Vier Jahre lag es im Dornröschenschlaf, wechselte mehrmals den Besitzer. Jetzt wird das stillgelegte evangelische Krankenhaus in Zweibrücken reaktiviert – als Notfallklinik für Covid-19-Patienten.
Seit 2016 ist es geschlossen, erst kürzlich wurde es an einen Investor verkauft: Das ehemalige evangelische Krankenhaus in Zweibrücken wird in Zeiten der Covid-19-Pandemie wieder reaktiviert.
Heizung, Strom, Wasser, Druckluft, Vakuum, Sauerstoff: Damit das alles funktioniert, haben Krisenstab, Klinikbetreiber, Stadt und Unternehmen in nur einer Woche die komplette Krankenhaus-Infrastruktur für den Notfall vorbereitet. Rund 70 Plätze sollen Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssen, zusätzlich zur Verfügung stehen.
Lothar Schneider von der FAMIS ist in dieser Zeit ein viel gefragter Mann. Als Objektmanager im ehemaligen Krankenhaus in der Oberen Himmelsbergstraße in Zweibrücken ist er mitverantwortlich dafür, dass die Krankenhaus-Infrastruktur von null auf 100 Prozent hochgefahren wird. Im Telefonat mit FORUM betont er, dass er so eine Notsituation noch nicht erlebt habe – während schon wieder sein Handy klingelt. Die Reinigungskräfte der Stadt sind an diesem Freitag dran, säubern und desinfizieren die ehemalige Intensivstation, Gynäkologie, Ambulanz, Notaufnahme sowie die einstigen Arztbüros und Bereitschaftsräume. Gleichzeitig räumt das Nardini-Klinikum, das in der dritten Etage noch über Belegbetten verfügt, das Feld. Das Erdgeschoss mit einem Radiologen und medizinischem Versorgungszentrum bleiben in Betrieb. Zudem wurde noch ein „Drive-in" für Corona-Tests auf dem Parkplatz errichtet.
Die Sauerstofftanks wurden bereits Anfang der Woche gefüllt. Die Firmen Pitschel für Heizung und Sanitär, Dräger für die medizinischen Gerätschaften, Siemens für die Brandmeldeanlage, Technisches Hilfswerk und FAMIS für Elektroinstallationen sowie als Objektbetreiber haben rasch reagiert. „Sonst wäre das in dieser kurzen Zeit gar nicht möglich gewesen", so Schneider.
Infrastruktur trotz Stillstand gepflegt
Dass das überhaupt machbar war und die Wahl des Krisenstabs auf dieses Krankenhaus fiel, ist vor allem auch dem Umstand geschuldet, dass die Infrastruktur trotz Stilllegung gepflegt wurde.
Im Frühjahr 2017 hat FAMIS neben Betrieb, Wartung und Instandhaltung der technischen Anlagen wie Heizung, Klima, Lüftung, Elektro und Dampfversorgung auch die Stillstandsbetreuung für die leer stehenden Stockwerke im Krankenhaus übernommen. Trinkwasserspülungen sowie thermische Desinfektion nach Vorgaben des Gesundheitsamts, um Keime zu vermeiden, wurden regelmäßig durchgeführt. „Eine vier Jahre stillgelegte Trinkwasserversorgung hätten wir nie im Leben in so kurzer Zeit in Betrieb nehmen dürfen." Das hieß aber auch über Jahre: Jede Woche einmal „Wasser marsch" in allen Räumen, an jeder Zapfstelle, für fünf Minuten, von Hand wohlbemerkt. Einzig die Lüftungsanlage konnte nicht mehr hochgefahren werden. Das habe der Krisenstab dann auch dabei belassen. Hier sollte die Frischluftzufuhr von außen durch Lüften reichen.
Wieder klingelt das Handy. Die Elektroinstallation, die zuvor auf Stand-by heruntergefahren wurde, ist wieder startklar. Die Notstromversorgung war ohnehin sichergestellt. Noch ist kein Corona-Patient in der Oberen Himmelsbergstraße untergebracht und die große Hoffnung besteht, dass es nicht ganz so schlimm kommt wie in Italien und Spanien. Aber das weiß an diesem Wochenende Ende März niemand zu sagen. „Wir kommen unseren Pflichten wie der Sicherstellung der Technik auf jeden Fall nach", sagt Lothar Schneider. „Wenn Bedarf auf den einzelnen Stationen besteht, wird das alles nach Rücksprache mit den Verantwortlichen und Ärzten aktuell besprochen und entschieden. Denn auch für uns sind Sicherheit und Abstand extrem wichtig."