Der 1. FC Saarbrücken hat eine ungewöhnliche, aber erfolgreiche Saison beendet. Doch die Personalie Marcus Mann sorgt für Wirbel.
Als Marcus Mann im Frühsommer 2016 seinen Dienst als Sportlicher Leiter beim 1. FC Saarbrücken antrat, hatte er ein Ziel. „Wenn ich den Kicker aufschlage, will ich nicht mehr, dass man ganz nach hinten blättern muss, um etwas über den FCS zu lesen“, sagte er damals. Mit dem Aufstieg in die Dritte Liga und dem Erreichen des DFB-Pokalfhalbfinals hat er sein Soll mehr als erfüllt. Einen Tag vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen sorgte ein Artikel der „Stuttgarter Nachrichten“ für Wirbel, in dem Mann als Direktor Nachwuchs bei der TSG Hoffenheim gehandelt wurde. Was in der Öffentlichkeit wie eine Bombe einschlug, war intern freilich schon länger bekannt. Der 36-Jährige studierte Sportwissenschaftler und Sportfachwirt hat durch seine höchst erfolgreiche Arbeit Begehrlichkeiten geweckt. Hinzu kommt seine familiäre Situation. Als er im Februar 2019 einen Vierjahresvertrag beim 1. FCS unterschrieb, tat er dies, um Planungssicherheit für seine Familie zu bekommen. Nie zuvor hatte ein Sportdirektor eine solche Wertschätzung durch Präsident Hartmut Ostermann erfahren. Doch die Dinge haben sich geändert. Seine Frau und die beiden Kinder wohnen mittlerweile wieder in ihrem Haus in Rutesheim bei Stuttgart. Mit dem Sportdirektor der TSG Hoffenheim Alexander Rosen verbindet Mann zudem eine langjährige, enge Freundschaft. Bei den Kraichgauern war er als Spieler in der zweiten Mannschaft aktiv.
Hinzu kommt, dass Mann seine Mission offenbar als erfüllt sieht. Der ehrgeizige, aber auch sensible Manager, der zum Gesicht des „neuen FCS“ wurde, haderte oft mit der aus seiner Sicht übertriebenen Erwartungshaltung des hektischen FCS-Umfelds. Dass der von ihm im Winter verpflichtete Trainer Lukas Kwasniok nach dessen ersten Spiel im DFB-Pokalachtelfinale gegen den Karlsruher SC aufgrund der defensiven Ausrichtung kritisiert wurde, hat Mann getroffen. Den von vielen Fans erträumte Durchmarsch in die Zweite Liga hat er intern als „extrem ambitioniert“ eingestuft. Offenbar fürchtet der Analytiker, dass sich schon im Herbst Unzufriedenheit einstellen könnte. Wie es weitergeht, ist völlig offen. Denkbar, dass Präsident Hartmut Ostermann versuchen wird, Mann zum Bleiben zu überreden. „Es ist normal, dass ein junger, erfolgreicher Manager Begehrlichkeiten weckt. Er hat einen langfristigen Vertrag, von daher sind wir gelassen“, sagte Ostermann vor dem Leverkusen-Spiel. Dennoch könnten die Verantwortlichen gefordert sein einen „Plan B“ zu entwickeln. In der Branche kuriert das Gerücht, der ehemalige Braunschweiger Manager Marc Arnold solle Interesse haben. Vizepräsident Dieter Ferner ist aber bekannt eher „Lösungen mit Stallgeruch“ zu präferieren. So wie im Frühjahr 2016, als er überraschend Mann aus dem Hut zauberte. Ins Anforderungsprofil passen würde Ex-Spieler Stefan Sieger, der für den bisherigen Liga-Konkurrenten Astoria Walldorf tätig war, aber beim Software-Riesen SAP einen guten Job hat. Marcel Rozgonyi, ebenfalls ein ehemaliger Blau-Schwarzer, steht in Bayreuth unter Vertrag. Ferners Ziehsohn Nico Weißmann, der als Jugendleiter beim FCS einen guten Job macht, arbeitet hauptberuflich als Lehrer. Auch der Name Jürgen Luginger fällt immer wieder im FCS-Umfeld. Ihn holte der damalige Sportdirektor Ferner im Jahr 2010 ins Saarland, nachdem er zuvor bei Rot-Weiß Oberhausen als Trainer und Manager tätig war. Luginger ist aber vertraglich an den FC Homburg gebunden.
Doch egal ob Mann seinen Vertrag erfüllt oder ein Nachfolger kommt, das Feld ist bestellt. Die Vertragsverlängerungen von Torjäger Sebastian Jacob und Mittelfeldspieler Kianz Froese stehen unmittelbar bevor. Alle anderen Stammspieler sind erstmal gebunden, auch wenn es für Torwart Daniel Batz ernsthafte Interessenten aus der Zweiten Liga gibt. Am Dienstag nach dem Spiel trafen sich die Mitstreiter der letzten Monate noch einmal zum Saison-Abschluss im Victors Residenz Hotel auf dem Rodenhof. „Danach zerstreuen wir uns erstmal in alle Himmelsrichtungen. Es gibt keinen Grund mehr den Trainingsbetrieb noch aufrecht zu erhalten“, sagte Trainer Kwasniok nach der 0:3-Niederlage gegen den Bundesligisten. Ob es für seinen bisherigen Vorgesetzten ein Abschied für immer war, werden die nächsten Tage zeigen.