Bäckereien, die noch ganz klassisch handwerklich und ohne Zusatzstoffe arbeiten, muss man heute oftmals suchen. Die Bäckerei Becker in Altenkessel steht seit vier Generationen für die alte Tradition und gehört zu den besten in ganz Deutschland.
Die Geschichte der Familienbäckerei Becker, die heute in Altenkessel zu finden ist, begann mit dem Uropa und wird heute in vierter Generation betrieben. Gegründet wurde die Bäckerei 1937 in Heusweiler von Uropa Joseph Schoenes. Schon bald nach der Eröffnung machte er sich eine Menge Gedanken über seine Rezepturen. Seinem Wunsch entsprechend, entwickelte Schwiegersohn Norbert Becker diese Rezepturen weiter oder übernahm die Rezepte des Gründers. Seine Nachfolger tun dies bis heute. Etwa Franz-Josef Becker und seine Ehefrau Maria Luise, die Eltern des heutigen Betreibers. Auf der ständigen Suche nach neuen Herausforderungen entwickelte Franz-Josef Becker in seinen mehr als 45 Berufsjahren eine Vielzahl von Backwaren und Geschmacksvariationen sowie Ingredienzen, die ausschließlich aus Rohstoffen der Region hergestellt werden. „Denn die Qualität unserer Produkte", sagt er, „ist oberstes Gebot unseres Hauses!" Er wollte, wie seine Vorfahren schon, eine besondere Brotqualität.
1947 zogen sie dann nach Altenkessel in die Mittelstraße 26. Der Uropa stand noch alleine in der Backstube. Heute ist Torsten Becker in vierter Generation am Backofen und führt das Werk der Familie weiter. Die Bäckerei Becker steht seit jeher für Qualität und Bäckerhandwerk. Die Familie betreibt zurzeit acht Filialen, 35 feste Mitarbeiter und etwa zehn Aushilfen halten Backstube und Läden am Laufen. Jede Nacht verarbeiten sie 400 Kilogramm Mehl. Beliefert werden die Läden und inzwischen 13 Hotels zwischen 5 und 7 Uhr in der Früh. Eine zweite Tour machen sie dann zwischen 9 und 10 Uhr für die Gastronomie.
Die Produktionsstätte liegt in Altenkessel in der Mittelstraße 26. Von dort aus werden sämtliche Filialen beliefert: zwei in Altenkessel, eine in Rockershausen, drei in Völklingen – auf dem Sonnenhügel, am Markt und auf dem Heidstock – sowie zwei in Riegelsberg.
Meisterprüfung mit gerade 23 Jahren
Torsten Becker lernte nach seinem Fachabitur sein Handwerk. Verkürzt, in zwei Jahren. Außerdem machte er eine Zusatzausbildung als Betriebsassistent. Danach legte er seine Meisterprüfungen als Konditormeister und Bäckermeister ab – beides mit gerade einmal 23 Jahren. Das war 2004. In dieser Phase wuchs das Unternehmen stetig, immer mehr Filialen kamen dazu. Wert legen die Beckers auf die Feststellung, dass sie immer noch herkömmlich backen. Selbst Rezepte vom Uropa haben wie bereits erwähnt bis heute noch einen festen Platz in ihrer Bäckerei. Täglich backen sie eine besondere Brotspezialität: dienstags die Altenkesseler Kruste, mittwochs Tiroler Landbrot, donnerstags Klosterbrot nach einem Rezept vom Uropa, freitags das Tessiner Brot und samstags das Foccacia mit Tomaten.
Das Tessiner Brot ist auch bekannt bei Quacks in der „Villa Weismüller". „Wolfgang Quack brachte uns aus dem Tessin einmal solch ein Brot mit und meinte: ‚So ein Brot kriegt ihr nicht hin‘", erzählt Torsten Becker. Sie brauchten einige Versuche, bis sie es so backen konnten, dass es überzeugte. Heute fährt Wolfgang Quack immer noch ins Tessin. Er nimmt dann aber ein Brot aus Altenkessel mit und zeigt es stolz seinem Tessiner Bäcker.
