braucht er auch zu Hause nicht, wie er sagt. Daheim in Karlshorst falle das Frühstück einfach aus. „Vollkornbrot und Kaffee sind wichtig. Manchmal mache ich mir auch Porridge." Dass der Haferbrei für ihn ein Hochgenuss sei, könne er allerdings nicht behaupten.
Noch ein Schluck Kaffee, dann plaudert Püschel weiter über seine ungewöhnliche Karriere. Die beschleunigt er erneut, als er 1986 Erfolgsregisseur Günter Meyer („Spuk unterm Riesenrad") trifft. Fortan schreibt der Karlshorster auch fürs Kinderfernsehen Drehbücher, unter anderem für „Sherlock Holmes und die sieben Zwerge" oder „Bahnhof für Robert". „Letzteres war eine Weihnachtsgeschichte, die übrigens am Bahnhof Wandlitz in Brandenburg gedreht wurde." Ein anderes Filmset lag mal in Hoppegarten, unweit der bekannten Galopprennbahn. „Das war für ‚Jugendanwalt Wolkenstein‘ mit Helmut Zierl, eine Sat1-Serie, für die ich ein Drehbuch beisteuerte."
Bei diesem Dreh war er dabei, was Produktionsfirmen ansonsten nicht gern sehen. „Schauspieler bekomme ich nur selten zu Gesicht, höchstens zu Weihnachtsfeiern und auf Sommerfesten der Filmfirmen", plaudert der Drehbuchautor aus dem TV-Nähkästchen. Das Ergebnis seiner Arbeit sehe er meist erst Monate später. „Bei mir daheim im privaten Fernsehgerät", so die überraschende Auskunft. Eine Art Endabnahme von Filmen oder Serienfolgen mit ihm gebe es nicht. Der 65-Jährige nimmt es locker. Vor Ort am Set stünden ohnehin andere Dinge im Vordergrund, beispielsweise Licht und Wetterverhältnisse. Ihren Text müssten die Filmkünstler dann eh drauf haben.
Zu den Filmfirmen habe er einen guten Draht. Das gelte besonders für die Saxonia Media, die den ARD-Dauerbrenner „In aller Freundschaft" produziert. Schon seit 1999 ist Andreas Püschel als Drehbuchschreiber dabei. Zwar unterliege das Dialogschreiben für TV-Serien heute etlichen Vorgaben. Aber die Arbeit macht Püschel seinen Worten nach immer noch Spaß.
Für den Drehbuch-Quereinsteiger wird auch die rbb-Reihe „Täter, Opfer, Polizei" ein großer Erfolg. Das „Kriminalmagazin" hob Püschel 1992 mit aus der Taufe. Mit Moderator Uwe Madel schrieb er dazu das an das Sendeformat angelehnte Buch „… und achten Sie auf Ihr Handgepäck!" Für „Täter, Opfer, Polizei" hält der studierte Jurist immer engen Kontakt zu Brandenburger Polizeipräsidien. Privat ist er bis heute gern in der Mark unterwegs. „Wir haben Freundschaften im Oderbruch und in Wandlitz, lebten selbst mal im Berliner Umland, in Hoppegarten und Woltersdorf", erklärt der Autor. Heute fühle er sich allerdings im Karlshorster Kiez am wohlsten. Besonders schätze er die Nähe zur City.
Sein Roman „Doppelt währt am längsten" lag schon einige Jahre in der Schublade, ist zu erfahren. Doch weil immer neue und an Termine gebundene Filmtexte anstanden, sei das Buch bis 2019 auf der Strecke geblieben. Hätte Püschel noch einen Wunsch frei, würde er gern mal das Skript für eine romantische Komödie schreiben. „Das wäre noch so ein Traum, und Ideen hätte ich einige."