Warum nicht mal im eigenen Garten zelten? Vor allem Kinder lieben es. Und Camping-Anfänger können ihr neues Abenteuer erst mal testen.
Alle Mann ab ins Zelt und Taschenlampen aus!" Aus Elternsicht eine klare Ansage. Die aber nicht funktioniert und auch nicht funktionieren sollte. Zumindest nicht, wenn es um einen ganz besonderen Sommer-Spaß gehen soll: Zelten mit Kindern – derzeit nur eingeschränkt auf dem Campingplatz, dann halt im eigenen Garten. „Draußen schlafen ist ein Abenteuer. Vor allem, wenn es für die Kleinen das erste Mal ist", wissen die Experten von Gartenmoebel.de. „Zelten im Garten verbindet Naturverbundenheit mit Heimatgefühlen", zeigt sich auch Genevieve Mulack, Unternehmenssprecherin von Decathlon begeistert, „statt einer langen Anfahrt und Kompromissen auf fremden Campingplätzen kann man den eigenen Garten so ganz neu und stressfrei kennenlernen."
Die praktischen Seiten des Übernachtens unterm heimischen Sternenhimmel schließen verschiedene Stressfaktoren aus. Hat man das Lieblingskuscheltier vergessen, ist das kein Drama. Schließlich kann man es jederzeit holen. Sollte es nachts anfangen zu gewittern, lässt sich das Abenteuer im Zweifelsfall schnell abbrechen und man flüchtet ins Haus."
Das „Home Sweet Home"-Campen ist nicht nur für Fans eine Alternative, sondern auch für Novizen. Wer weiß, ob man überhaupt auf Camping steht? Im eigenen Garten gibt es kein Risiko. Höchstens ein paar lustige Videos, wenn es mit dem Aufstellen des Zeltes so gar nicht klappen will, die zum Sitzkissen umfunktionierte Luftmatratze von dannen fliegt oder das am Lagerfeuer erstmals zubereitete Stockbrot einem Stück Kohle ähnelt.
Zwar ist dieses Familien-Abenteuer nicht ganz umsonst, aber kostengünstig ist es allemal. Auch für Sparfüchse gibt es Möglichkeiten. „Man kann sich ein Zelt oder vielleicht sogar einen Wohnwagen von einem Familienmitglied oder von Freunden ausleihen", schlägt Thomas Wester vom Outdoorblog Trekkinglife vor. Auch erfahrene Camper können profitieren. „Probecamping kann auch sehr nützlich sein, um herauszufinden, was man für den großen Campingurlaub noch benötigt. Vielleicht hat man bereits vergessen, dass letztes Jahr eine Glasfaserstange des Zeltes gebrochen ist oder ein Schlafsack ersetzt werden muss", so Wester.
Kostengünstiger Familienspaß
Auch wenn man „nur" im Garten zeltet, sollte die Ausrüstung allen Anforderungen genügen können. „Herzstück ist natürlich das Zelt. Das muss, im Gegensatz zum mehrwöchigen Familienurlaub auf dem Campingplatz, nicht riesengroß sein." Vielmehr reiche es, wenn für alle genügend Raum vorhanden sei und niemand sich an die Seite quetschen müsse. Wichtig: Das Zelt muss wasserdicht sein. Die Outdoor-Experten Aron und Birgit Holtermann von der Firma AH-Trading sagen: „Es muss einer Wassersäule von mindestens 1.500 Millimetern widerstehen. Je höher der angegebene Wert ist, desto besser."
Zelt ist nicht gleich Zelt. „Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Camping- und Treckingzelten. Campingzelte sind in der Regel größer, geräumiger und können sogar die ganze Familie unterbringen. Dafür sind sie schwerer und haben ein relativ großes Packmaß. Im Gegensatz dazu stehen Trekkingzelte. Sie sind möglichst leicht und robust, dafür aber auch kleiner und hochpreisiger. Für das Zelten im eigenen Garten ist das Gewicht kein Problem, da das Zelt ja nicht für mehrere Tage getragen werden muss, sondern nur einmal aufgebaut wird. Daher ist ein einfaches Auf- und Abbauen wichtiger als das Gewicht", führt Decathlon-Sprecherin Genevieve Mulack aus. Kommen die verschiedenen Aufbauarten hinzu. Es gibt Stangen-, Wurf- und aufblasbare Zelte. „Je nach Komfortwunsch reichen für das Zelten im Garten Stangen- und Wurfzelte", so Mulack.
Auch im Sommer kann der Boden in der Nacht ordentlich abkühlen. Daher sind isolierende Unterlagen für die Schlafplätze unerlässlich. Isomatten wie auch Luftmatratzen sind dafür gut geeignet. Jedes Kind, so die Camping-Profis, brauche einen eigenen Schlafsack. Mit einem zu dicken Schlafsack kommt man leicht ins Schwitzen. Daher sollte dieser in jedem Fall auf den benötigten Temperaturbereich abgestimmt sein. Gerade für Kinder braucht man auch eine Ausführung, die zur Körpergröße passt. Bei zu viel Spielraum für die Füße frieren Kinder nachts schneller. Man könne auch, schlägt Thomas Wester alternativ vor, das eigene Bett, sprich Matratze, Bettdecke und Kissen, mit ins Garten-Zelt nehmen.
Damit das Abenteuer unter freiem Himmel noch intensiver wird, sollte man, so Wester, die Magie eines Lagerfeuers oder auch einer Feuerschale erleben, die meistens im eigenen Garten möglich ist. Und dies bereits am späten Nachmittag oder frühen Abend. Gemeinsam Marshmallows oder das beliebte Stockbrot, also Brot am Stil, zu grillen, ist ein Spaß für Jung und Alt. Sogar dann, wenn nicht jeder Versuch anfangs gelingt. Zum ultimativen Camping-Lagerfeuer-Essen gehören Bratwürste. Dazu Folienkartoffen, die direkt im Feuer gebacken werden können, Kräuterquark und hausgemachter Tomatenketchup – fertig ist ein echter Camper-Schmaus.
Die Taschenlampe gehört zur Grundausstattung
Egal, wo gecampt wird, zur Grundausstattung gehört immer auch eine Taschenlampe. Sowohl um den Weg zur Toilette zu finden als auch heimlich im Schlafsack noch ein paar Seiten zu lesen. Mit einer Taschenlampe kann man sich am späteren Abend noch auf eine Nachtwanderung begeben, durch die man den Garten ganz neu entdecken kann. Auch Schattentheater lässt sich mit dieser Lampe auf die Zeltwand zaubern.
Da viele Insekten laue Sommernächte lieben, braucht man einen guten Schutz gegen Mücken. Sollte am Zelt das Moskitonetz fehlen, empfiehlt es sich, die Kids und sich selbst vor dem Zubettgehen gründlich mit einem Mückenrepellent einzucremen.
Dem heimischen Zelten sind keine kreativen Grenzen gesetzt. Es kann unter ein Motto gestellt werden, etwa Zirkus, Orient oder Western, und mit passenden Accessoires wie kleinen Teppichen, Sitzkissen, Solarlichtern, Hängematte oder Spielecke individuell gestaltet werden – sodass man gar keine Lust mehr hat, anderswo als unterm Sternenhimmel zu übernachten.