In der Bäckerei spielt der Sauerteig eine große Rolle. Seit mindestens 45 Jahren ist er im Haus vorrätig. Tag für Tag wird er weiter gezüchtet. Für den täglichen Bedarf wird eine bestimmte Menge weggenommen, alle Brote werden mit dem hauseigenen Sauerteig gesäuert. Torsten Becker erklärt: „Die Weizenmischbrote, angefangen mit viel Weizen und wenig Roggen bis zu Roggen mit gar keinem Weizen, werden alle mit unserem hauseigenen Sauerteig gesäuert. Je mehr Roggen in einem Brot ist, umso mehr muss es gesäuert werden, weil Roggen alleine nicht backfähig ist. In dem Tiroler Brot etwa sind 100 Prozent Roggen. Es hat damit einen relativ hohen Sauerteiganteil. Der Roggen verlangt das, um das Brot backfähig zu machen und auch für den Geschmack. Gut läuft auch alles mit Dinkel. Das wird stark nachgefragt."
Verwendetes Mehl aus dem Saarland
Der Bäckermeister legt seine Hand dafür ins Feuer, dass in Altenkessel nur natürliche Produkte verwendet werden. Alles ohne Zusatzstoffe – nur Mehl, Salz, Hefe und Sauerteig. Die Mehle stammen alle aus dem Saarland. Ob Roggen, Weizen oder Dinkel – sie alle kommen von der Schuwer Mühle aus dem Bliesgau. Zusätzlich wird noch grobes Meersalz benutzt, etwa am Wochenende, wenn es die Foccacia gibt. Dadurch bekommt man größere Poren. Und Olivenöl benutzen sie bei verschiedenen Weißbroten. Sie machen zudem täglich kleine unterschiedliche Snacks. Auch in diesem Brot ist Olivenöl.
Heute beliefert die Bäckerei Becker wie eingangs erwähnt auch einige gastronomische Betriebe. Das war ein langer Weg, angefangen hat es vor mehr als vier Jahrzehnten in der Winzerstube von Rudi Kubig. Der Küchenmeister wollte sein eigenes ganz spezielles Brot. Bei ihm arbeiteten später auch Wolfgang Quack und Klaus Erfort. Als Wolfgang Quack sich zuerst in Riegelsberg selbstständig machte, bezog er sein Brot aus Altenkessel. Dies ist bis heute so geblieben. Auch die Hotels stiegen schon früh ein. Zuvor belieferten die Beckers 52 Jahre lang die Grube Luisenthal – 1.200 bis 1.500 Brötchen und Weck täglich. Dazu 200 Kaffeestückchen und 50 Kilo Brot. Über drei Generationen lieferten sie dahin. Irgendwann musste die Grube allerdings schließen und die Beckers nach neuen Abnehmern suchen. Diese fanden sie in Hotels und vermehrt auch in der Gastronomie. Heute sind es 13 Hotels, und an Bord des Lieferautos sind dann mehr als 2.000 Brötchen und Weck.
Auch Drei-Sterne-Koch Klaus Erfort bezieht sein Brot von hier. Torsten Becker erklärt. „Klaus Erfort bekommt von uns etwas Einzigartiges. Dieses Brot geht nur ins .Gästehaus‘. Er bekommt drei Sorten Brötchen, diese sind genau mit ihm abgestimmt. Zusätzlich eine kleine Stange mit vier Minibrötchen und ein weißes Brötchen mit Weißmohn. Normal ist Blaumohn, doch Klaus Erfort bekommt Weißmohn. Diesen beziehen wir von Ralf Bos aus Meerbusch."
In den vergangenen Wochen der Corona-Krise konnte der Bäckermeister feststellen, dass immer mehr Kunden nach handwerklicher Qualität suchten. Die Kunden fragen auch, wo was herkommt. Da ist die Bäckerei bestens aufgestellt. Die verwendeten Eier etwa kommen vom Geflügelhof Lorson aus Differten. Sie verarbeiten zudem beim Mehl keine Fertigmischungen und gehen auch gerne auf Kundenwünsche ein.
Besonders stolz ist das Haus auf seine Auszeichnungen. Im „Feinschmecker" gehören sie zu den besten 600 Bäckereien Deutschlands. Die erste Auszeichnung dieses Fachmagazins kam schon 2013. Erst waren sie in der Auswahl von 1.500 Bäckereien, letztlich kamen 600 Betriebe in den „Feinschmecker". 2017 bestätigten sie ihre Auszeichnung. Und 2021 kommt der nächste „Feinschmecker" über Bäckereien. In Altenkessel sind sie schon sehr gespannt …