Alle For-Future-Initiativen kämpfen für die Zukunft unseres Planeten. Doch ihre Visionen fallen unterschiedlich aus.
Warum man Fridays unbedingt unterstützen sollte, liegt für Dr. Gregor Hagedorn, Wissenschaftler am Museum für Naturkunde Berlin und Gründer der Scientists for Future-Bewegung auf der Hand. „In fast allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen fahren wir mit Hochgeschwindigkeit in die falsche Richtung", betont Hagedorn. Neu ist diese Erkenntnis nicht. Die Wissenschaft hätte schon lange vor den verheerenden Folgen, die mit den Veränderungen des Klimas zusammenhängen, gewarnt, erzählt Hagedorn. Nur kamen die Warnsignale bislang nicht in der Gesellschaft an. „Bis dieses Thema von den Fridays aufgegriffen wurde". Für Hagedorn war das ein Signal, sich den jungen Menschen in ihrem Kampf für das Klima anzuschließen. Unter der Überschrift „Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt" veröffentlichte die Initiative Scientists for Future am 12. März 2019 ihre erste Stellungnahme auf gleich mehreren parallel laufenden Konferenzen in Berlin, Wien und Graz. Renommierte Wissenschaftler aus der ganzen Welt sprachen an diesem Tag ihre Solidarität mit den Fridays-for-Future-Protesten aus und veröffentlichten eine in gleich mehreren Sprachen übersetzte Stellungnahme mit den 25 wichtigsten Fakten zum Thema Klimawandel. Auch nach einem Jahr bleibt die Initiative Scientists for Future aktuell und untermauert ihre Kernthesen mit weiteren, frisch erschienenen Publikationen.
Auch Eltern – Parents for Future – und Großeltern – Grandparents for Future – der Demonstranten gehen seit einem Jahr auf die Straße, um der jungen Generation in ihrem Kampf gegen den Klimawandel zu helfen. Mit regelmäßigen Vorträgen, Appellen und Petitionen möchten sie den Druck auf die Politik erhöhen, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen. Die fundierte Grundlage dazu liefert die Scientists for Future-Bewegung.
Parents, Artists, Scientists und Change for Future
Change for Future geht dagegen einen etwas anderen Weg. Diese Initiative bietet gleich 24 unterschiedliche Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit, Konsum, Ernährung, Energie und Mobilität an. Die Interessenten wählen zwischen solchen Projekten wie beispielweise Energiewende, Tausch-Partys, Recycling oder Kochen und Gärtnern. Dabei werden nicht nur einzelne Personen angesprochen. Auch Gruppen und Kommunen haben die Möglichkeit, sich gemeinsam an dieser Initiative zu beteiligen. Das vergangene Jahr nutzte die Initiative, um sich breiter aufzustellen und mehr Anhänger zu gewinnen.
Etwas nachlegen könnte dagegen die Entrepreneurs for Future-Initiative. Unter dem Slogan „Wirtschaft will mehr Klimaschutz" unterzeichneten bis jetzt 4.506 Unternehmen eine gemeinsame Stellungnahme für „schnellere und bessere Klimaschutzmaßnahmen." Doch seit dem Ende des vergangenen Jahres ist es etwas stiller um die Entrepreneurs for Future geworden. Es gibt kaum noch Aktivitäten, auch unter der Rubrik „Aktuelle Termine" der offiziellen Seite wird man nicht fündig.
Bei den Artists for Future sieht es übrigens nicht wesentlich besser aus. Zwar hätten sich anfänglich Hunderte Künstler mit der Fridays-Bewegung solidarisiert – zu der Künstlerbewegung zählen unter anderem Michael „Bully" Herbig, Volker Pispers, Konstantin Wecker und Nora Tschirner – um den Druck auf die Politik zu erhöhen, doch die anfängliche Euphorie flaute relativ schnell ab. Die Webseite der Artists ist verwaist. Abgesehen von der ersten Petition findet man nichts. „Kunst reflektiert und schafft gesellschaftliche Realitäten. Oder stellt sie infrage. Deshalb tragen wir eine Mitverantwortung für das, was gesellschaftlich als normal wahrgenommen wird", lautet die Begründung für das politische Engagement. Klare Ziele und eine mögliche Strategie, diese zu erreichen, sucht man dagegen vergebens.