In der kommenden Frühjahrskollektion geht es bossy zu, denn der Blazer ist zurück. Allerdings nicht in der gewohnt schlichten Variante, sondern mit betonten Schultern. Die 80er-Jahre sind zurück und mit ihnen die Schulterpolster. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Mausern sich die neuen Blazer zum Liebes- oder Hassobjekt?
Wir finden – absolut zur neuen Liebe! Warum? Na, weil die Blazer es endlich geschafft haben, das angestaubte Büro-Image abzulegen und sich raustrauen auf die Straße. Das haben sie allerdings nicht nur den Schulterpolstern zu verdanken, sondern auch den vielen neuen Schnitten. Die Blazer sind jetzt mit großem Revers versehen, lassen den Blick frei auf einen XXL-Halsausschnitt und schenken der Taille mehr Form. Heraus kommt die heißbegehrte Sanduhr-Silhouette! Um die noch zu verstärken, empfehlen die Modeexperten der „Elle", einfach einen schmalen Gürtel zu tragen. Der schmeichelt nicht nur der schlanken Taille, er nimmt dem Blazer auch die Ernsthaftigkeit und macht ihn ausgehfein. Bei Bershka und Topshop sind die passenden Gürtel sogar gleich mit dabei.
Wer selbst stylen mag, der sollte darauf achten, dass die Gürtel nicht zu breit ausfallen und die Schnallen nicht zu sehr ins Auge stechen. Modelle aus Leder oder Stoff eignen sich hier hervorragend, um dem Blazer noch mehr Form zu verleihen. Darunter passt – wer hätte das gedacht – einfach eine Jeans. Schließlich wollen die neuen Blazer nicht nur langweilig mit ins Büro, sondern lieber etwas erleben. Das können Sie jetzt in Kombination mit schlichten Denim-Stoffen in Blau, Grau oder Schwarz. Die sind nicht nur lässig und bequem, sie geben auch gleich einen Teil ihrer Lässigkeit an den Blazer ab.
Bei Instagram möchte den Look plötzlich jeder nachstylen, so scheint es jedenfalls. Wem Jeans nicht gefallen, der kombiniert die Blazer kurzerhand zu bodenlangen Röcken, kurzen Bermudas oder Hotpants. Besonders (auf)reizend wirkt das Ganze, wenn der Blazer eine Spur länger ausfällt als das Beinkleid. Dann darf er auch ruhig offen daherkommen und muss nicht mit Gürtel und/oder Knöpfen verschlossen sein. Darunter kombinieren gewiefte Influencer wie Aylin Koenig übrigens einfach ein enges Top oder einen körperbetonten Rollkragenpullover, schon geht es raus in den Frühling.
Kein Wunder, dass sich die neuen Blazer schnell zum absoluten Lieblings-Keypiece im Kleiderschrank mausern. Da kommen die Designer kaum hinterher, immer neue Modelle auf den Markt zu bringen. Schöne und zugleich ausgefallene Beispiele hat da Mugler zu bieten. Hier setzen die kreativen Köpfe auf dramatisch spitze Schulterpolster und satte Farben wie ein tiefes Blau aber auch Rosa.
Schulterpolster kann man auch separat kaufen und „einlegen"
Neben Blazern verpassen die Designer auch Jacken, Mänteln und Blusen kurzerhand Schulterpolster. Darunter tragen die Models zugegebenermaßen wenig. Dabei ließe sich das eine oder andere Stück wunderbar abwandeln und damit straßentauglich machen. Wie das aussehen kann, zeigen Versace, Max Mara und Marc Jacobs. Hier spielen die Designer mit locker fallenden Stoffen aus Baumwolle, Samt oder Tweed. Letztere sind an kühlen Frühlingstagen ideal, denn dann reicht der Blazer aus, um warmzuhalten und die Jacke bleibt zu Hause. Neben einfachen Blazern und Blusen sind monochrome Hosenanzüge ein großes Thema auf den Catwalks. Da muss man nicht lange überlegen was zusammenpasst und ist mit nur einem Griff in den Schrank gleich perfekt angezogen. Prints sind dieser Tage vielfältig vertreten, neben klassischem Karo-Schick und dezenten Streifen sind teils kräftige Nuancen in buntem Muster-Mix zu sehen. Da findet sich bestimmt für jeden Geschmack etwas.
Doch was ist, wenn das Geld für ein schickes Teil mit Schulterpolstern aus dem Modehaus nicht reicht, geschweige denn für ein sündhaft teures Designer-Modell? Auch das ist kein Problem, denn die Polster gibt es separat zu kaufen, für unter fünf Euro. Neben Schwarz und Weiß gibt es auch Nude-Töne zu kaufen, denn die fallen am wenigsten auf und schmiegen sich praktisch unsichtbar unter den Stoff des Blazers an. Praktisch sind Schulterpolster mit Haftverschlüssen. Durch sie bleiben die Polster an Ort und Stelle, sie lassen sich allerdings zum Waschen auch wieder leicht entfernen. Vielleicht ist der Trend ja auch in der nächsten Saison schon wieder vorbei? Dann spart man sich das Heraustrennen von eingenähten Polstern.
Dieser Look ist übrigens perfekt geeignet für den Birnen-Typ. Frauen mit einer schmalen Schulterpartie aber einem breiten Becken können sich so eine tolle Silhouette zaubern. Die Schultern wirken breiter, was wiederum das Becken schmaler erscheinen lässt.
Oft machen Designer bei den aktuellen Trends ja Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Doch in Sachen Schulterpolstern scheint man sich einig zu sein, die sind toll für sie und ihn. Bereits in der letzten Herbst-Wintersaison haben bekannte Designer wie Bottega Veneta und Raf Simons ihre Male-Models in ausgepolsterten Mänteln, Jacken und Blazern über die Laufstege geschickt. Und die dürfen auch zum modischen Saisonstart 2020 ruhig im Schrank bleiben. Vielleicht in etwas luftigerer Variante, aber Schulterpolster bleiben ein großes Thema. Hoffentlich fällt da die vermeintlich starke Schulter zum Anlehnen nicht wie ein Kissen in sich zusammen!
Bei all der Liebe, wo bleibt der Hass? Auch dem wollen wir uns hier schließlich stellen und – zugegeben – Schulterpolster spalten die Lager. Hier gibt es keinen Mittelweg, entweder sie finden ihren festen Platz im Kleiderschrank oder sie verschwinden direkt im Altkleidercontainer. Die Polster lassen den Look stets etwas kantig wirken, für zierliche Frauen ist er daher nicht immer ideal zu tragen. Wer klein ist, den lassen die Polster optisch noch etwas schrumpfen. Große Frauen wirken hingegen schnell wie unnahbare Amazonen. Da muss der Schnitt des Blazers das Gesamtbild retten. Männern sagt man nach, dass breite Schultern nicht unbedingt ihrem Beuteschema entsprechen, wohingegen sie gern bei sich selbst optisch nachhelfen. Da braucht es Selbstbewusstsein, sich zur Diva zu stylen. Eigentlich nicht verwunderlich, dass einem dabei vor allem starke Frauen aus den 80er-Jahren ins Gedächtnis kommen, wie Jane Fonda zum Beispiel oder Grace Jones. Trotzdem bleiben wir dabei, mit aufregendem Make-up und Wallemähne machen die Polster ordentlich was her und sind bequem zu tragen. Deshalb, nur Mut! Vielleicht ist dieser Modetrend ja schon schneller wieder vorbei als uns lieb ist?