Alexander Lorch aus Dudweiler hat 2020 viel vor. Dass das Coronavirus ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen will, juckt ihn nicht. Der 24-jährige Box-Profi will möglichst schnell Deutscher Meister werden und anschließend erstmals um einen internationalen Titel kämpfen.
Alexander Lorch hat als Box-Profi eine weiße Weste. Mitte Februar fuhr der Halbschwergewichtler aus Dudweiler im dritten Kampf den dritten Sieg ein. Dabei setzte er sich im Rahmen eines Nachholtermins in Mühlheim-Kärlich mit einem technischen K.o. in der zweiten Runde gegen den mehrfachen litauischen Meister Mingalus Macius durch. Ursprünglich sollte der Kampf im Oktober 2019 stattfinden, doch die Veranstaltung war aufgrund krankheits- und verletzungsbedingter Ausfälle kurzfristig abgesagt worden.
Auch der weitere Fahrplan des saarländischen Talents gerät gerade ins Wanken. Dieses Mal allerdings aufgrund des grassierenden Coronavirus. Eigentlich hätte der 24-jährige gelernte Elektriker am Samstag, 21. März, im Rahmen eines internationalen Boxabends in der heimischen Sporthalle „Auf den Kitten" des ASC Dudweiler seinen nächsten Kampf gehabt. Doch der wurde kurzfristig abgesagt. „Liebe Freunde des Boxsports, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir die für den 21. März geplante Veranstaltung in Dudweiler auf einen neuen Termin verschieben müssen", heißt es in einer Mitteilung der Organisatoren: „Die Maßnahmen, welche die Behörden auferlegen, machen auch vor uns nicht Halt und zwingen uns zu diesem Schritt." Weitergehen sollte es danach am 6. Juni in Saarbrücken mit einem Titelkampf um die Deutsche Meisterschaft. Im Falle des Titelgewinns könnte im Herbst 2020 sein erster Kampf um einen internationalen Titel anstehen. Ob die Kämpfe wie geplant stattfinden können, entscheidet sich wohl kurzfristig.
Gegnersuche gestaltete sich schwierig
Noch kurzfristiger entschied Alex Lorch seinen letzten Kampf für sich. Trotzdem beteuert er: „Mingalus Macius war kein Fallobst. Er war technisch sehr gut, weshalb ich schon in der ersten Runde alles zeigen musste. Aber genau das wollten wir auch – eine richtige Prüfung", sagt Lorch über den Kampf vor wenigen Wochen, den er trotzdem vorzeitig mit einem Leberhaken beendete. Mit „wir" meint Lorch seinen Vater und Trainer Uwe, der selbst Deutscher Meister im Cruisergewicht war und immer noch als internationaler Ringrichter tätig ist. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Aber so ein Leberhaken ist halt auch sehr schmerzhaft", weiß Lorch und ergänzt: „Das Ziel, vorzeitig zu gewinnen, habe ich damit erreicht." Hätte er seinen Gegner nicht schon so früh so empfindlich getroffen, hätte der Kampf maximal über acht Runden gehen können. „Weil es der erste Acht-Runden-Kampf meiner Karriere gewesen wäre, musste ich mich entsprechend hart darauf vorbereiten", blickt Lorch auf zahlreiche intensive Sparring-Einheiten über die mögliche Maximaldistanz zurück. „Ehrlich gesagt wussten wir über den Gegner vorher gar nichts", gibt Vater Uwe zu: „Das führt schon zu einer mentalen Belastung bei Alex – und auch bei mir. Aber es hat geklappt, von daher waren wir zufrieden."
Nach nur einer Woche Regenerationszeit startete Lorch Junior in die Vorbereitung auf seinen geplanten ersten Heimkampf in Dudweiler. Drei intensive Wochen lang wurde sechsmal pro Woche überwiegend die Ausdauer trainiert. Schließlich wäre es der erste Kampf über maximal zehn Runden gewesen. „Fünf Wochen gezielte Vorbereitung sind noch völlig in Ordnung. Das war schon alles bewusst so geplant", versichert Lorch und erklärt: „Es wäre einfach wichtig, die nächsten Kämpfe machen zu können, weil fünf Profikämpfe die Voraussetzung dafür sind, dass ich am 6. Juni um die internationale Deutsche Meisterschaft boxen kann." Dieser Kampf soll in der Scharnhorsthalle in St. Arnual ausgetragen werden. Gegner ist der 44-jährige Jürgen Manger aus Rheinland-Pfalz, der wie Alex Lorch bisher alle Profikämpfe gewonnen hat. Allerdings ist Manger fast doppelt so alt wie Lorch. „Wahrscheinlich geht es da richtig zur Sache", mutmaßt der Saarländer und auch sein Vater Uwe weiß: „Augenhöhe ist gut. Normalerweise ist der ein Augenpaar über Alex angesetzt. Er hat alle fünf Profikämpfe durch K.o. gewonnen."
im Herbst ein internationaler Kampf?
Bevor ihm Alex die erste Niederlage beibringen könnte, muss ein Ersatztermin für das von den Lorchs selbst organisierte internationale Box-Event am 21. März gefunden werden. Fest steht: Ein klassischer Heimkampf wird es dann nicht mehr sein: „Da wir nach wenigen Tagen ausverkauft waren, konnten viele Anfragen nach Tickets nicht mehr berücksichtigt werden. Für den neuen Termin werden wir deshalb in eine größere Halle umziehen, sodass nach Bekanntgabe des neuen Termins zusätzliche Tickets zur Verfügung stehen werden", erklärt Uwe Lorch und stellt klar: „Alle bereits erworbenen Tickets behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit." Ob die Zusage des Gegners gültig bleibt, ist offen. Die Gegnersuche für Alex gestaltete sich dieses Mal ohnehin schon schwieriger als sonst. Zur Schwierigkeit, eine passende sportliche Herausforderung zu finden, kassierten die Lorchs schon im Vorfeld zahlreiche Absagen wegen des sich verbreitenden Coronavirus. „Einige haben direkt abgesagt, andere wollten wegen des vermeintlich höheren Risikos mehr Geld, was allerdings das Budget gesprengt hätte", berichtet Uwe Lorch, der schon froh war, mit dem 25-jährigen Antonio Zovak aus Serbien und dem 34-jährigen Branislav Dosenovic aus Bosnien und Herzegowina zwei gute Gegner gefunden zu haben. Zwei, damit der Kampf auch dann hätte stattfinden können, wenn einer von ihnen kurzfristig abgesagt hätte. Diese Sorge hat sich nun vorerst erübrigt. Oder verschoben. „Ich gehe grundsätzlich positiv an neue Aufgaben heran. Ich bereite mich auch ganz gezielt nur von Kampf zu Kampf vor", sagt Alexander Lorch und merkt an: „Man muss halt auch die übergeordneten Ziele schon vor Augen haben." Und eines dieser Ziele des jungen Boxers, der für den ASC Dudweiler schon über 50 Amateur-Kämpfe (37 Siege) bestritt und mehrfach Saarlandmeister wurde, ist die WBF International-Meisterschaft. Diesen Titel holte einst schon der Kleinblittersdorfer Jürgen Doberstein ins Saarland.