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WAS MACHT EIGENTLICH...

Axel Schulz (rechts) besiegt den Amerikaner Jorge Valdes 1997 in der Alten Leipziger Messehalle
Foto: ZB - Fotoreport

… Axel Schulz?

Obwohl der Ostdeutsche in den 90er-Jahren in jeweils drei EM- und WM-Kämpfen scheiterte, wurde er hierzulande zu einem der beliebtesten Boxer. Heute engagiert sich der 52-Jährige in Charity-Projekten und vermarktet erfolgreich eigene Grill-Saucen und sein „Schuuulz"-Bier.

Ein Boxkampf vor 25 Jahren machte Axel Schulz zur Legende: Am 22. April 1995 unterlag er nach einem ungerechten Urteil in einem WM-Kampf der IBF in Las Vegas ganz knapp dem Alt-Champion George Foreman. Der international kaum bekannte deutsche Profi sollte der Karriere seines bereits 43-jährigen Gegners als „Kanonenfutter" neuen Schwung verleihen. Schulz zeigte dann den Kampf seines Lebens, wurde aber um den Sieg betrogen. Dennoch jubelte ihm die Boxwelt begeistert zu und verhalf ihm zu ungeahnter Popularität: „Von dieser Niederlage lebe ich heute noch", verriet Schulz im April 2020 zum 25. Jahrestag seines Foreman-Kampfes. Gegenüber dem Online-Portal „Boxen1" spielt er seine damalige Leistung heute etwas herunter: „Ich habe die Möglichkeit bekommen, habe sie genutzt und das Beste draus gemacht." Der Kampf gegen Weltmeister Foreman hat das Leben von Schulz völlig verändert: „Danach ging es richtig ab, es war nicht mal Zeit für einen Urlaub." Er sei als Betrogener, nicht als Geschlagener zurück nach Deutschland gekommen und dadurch dort schnell zum Liebling avanciert. Sein damaliger Gegner bekundet auch nach 25 Jahren noch Respekt: „Axel war tapfer und bewegte sich viel. Er konnte gut einstecken." 2019 erhielt Schulz eine späte Genugtuung, als er in Las Vegas beim Kampf Tyson Fury gegen Tom Schwarz als TV-Experte tätig war: „Da habe ich vom IBF-Präsidenten den WM-Gürtel mit einer Entschuldigung bekommen.Das war eine tolle Geste", freut sich Schulz, der selbst gar nicht so viel Wert auf seine sportlichen Trophäen legt und etliche Erinnerungsstücke großzügig an Freunde verschenkt hat.

Arbeitete beim Fernsehen

Der 52-Jährige in Charity-Projekten und vermarktet erfolgreich eigene Grill-Saucen und sein „Schuuulz“-Bier
Der 52-Jährige engagiert sich heute in Charity-Projekten - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress 

Schulz ist sich bewusst, dass ihn Foremans Management damals als „Fallobst" verpflichtet hatte, um ihrem Schützling die Titelverteidigung zu erleichtern: „Ich bin ja nicht so der K.-o.-Schläger. Deshalb bin ich ja ausgewählt worden." Als der Boxverband dem kampfmüden Foreman den Titel schon bald wieder aberkannte, bekam Schulz Ende 1995 gegen Francois Botha erneut eine WM-Chance. Da der siegreiche Botha aber des Dopings überführt wurde und seinen Titel verlor, hat er dem Deutschen 2012 nachträglich den WM-Gürtel überreicht. Auch in seinem dritten WM-Kampf zog Schulz 1996 gegen Michael Moore den Kürzeren, ebenso 1999 im Europameisterschafts-Fight gegen Wladimir Klitschko. Danach zog er sich vom aktiven Boxsport zurück. Ein Comeback-Versuch gegen Brian Minto scheiterte 2005.

Nach dem Karriereende nutzte Schulz seine Popularität als Fernseh-Moderator- und -Kommentator und ist auch heute ab und zu noch als TV-Box-Experte tätig. Außerdem nimmt er an vielen Charity-Veranstaltungen teil. Seit 2016 ist er ehrenamtlicher Botschafter der Ernst-Prost-Stiftung und unterstützt so unverschuldet in Not geratene Menschen durch Trikotaktionen und Spendensammlungen. Als Schutzpatron des Vereins „Grasbeißerbande" fördert Schulz seit 2018 die Kinderhospizarbeit. Der clevere Geschäftsmann mit der unverzichtbaren Baseball-Kappe, der seit Kurzem die eigene Biermarke „Schuuulz" vertreibt, wurde 2017 zum ersten „Bierbotschafter Brandenburgs" ernannt. Auch sonst ist Schulz eifrig in Sachen Selbstvermarktung unterwegs: Über seine Website kann man ihn als Grill-Experten für Events buchen: „Ich grille für mein Leben gern", betont er und verkauft heute unter seinem Namen Grillsaucen und -gewürze. Der gern unterschätzte Ex-Boxer mit der Berliner Schnauze ist inzwischen ein gemachter Mann mit einem geschätzten Vermögen von rund fünf Millionen Euro. Anfang dieses Jahres hätte Schulz eigentlich seinen WM-Kontrahenten von 1995, George Foreman, in den USA treffen sollen: „Aber dann kamen leider das Corona-Virus und das Einreiseverbot dazwischen", sagte er der „Münchener Abendzeitung". Dass der Foreman-Fight schon 25 Jahre her ist, kann er fast nicht glauben: „Es ist Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Es kommt mir vor wie vor zehn Jahren. Na ja, abends. Morgens kommt es mir vor wie vor 50 Jahren", spielte er kürzlich bei MDR Sport auf seine Wehwehchen an.

Hatte 2006 einen Schlaganfall

Schulz ist heute Berater zweier Boxställe und kümmert sich um den Nachwuchs. Dem darbenden deutschen Profi-Boxsport erteilt er einen guten Rat: Die Boxställe sollten gemeinsame Sache machen und ein paar hochkarätige Events auf die Beine stellen: „Da hätten sicher auch die großen Sender Interesse dran, und die Einnahmen würden verteilt." Die Corona-Zeit hat Schulz genutzt, um seine Töchter Paulina (13) und Amelina (10) zu trainieren. Vor allem kümmert er sich um die Fitness der erfolgreichen Potsdamer Schwimmerin Paulina: „Ich sitze wegen meiner kaputten Knie auf dem Fahrrad, und sie läuft", verrät Schulz dem Portal „sportbuzzer". Nachdem er 2006 einen Schlaganfall überstanden hat, ist er heute beim Golfen aktiv und startet bei so mancher Charity-Veranstaltung. Anfang Juli konnte er auch endlich wieder mal eine Autogrammstunde absolvieren.

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