Der Basketball im Saarland ist seit Jahrzehnten von den Bundesliga-Damen der Saarlouis Royals geprägt. Fast unbemerkt hat sich in der gleichen Stadt mit der SG Saarlouis/Dillingen ein Konkurrent entwickelt.
Seit zehn Jahren arbeiten sich die Basketball-Mannschaften der DJK Saarlouis-Roden kontinuierlich hoch. Angefangen in der Kreisliga, hat sich die Herren-Mannschaft – genannt Sunkings (deutsch: Sonnenkönige) – bis in die Oberliga hochgespielt. Mittlerweile geht das Team als Spielgemeinschaft mit den Basketballfreunden (BBF) Dillingen als SG Saarlouis/Dillingen sogar in der drittklassigen 1. Regionalliga an den Start. Das Damenteam, die Diamonds (deutsch: Diamanten), gibt es erst seit fünf Jahren. Die kurze Zeit reichte den Spielerinnen um Trainer Rouven Behnke allerdings aus, um geradewegs bis in die 2. Bundesliga zu marschieren, der sie seit 2019 angehören. Ohne den Saisonabbruch durch die Corona-Pandemie wäre es nach dem eigentlich schon besiegelten sportlichen Abstieg der Saarlouis Royals aus dem Oberhaus in der kommenden Spielzeit zum hochbrisanten Zweitliga-Stadtderby in der Basketballstadt Saarlouis gekommen.
Der Erfolg der Korbjägerinnen und Korbjäger der DJK Saarlouis-Roden kommt nicht von ungefähr, sondern fußt auf einer hervorragenden Jugendarbeit und einem großen Erfahrungsschatz. Dieter Kirsch, früher selbst Regionalligaspieler in Saarlouis, hatte die Lokalrivalen der Saarlouis Royals seit Ende der 1980er-Jahre zusammen mit anderen so behutsam wie erfolgreich aufgebaut. Seit drei Jahrzehnten – mit einer kurzen Unterbrechung 2012/2013 – gehören die Royals der 1. Damen Basketball Bundesliga (DBBL) an. 2010 kam es jedoch im damaligen Heimatverein der Royals, dem TV Saarlouis, zum Bruch. Insgesamt 120 Mitglieder inklusive des Vorstandes, des Trainerstabes und der Jugendmannschaften kehrten dem Verein den Rücken und schlossen sich der DJK Saarlouis-Roden an. Nur die Profis blieben beim TV.
2010 kam es bei den Royals zum Bruch
„Am Ende drehte sich alles nur noch um Geld, Sponsoren und einen Mäzen. Das hat uns nicht gefallen", sagt Dieter Kirsch, bis zu diesem Zeitpunkt Abteilungsleiter beim TV Saarlouis, und ergänzt: „Ich habe jahrzehntelang ehrenamtlich für diesen Verein gearbeitet, bis wir vor zehn Jahren ausgebootet wurden, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte." Seither ist er in gleicher Funktion für die DJK Saarlouis-Roden tätig. „Bei einigen, die sich vorher gar nicht so sehr engagiert hatten, führte die Ausbootung zu einer Art Trotzreaktion, sich mehr reinzuhängen", sagt er. Das macht sich mit Erfolgen bemerkbar.
Grundlage dafür ist die überaus erfolgreiche Jugendarbeit der Spielgemeinschaft Saarlouis/Dillingen. Manche Nachwuchsteams der SG spielen sogar in überregionalen Ligen, zudem kooperiert der Verein mit höherklassigen Clubs wie dem Bundesligateam Gladiators Trier. „In den vergangenen drei Jahren gingen alle Saarlandpokale, also in allen Altersklassen, immer an die SG Saarlouis/Dillingen. Man kann also schon sagen, dass hier eine gute Struktur steht", sagt Florian Kirsch, Sohn des Abteilungsleiters und Jugendkoordinator der DJK und betont nicht ohne Stolz: „Wir sind mit 200 Mitgliedern die größte Basketballabteilung des Saarlandes, und unsere Teams bestehen zu 90 Prozent aus lokalen und selbst ausgebildeten Spielerinnen und Spielern." Er bedauert allerdings: „Leider fällt auf uns immer noch recht wenig Licht, weil die Royals wegen der früheren Erfolge natürlich immer noch den größeren Namen haben. Dahinter haben wir aber etwas aufgebaut, was nachhaltiger ist." Die Abspaltung vom TV Saarlouis und damit von den Royals ist nun schon zehn Jahre her, die Gräben sind allerdings noch immer tief.
Apropos „einen Namen haben". Die royale Vergangenheit wird auch in der Teambezeichnung Sunkings deutlich. Auch Diamanten werden durchaus mit Königshäusern in Verbindung gebracht. „Saarlouis ist nun einmal die Stadt des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Und bei den Royals waren wir als Herrenteam in der Wahrnehmung immer hinter der Damenmannschaft angesiedelt – witztigerweise ist es oft andersrum, und die Herrenteams überstrahlen die Damenteams", erklärt Florian Kirsch und ergänzt schmunzelnd: „Als Sunkings, also Sonnenkönige, haben wir eine zusätzliche Betonung dafür, dass wir das männliche Team sind." Dass dieses mittlerweile in der Regionalliga spielt, wurde übrigens durch die Lizenzübernahme vom Heimatverein der Royals (damals TV Saarlouis, heute: BC Saarlouis) vor fünf Jahren möglich. Die Herrenmannschaft war damals aus der 2. Bundesliga „Pro B" in die Regionalliga abgestiegen.
„Erfolgreiche Jugendarbeit"
„Die erfolgreiche Jugendarbeit hat dann eine Eigendynamik entwickelt, die uns wieder an diese Schwelle gebracht hat, ab der es um viel Geld geht", weiß Dieter Kirsch. Schon mit den Aufstiegen der Damen in die Regionalliga und in die 2. Bundesliga hatten sich die Verantwortlichen daher schwergetan. „Wir haben uns immer das Votum der jungen Spielerinnen eingeholt, die den Aufstieg ja sportlich erreicht hatten. Und als sie aufsteigen wollten, war es unsere Aufgabe als Funktionäre, dies möglich zu machen", erklärt Kirsch Senior und ergänzt: „Das haben wir hinbekommen, obwohl es einigen auch jetzt schon wieder zu groß wird." Insbesondere nach der Verpflichtung der ersten und bisher einzigen Profispielerin „waren die alten Diskussionen plötzlich wieder da." Trotz oder gerade wegen der unterschiedlichen Konzeptionen hält Dieter Kirsch eine Zusammenarbeit der in Teilen immer noch verfeindeten Lager für eine sinnvolle Perspektive des Basketball-Standortes Saarlouis. Seit drei Jahren sei man bereits diesbezüglich in Gesprächen, beispielsweise über eine Wiederbelebung des Nachwuchs-Leistungszentrums. „Von den damals Handelnden ist keiner mehr im Basketball aktiv. Dazu kommt, dass der aktuelle Royals-Trainer Marc Hahnemann – übrigens auch Co-Trainer der Damen-Nationalmannschaft – bei uns ausgebildet wurde. Von daher sehe ich das entspannt", sagt Dieter Kirsch. Er ist überzeugt, dass am Basketballstandort Saarlouis viel Potenzial schlummert: „Eine punktuelle Zusammenarbeit halte ich für sinnvoll. Allerdings bedarf es viel Aufbauarbeit, um in den letzten Jahren zerstörtes Vertrauen wiederaufzubauen."