In Zeiten von Corona und damit einhergehenden Kinoschließungen erfreuen sich Streamingdienste noch größerer Beliebtheit als sowieso schon. Die sozialen Medien bestätigen – Leute, die zu Hause bleiben, lechzen nach Serien-Empfehlungen. Diese Seiten erheben nicht den Anspruch auf absolute Aktualität, sondern darauf echte Tipps zu sein: „Dracula" bei Netflix.
Eine Info vorweg: Der Trailer zur Serie wird ihr keineswegs gerecht. Er ist in der Tat recht inhaltslos und wenig ansprechend, um nicht zu sagen langweilig. Und somit das genaue Gegenteil der Serie. Um schon vorher zu verraten, in welche Richtung das Ganze geht: Das Drehbuch stammt aus der Feder jener, die auch für die Serie „Sherlock" mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman verantwortlich zeichnen. Allein diese Tatsache sollte nun schon bei einigen Lesern Interesse geweckt haben.
„Dracula" ist eine britische Miniserie mit dem dänischen Darsteller Claes Bang in der titelgebenden Hauptrolle. Eine hervorragende Wahl. Die Fernsehserie besteht aus einer Staffel mit drei Episoden in Spielfilmlänge. Und doch sind 90 Minuten irgendwie zu kurz. Und drei Folgen definitiv zu wenig. Als Vorlage der Serie dient der 1897 veröffentlichte Roman „Dracula" von Bram Stoker – aber worum geht es genau?
Teil eins spielt im Jahr 1897
Die Handlung des ersten Teils spielt 1897 im Königreich Ungarn. Wir sehen einen Mann, der nicht nur völlig entstellt, sondern auch verstört zu sein scheint und dessen Lebensatem stückchenweise zu schwinden scheint. Es ist der Anwalt Jonathan Harker (John Heffernan), der Obdach bei der Ordensschwester Agatha van Helsing (Dolly Wells) gesucht hat. Er ist Graf Dracula entkommen. Im Auftrag seiner Kanzlei sollte er den Grafen auf seinem Schloss in Transsylvanien aufsuchen, um dessen Erwerb von Grundstücken in England abzuschließen und bei seinem Umzug nach England behilflich zu sein. Es wird schnell klar, dass Dracula andere Pläne mit ihm hat. Er hält Harker einen Monat lang auf seinem Schloss gefangen, wobei er sich von ihm ernährt und seine Erinnerungen und sein Wissen übernimmt. Auf diesem Weg nährt sich Dracula seit jeher und somit wächst auch seine Überlegenheit den Menschen gegenüber. Aber Harker gelingt es zu entkommen. Als er erwacht, findet er sich, physisch schwer gealtert und verändert in dem Kloster in Budapest wieder. Ordensschwester Agatha befragt und untersucht ihn akribisch. Außerdem trifft er dort auf seine als Nonne verkleidete Verlobte Mina Murray, die von den Ordensschwestern kontaktiert wurde, doch durch das Trauma kann sich Jonathan nicht mehr an ihr Gesicht erinnern. Es stellt sich heraus, dass Harker untot ist und früher oder später ebenfalls Menschen anfallen wird. Dracula greift das Kloster an und nimmt dieses Mal Schwester Agatha gefangen …
Der zweite Teil spielt auf dem Schiff Demeter. Dieses schippert von Rumänien nach England. Mit an Bord sind Dracula und die von ihm gefangene Schwester van Helsing. Im Laufe der Überfahrt kommt es, wie es kommen muss, Dracula ermordet alle von ihm auf Umwegen hierher gelockten Passagiere, um seinen Blut- und Wissensdurst zu stillen. Van Helsing möchte er sich bis zum Schluss aufheben. Sie wiederum versucht natürlich lebend von dem Schiff zu kommen. Ob es ihr gelingt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden …
Das tiefgründige Drehbuch begeistert bis zuletzt
Dann gibt es noch den dritten und letzten Teil. Er spielt 123 Jahre später in unserer Gegenwart. Der berüchtigte Vampir wird auf dem Meeresgrund von Wissenschaftlern entdeckt und aus seinem Tiefschlaf erweckt. Diese Wissenschaftler arbeiten für eine Stiftung, die von Mina Murray – wir erinnern uns an den Namen aus Teil eins – die Verlobte des Anwalts Harker – nach ihrer Rückkehr nach England im Andenken an ihren Verlobten gegründet worden ist. Er wird dann in einem Labor festgehalten, wo er studiert werden soll. Die private Stiftung wird von Zoe Helsing, einer Nachfahrin der Ordensschwester Agatha, geleitet. Mit dieser Situation wird sich der Graf nicht abfinden und sucht einen Weg zu entkommen. In Freiheit lernt er die eitle Lucy Westenra kennen, die ihn freiwillig ihr Blut trinken lässt und eine Art Beziehung zu ihm unterhält. Zoe Helsing, die in der Zwischenzeit enträtselt hat, warum Dracula sich vor Sonnenlicht und dem Kreuz fürchtet, enthüllt ihm kurz nach Tagesanbruch ihr Wissen. Zwischen den beiden entsteht ein aufschlussreicher Dialog, der Draculas Geheimnis zutage bringt.