Herthas 3:0-Sieg zum „Re-Start" in Hoffenheim beschert Bruno Labbadia ein gelungenes Debüt – im „Geisterderby" gegen Union folgt der nächste Härtetest.
Wenn ein neuer Trainer das erste Pflichtspiel mit seiner Mannschaft bestreitet, wird natürlich besonders auf Veränderungen im taktischen und personellen Bereich geachtet. Das 4-2-3-1-System, mit dem Bruno Labbadia bei seinem Debüt für Hertha BSC vergangenen Sonnabend in Hoffenheim aufwartete, war für die Spieler dabei nichts besonders Neues – schon die Vorgänger des erfahrenen Übungsleiters in dieser Saison setzten vornehmlich auf diese Variante. Klar war auch, dass Labbadia (noch) nicht mit offensiverer Ausrichtung operieren würde. Immerhin ging es erst mal darum, beim Tabellenneunten zu punkten, um den Vorsprung auf den Relegationsplatz zu halten. Von einem „Blindflug" hatte Labbadia angesichts der Vorbereitung auf das erste Spiel nach der Corona-Zwangspause gesprochen – und konnte mit dem 3:0-Sieg vor leeren Rängen in Sinsheim quasi eine Punktlandung hinlegen. Das dabei aufgebotene Personal empfahl sich somit für weitere Einsätze in der anstehenden englischen Woche, die bereits am Freitagabend (22. Mai, 20.30 Uhr) ihren Auftakt mit dem Hauptstadtderby gegen den 1. FC Union nimmt. Gleich sieben neue Spieler standen in Labbadias Startelf im Vergleich zum Heimspiel gegen Werder Bremen (2:2) am 7. März, welches das letzte vor der Ligaunterbrechung und auch unter der Leitung von Alexander Nouri war. Ins Tor etwa kehrte Rune Jarstein zurück, überraschend dazu die Nominierungen von Peter Pekarik (zweiter Saisoneinsatz überhaupt) und Marko Grujic (zuletzt von der Rolle und kein Stammspieler mehr). Und im Angriff verdrängte Routinier Vedad Ibisevic sogar den im Winter für 23 Millionen Euro geholten Krzysztof Piatek. Doch die Änderungen passten: Jarstein hielt sein Tor sauber, Pekarik erzwang das Eigentor zur Hertha-Führung und Ibisevic erhöhte im Handumdrehen durch seinen ersten Treffer nach sieben Monaten. Matheus Cunha – zwar nicht neu in der Startelf, aber erst zum zweiten Mal seit seinem Debüt vor drei Monaten im zentralen Mittelfeld eingesetzt – sorgte mit seinem Solo und dem dritten Tor dann für den spektakulären Schlusspunkt.
Hauptstadtderby am Freitagabend
Angesichts des Berliner Bundesligaderbys und den unschönen Szenen, die sich im Hinspiel bei Union an der Alten Försterei abspielten, kann man nun beinahe froh sein, dass die „Revanche" ohne Publikum stattfindet. Bruno Labbadia hatte seine Schützlinge im Vorfeld der Hoffenheim-Partie bereits einmal als Simulation eines „Geisterspiels" im Olympiastadion agieren lassen – ein Derby-Effekt sowie ein Flutlichtduell vor leeren Rängen lassen sich allerdings schwerer nachstellen. Wichtig wird es vor allem sein, weiter Stabilität zu beweisen – auch im folgenden schweren Spiel bei RB Leipzig und zu Hause gegen Augsburg. Böse Überraschungen gab es schließlich in dieser Spielzeit bei Hertha BSC wie bei kaum einem anderen Bundesligisten. Darauf wies auch der neue Trainer hin, als er seinen Spielern nach dem Sieg von Sinsheim Lob zollte: „Man darf nicht vergessen, was alles in dieser Saison bei uns los war", betonte Labbadia, wie wichtig der Dreier zum „Re-Start" für das Selbstvertrauen sein kann. Daher bat der 54-Jährige auch um Nachsicht in Zusammenhang mit dem einzigen Kritikpunkt, zu dem die Blau-Weißen in Hoffenheim Anlass gaben: Die Kontaktempfehlungen der DFL ließen sie vor allem beim Torjubel ziemlich außer Acht.