Lange galten Gürtel als praktisches Accessoire, um rutschenden Hosenbünden vorzubeugen und den Gesamt-Look etwas ordentlicher aussehen zu lassen. Inzwischen hat sich der Gürtel zum wichtigsten It-Piece für den Mann gemausert. Und die Designer überschlagen sich förmlich mit ausgefallenen Kreationen.
Zugegeben, um auffällige Modeaccessoires machen viele Männer gern einen Bogen und kleiden sich gewohnt klassisch. Dabei ist es dieser Tage ein klassisches Accessoires, was für Aufsehen sorgt – und zwar in der Körpermitte. Casual Belts ziehen jetzt nämlich in den Kleiderschrank ein und die sind nicht nur praktisch, sondern vor allem schick und außergewöhnlich.
Der Blick geht in Sachen Gürteldesign aktuell zum französischen Modelabel Louis Vuitton, denn hier hat Men’s Artistic Director Virgil Abloh sich daran gemacht, gleich eine komplette Gürtelkollektion zu kreieren. Die sogenannten Utility-Belts, zu Deutsch Gebrauchsgürtel, überzeugen durch funktionale Vielfalt und einen spannenden Materialmix. Aufsetzbare Clutches oder Handyhüllen zum Beispiel sind nicht nur funktional und praktisch, sie werten den Gürtel richtig auf. Dazu gibt es große Schnallen und metallische Schmuckakzente wie Schlüsselketten zu bewundern.
Neben Leder sind auch andere Materialien zu haben, ganz typisch für Louis Vuitton sind und bleiben hier sicherlich die Monogram-Canvas. Fans des Modehauses finden bei der großen Auswahl bestimmt das passsende Lieblingsstück. Ist der Gürtel zu lang, ist das übrigens kein Problem, denn Überlängen eignen sich hervorragend, um den Gürtel hinter der Schnalle zu verknoten. Das lange Ende baumelt dann lässig an der Jeans herab. Zu sehen ist dieser Überlänge-Trend unter anderem bei Gucci, Asos und Stella McCartney. Letztere stattet ihre Utility-Belts gleich mit Doppelschnallen aus und setzt bei den Entwürfen des Gürtelbandes auf Farben- und Materialvielfalt. Neben Erdtönen sind auch Blau und Rot für die kommende Saison beliebte Farbtupfer. Da wäre es auch fast zu schade, wenn der Gürtel sich lediglich unauffällig an die Hose schmiegen darf und im schlechtesten Fall noch unter Hemd oder Shirt verschwindet. Die neuen Belts sind dafür einfach viel zu schön.
Da stellt sich die Frage, casual oder classic, wie darf das neue Lieblingsaccessoire sein? Wendegürtel gelten ungerechtfertigterweise als spießig. Schlichte Ledervarianten mit kleinen Schnallen scheinen dieses Vorurteil noch zu verstärken. Dabei haben Hugo Boss und Saint Laurent längst erkannt, dass klassische Gürtel hochwertig daherkommen und einen kleinen Twist mitbringen können. Deshalb sind neuerdings die Schnallen mit Logo etwas größer geworden und die Farben reichen über das übliche Spektrum von Schwarz und Braun hinaus. Damit es trotzdem im Business nicht zu wild zugeht, gibt es von den „GQ"-Guides einige Empfehlungen für den perfekten Gürtel mit auf den Weg. Dieser sollte eine Breite von etwa vier Zentimetern nicht unterschreiten. Fünf Löcher sind ebenfalls ideal, damit jeder die richtige Passform für sich findet. Braune Gürtel harmonieren gut zu hellen Jeans. Entsprechende Modelle finden sich zum Beispiel bei Salle Privée. Blaue oder schwarze Gürtel ergänzen dunkle Jeans und Anzüge perfekt. Prada hat hier elegante und schlichte Exemplare im Sortiment. Burberry hält sich ebenfalls an die Sortimentklassiker und druckt das ureigene Karomuster natürlich auch auf die Gürtel.
Die Material- und Farbenvielfalt ist nahezu grenzenlos
Laut „GQ"-Modeguide empfiehlt es sich, in einen hochwertigen Gürtel zu investieren. Dieser lässt sich lange verwenden und wertet jedes Outfit im Handumdrehen auf. Teuer und langfristig gedacht sind die Salvatore Ferragamo-Kollektionen gefertigt. Diese Wendegürtel kommen nämlich gleich mit Wechselschnallen in die Stores. Mit wenigen Handgriffen ändert so der Gürtel immer wieder seine Optik und passt sich den unterschiedlichsten Looks problemlos an. Was auf den ersten Blick teuer erscheint, zahlt sich am Ende fast schon aus.
Apropos auszahlen. Den Preisen sind bei den Designern kaum Grenzen gesetzt. Da kann so ein edles Stück aus dem Hause Takahiromiyashita Thesoloist (über Mr Porter) auch leicht mit 1.440 Euro zu Buche schlagen. Dafür ist der treue Wegbegleiter dann aber auch aus Kuhfell gefertigt und damit sicher alles andere als „classic". Tierisch geht es also nicht nur auf der Kleidung zu, auch die Gürtel beugen sich dem Sommertrend. Bei Neighborhood setzt man ebenfalls auf den „Animalstyle".
Bei Palm Angels geht es deutlich maskuliner zu. Die Designer bestücken ihre „Rollercoastergürtel" mit Flammenprints. Mit der Bezeichnung Rollercoastergürtel sind dabei besondere Exemplare zu verstehen, deren Schließe an die Anschnallgurte im Auto oder eben an die Gurte in der Achterbahn erinnern. Daher der Name Rollercoaster, zu Deutsch Achterbahn. Nicht zu verwechseln mit den ebenfalls hoch im Kurs stehenden Industrial-Belts. Die gibt es im schicken Logoprint dieser Tage bei Off-White zu erwerben. Typisch für den Industrie-Look ist das durchgängige Logo am Gürtelband, welches an die Absperrbänder auf einer Baustelle erinnert. Im besten Fall umspielt der Off-White-Belt dabei den Oberschenkel bis hinunter zum Knie und macht damit deutlich: An mir kommst du nicht vorbei!
Trotz so viel modischer Vielfalt rückt die Frage der Nachhaltigkeit bei einigen Designern nicht in den Hintergrund. Umwerfend gut aussehend und gut für die Umwelt müssen sich nämlich keinesfalls ausschließen. Zündstoff zum Beispiel bietet ausschließlich Gürtelmodelle an, die aus fairer Produktion stammen. Zweisser (Nietengürtel) und Risorse Future (Baumwoll-Gürtel-Pyramide) gehen sogar noch einen Schritt weiter und halten die Produktion komplett vegan. Beide Modelle sind gemeinsam mit vielen anderen über avocadostore.de zu beziehen. Der Material- und Farbenvielfalt sind hier kaum Grenzen gesetzt. Selbst der aktuelle Regenbogentrend findet sich wieder. Bleibt die Frage: Welchen Gürtel wird Mann sich wohl heute umbinden?