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WAS MACHT EIGENTLICH...

Ralph Morgenstern im Januar bei der Premiere von 'That's Life - Das Sinatra-Musical' im Theater am Potsdamer Platz
Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

… Ralph Morgenstern?

Die farbenfrohen Moderationen von Fernsehshows wie „Kaffeeklatsch" oder „Blond am Freitag" machten den bekennenden Homosexuellen ebenso bekannt wie seine Auftritte am Theater, in Filmen oder Musicals. Der 63-jährige Entertainer und Society-Experte steht heute vor allem auf der Theaterbühne und präsentiert seit Kurzem eine eigene Schmuck-Kollektion.

Seit Ralph Morgenstern vor gut zehn Jahren seinen Abschied als „Klatschtante" des ZDF genommen hat, sieht er sich in erster Linie wieder als Schauspieler: „Ich war jedenfalls froh, dass ich im Theater wieder Hauptrollen spielen konnte. Denn Theater macht mich glücklich", verriet er im Vorjahr in der Sendung „Talk am See". Selbst während seiner 17-jährigen Zusammenarbeit mit dem ZDF hatte er immer wieder Theater gespielt und auch in ernsthaften Stücken wie „Faust" und „Mephisto" gute Kritiken bekommen. Vor allem Musicals haben es ihm angetan. Beispielsweise konnte er von 2006 bis 2008 in Leipzig in „Kiss me, Kate", 2008 bis 2009 in St. Gallen in der Erstaufführung von „Hairspray" als „erste deutschsprachige Edna" und zuletzt 2019 am Duisburger Theater in „Jesus Christ Superstar" glänzen. Nach einigen coronabedingten Absagen freut Morgenstern sich jetzt darauf, ab September für acht Auftritte beim „Jedermann" in Potsdam wieder auf der Bühne zu stehen. Danach folgt von Mitte Oktober bis Ende November eine Rolle in der Boulevard-Komödie „Boeing Boeing" in Braunschweig.

Rolle in „Die Geierwally"

Ralph Morgenstern präsentiert 1999 seine Morgenstern-Plätzchen in seiner Sendung „Kaffeeklatsch“
Ralph Morgenstern präsentiert 1999 seine Morgenstern-Plätzchen in seiner Sendung „Kaffeeklatsch" - Foto: dpa - Fotoreport

Morgenstern wollte immer Schauspieler werden, musste aber auf Wunsch seiner Eltern zuerst eine Erzieher-Ausbildung absolvieren. Weil seine Homosexualität aber nicht toleriert wurde, blieb ihm der Abschluss verwehrt. Als Musiker veröffentlichte er dann mit seiner Band „Gina X Performance" drei respektable LPs, bevor es ihn doch an die Schauspielschule zog. Erste Erfolge als Darsteller hatte Morgenstern 1988 mit einer Rolle in dem Film „Die Geierwally". Vor allem aber als einer der ersten Talkmaster einer bunt gemischten Klatschrunde schaffte der Paradiesvogel es ab den 90er-Jahren zu Fernsehruhm. An Klatsch und Tratsch sieht Morgenstern bis heute nichts Verwerfliches. „Klatsch ist wertfrei, er ist weder Intrige noch Mobbing, sondern eine besondere Art der Kommunikation", erklärte er bei „Talk am See". Er könnte sich durchaus vorstellen, noch mal eine TV-Sendung zu übernehmen, vielleicht eine Art modernisierte Neuauflage seiner legendären Shows „Kaffeeklatsch" oder „Blond am Freitag". Hin und wieder ist Morgenstern aber beim Fernsehen noch als Society-Experte und Kenner europäischer Königshäuser gefragt. In dieser Rolle ist er donnerstags auch bei Youtube in Biggi Lechtermanns „Lechter-Haus" in Aktion. Insgesamt klagt er aber darüber, dass heute bei den Sendern zu viel Angst herrsche, sie könnten mit etwas schrägen Inhalten potenzielle Kunden verprellen.

Mit seiner Homosexualität ist Morgenstern immer offen umgegangen: „Ich hab es jedem erzählt, der das nicht hören wollte", scherzt er. Diese Offenheit „war wichtig für mich, damit ich nicht erpressbar werde und mich abhängig mache." Nachdem er auch Beziehungen zu Frauen hatte und schon lange Vater einer Tochter ist, ging er eine Ehe mit seinem langjährigen Partner ein, als dies gesetzlich möglich war. Eine vorherige Legitimierung dieser Beziehung als „eingetragene Partnerschaft" hat Morgenstern als „Mogelpackung" abgelehnt. Kürzlich hat er sich von seinem Ehemann getrennt: „Nach 21 Jahren Beziehung: meine persönliche Bestzeit." Schon lange kämpft er gegen die Benachteiligung von Homosexuellen: „Wir haben schon viel erreicht, aber wir haben uns inzwischen auf dem Erreichten etwas ausgeruht", analysiert Morgenstern, der aus gleichem Grund derzeit auch die Demokratie gefährdet sieht. Für die Lesben- und Schwulen-Community sei es wichtig, europaweit aktiv zu sein: „Wir als Minderheit müssen wieder mehr kämpfen und zusammenhalten, damit wir mehr werden, und es sich etwa für das Fernsehen lohnt, einen Sender für Schwule und Lesben zu installieren", forderte er kürzlich in einem Interview bei Radio Dreyeckland. Seine schrillen Outfits, vor allem seine grellbunten Hemden, trägt er immer noch: „Ich kleide mich morgens nach Laune", bekannte er vor ein paar Wochen in der „Web-Talkshow". Wenn er einen Kick brauche, kleide er sich eben etwas greller. Seine früheren Fernsehshows sieht er sich heute nicht mehr an: „Ich muss das nicht mehr im Nachhinein kontrollieren und kann es ja eh nicht mehr ändern", sagt der 63-Jährige, der zu seinem Alter steht: „Mir ist es wirklich egal. Wenn ich jemand kennenlerne, interessiert mich der Mensch und nicht, wie alt er ist." Sich selbst bezeichnet Morgenstern als Menschen, der viel über sich selbst reflektiert und ungern schlechte Laune hat: „Wenn man schlechte Laune hat, ist das körperlich so anstrengend, und da habe ich keine Lust dazu." Viel Spaß gemacht habe ihm aber eine Antarktisreise im Januar für die ARD-Sendung „Verrückt nach Meer", auf die er seine Tochter als Geschenk fürs bestandene Abi eingeladen hatte.

Hat ungern schlechte Laune

Morgenstern ist auch heute immer noch für eine Überraschung gut: Seit Februar 2020 vertreibt er auf dem Shopping-Kanal „Channel 21" seine eigene Schmuck-Kollektion: „Schon seit meiner Jugend habe ich mich sehr für Schmuck-Design und die damit verbundenen Herstellungsprozesse interessiert", kommentiert er auf seiner Website seine neue Geschäftsidee.

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