Die Beziehungen von Bayern und dem Saarland waren vor der Krise nicht immer unbedingt von trauter Einigkeit dominiert. Umso bemerkenswerter ist derzeit der Gleichschritt, mit dem beide Länder vorangehen. Das war bei Schulschließungen so, das ist jetzt bei Verlängerungen der Ausgangsbeschränkungen so.
Für die meisten davon betroffenen Menschen ist das wohl eher eine Randnotiz. Sie haben im eingeschränkten Alltag andere Sorgen. Und die fallen derzeit höchst unterschiedlich aus. „Ich kann es nicht mehr hören“ ist so ein Satz, den ich zunehmend öfter höre. Und, aus dem Nähkästchen geplaudert, diskutieren wir in der Redaktion – unter erschwerten Arbeitsbedingungen – auch über die Frage nach einer Grenze zum „Corona-Overkill“ der Berichterstattung. Wobei wir uns ständig bewusst machen, dass hinter den täglichen Zahlen Schicksale stehen und Menschen zunehmend existenzielle Sorgen umtreiben.
Ein paar Wochen bis nach den Osterferien. Das war ja noch eine halbwegs hinnehmbare Vorstellung. Die dürfte sich als trügerisch erweisen. Kein Wunder, wenn sich viele Gespräche um die Frage nach dem Danach entwickeln. Womit weniger eine Exit-Strategie gemeint ist, sondern wie unsere Gesellschaft nach diesen einschneidenden Erfahrungen aussehen wird. Eine tiefe Spaltung als Konsequenz der erwartbaren wirtschaftlichen Folgen? Wird der unfreiwillige Digitalisierungsschub alles verändern, mit seinen jetzt erfahrbaren positiven wie negativen Seiten, der Vernetzung kreativer Ideen, dem ausgelagerten Homeoffice, der diskutierten Überwachung von Bewegungs- und Gesundheitsdaten? Oder eine Gesellschaft, die den Begriff „systemrelevant“ ganz neu gelernt hat? Wird das wiederentdeckte soziale Gesicht Kitt für die schwierige nächste Zeit oder wird die durch Gerüchte, Halbwahrheiten bis zu gezielten Fake News geschürte Verunsicherung Oberhand gewinnen?
Antworten kann derzeit niemand ernsthaft geben. Vermutlich werden wir allen Varianten begegnen. Entscheidend wird sein, welche sich als tragfähiger erweist. Dass auch dafür jetzt die Weichen gestellt werden, darf bei den enormen Kraftanstrengungen, die die unmittelbaren Folgen abmildern sollen, nicht als momentane Randerscheinung der Ausnahmesituation unterschätzt werden.
POLITIK
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