Sie sind richtige Multitalente: Haarspangen erfüllen nicht nur den Zweck, in Windeseile verschiedene Frisuren zu gestalten. Sie sind obendrein wahnsinnig dekorativ. In jedem Alter.
Sexy ist die Definition nicht. Eine „Schließe", die das Haar zusammenhält. So hat man nicht mal als kleines Mädchen die bunten Dinger empfunden, die man sich, mehr oder weniger geschickt, ins Haar drapiert hat. Damit ließe sich auch nicht der Hype erklären, den Haarspangen inzwischen wieder ausgelöst haben. „Der Trend zur Haarspange erklärt sich über die Mode", sagt Hairstylist Thomas Gottschlich vom Flaconi Store in Berlin-Mitte. „Epochen wie vor allem die 1990er-Jahre feiern ein großes Comeback. Wie in den aktuellen Shows großer Modelabels, etwa Prada, Chanel oder Gucci, werden Haarspangen zu kleinen It-Pieces. Gleichzeitig liefern die Runway-Shows zahlreiche Inspirationen an Frisuren zum Nachstylen."
Hinzu kommt ein Quäntchen Minimalismus. „Sie sind ein kleines Accessoire, das in jede Handtasche passt und äußerst praktisch ist, um schnell eine Veränderung ohne viel Aufwand herbeizuführen", so Thomas Gottschlich über den Haarschmuck mit Verschluss. Der besteht entweder aus einem Schließmechanismus, der „zusammengeklippt" wird oder bei dem ein kleiner Stab die Spange öffnet und schließt. Ein weiterer Verschluss besteht aus einem leicht gebogenen Metallstück, das vor- und zurückgebogen wird.
So pragmatisch wie der Nutzen von Haarspangen und auch Haarklammern beschrieben wird, so relevant ist die Funktion auch dafür, dass sie über die Zeiten hinweg Präsenz zeigen. „Im Gegensatz zu traditionellem Schmuck sind sie nicht nur ansprechend, sondern dienen eben auch einem Zweck – dem Gestalten einer Frisur. Da bisher der Zweck im Vordergrund stand, wurden die Modewirkung und das Design von Haaraccessoires stark unterschätzt", erklärt Mariana Bayer, Betreiberin des Pforzheimer Modeaccessoire-Shops Redwood Fashion, bei dem Haarspange nicht gleich Haarspange ist. Zur großen Familie dieser Accessoire-Spezies gehörten, so Bayer, auch Haarklammern, Haarclips, Haarschieber, Einsteckkämme, Haarnadeln, Haargummis und Haarforken.
Verspielt ist nur eine Seite, die Haarspangen zu bieten haben. Sie können klassisch und schick für jedes Alter sein und zeigten, so Antonia Bruske, Senior PR-Manager bei Hallhuber, durch verschiedene Materialien, Formen und Farben eine echte Variationsvielfalt. „Aktuell sind etwa Haarreifen, Haarpins, Haarspangen und Haarschleifen mit Steinen und Perlen angesagt", so die Expertin, „auch sehen sie nicht nur einzeln, sondern auch in einem Zweier- oder Dreier-Set sehr gut aus." Das könne, so Bruske, auch ein kreativer, stylischer Mix aus zwei Spangen und einer Klemme sein.
„Derzeit sieht man vor allem prunkvolle, überladene Spangen mit Perlen, Strass und Logos großer Modefirmen", ergänzt Flaconi-Haarstylist Thomas Gottschlich, „sie sind meist aus gold- oder silberfarbenem Metall, Horn oder Leder gefertigt."
Gerade letztere Materialien zeigen, dass das kleine It-Piece die gesamte Klaviatur von preiswertem Modeschmuck-Accessoire aus Metall oder Kunststoff bis zum Qualitätsprodukt mit Nachhaltigkeitswunsch spielt. „Wir bieten fast ausschließlich Handarbeitsprodukte, deren Anfertigung natürlich aufwendiger ist als bei billigen Spritzgussartikeln. Für unsere Spangen werden nachhaltige Materialien, zumeist veganes Rhodoïd (ein in Italien aus Baumwolle hergestelltes Plattenmaterial, Anm. d. Red.) und Holz, verwendet.
„Das Accessoire am besten an die Garderobe anpassen"
Bei korrektem Umgang und richtiger Pflege können Haarspangen aus diesen Materialien wie auch aus Horn ein Leben lang getragen werden", so Redwood Fashion-Chefin Mariana Bayer über Qualitätsprodukte, die gemeinhin auch nicht schädlich für die Haare sind.
Augen auf beim Spangen-Kauf, darauf weist auch Thomas Gottschlich hin. „Bei metallenen Spangen gilt es auf hochwertige Legierungen zu achten. Die Oberflächen sollen frei von kleinen Gräten sein. So werden ein rasches Verfärben und eventuelle Strukturschäden der Haaroberfläche verhindert." Dann, so der Flaconi-Hairstylist, wären Spangen im Haar auch schonender als etwa Haargummis.
Auch Mariana Bayer drückt Haarspangen keinen „Schädlich"-Stempel auf. „Sein Haar kann man beim gewaltsamen Frisieren beschädigen, etwa durch unkontrolliertes Pressen oder Knicken. Im Normalfall macht dies aber niemand." Die Gefahren für die Haare lägen eher im zu häufigen oder zu heißem Waschen und Föhnen. „Viel Wasser trinken, weniger oft Shampoo verwenden, Haare mit kaltem Wasser waschen, kalt föhnen und Glätteisen vermeiden", gibt sie Tipps für schönes Haar, in dem dann auch trendige Haarspangen besser zur Geltung kommen.
Eine Landkarte für den Einsatz von Haarspangen gibt es nicht. Wohl aber praktische Erwägungen. Soll ein Haarknödel fixiert werden, entsprechen die Koordinaten den Fixiergebieten. Für das seitliche Tragen gibt es sogar eine eigene Spezies. Haarschieber und Seitenspangen sind einzig dafür konzipiert. Bananenspangen wurden für das schnelle Hochstocken der Haare aus der Haarschmuck-Wiege gehoben.
Die Platzierung folgt jedoch auch angesagten Modegeboten. „Aktuell häufig zu sehen ist eine Haarspange seitlich getragen, ob bei offenen oder geschlossenen Haaren. Oder ganz klassisch am Hinterkopf, über einem Dutt oder zum Befestigen einzelner Strähnen", weiß Bruske.
„Vorrangig trägt man das Accessoire um den Scheitel und die Gesichtskontur oder zur Fixierung einer Seite, in Höhe der Ohrspitze", beschreibt Hairstylist Thomas Gottschlich sozusagen die Grundeinstellungen von erwachsen gewordenen Spangen-Platzierungen.
Die einfache fixierende oder zusammenhaltende Schließe erlangt dann Trendstatus, vielleicht sogar gekoppelt mit einer sexy Ausstrahlung, wenn sie als Teamplayer agiert. Mariana Bayer: „Die Größe der Haarspange muss mit dem Haarvolumen und der Haarlänge abgestimmt sein. Optisch sollte man dieses Accessoire natürlich an die Garderobe anpassen."