Während der 41-jährige Claudio Pizarro gerade seine Karriere beendet hat, haben die niederländischen Weltstars Arjen Robben und Wesley Sneijder gerade spektakuläre Comebacks angekündigt.
Die lebensfreudige Ikone Otto Rehhagel, der erst im stolzen Alter von 73 Jahren seine Karriere als Bundesliga-Coach beendet hatte, hatte in seiner langen Erfolgsära bei Werder Bremen zwischen 1981 und 1995 bewiesen, dass es ein kluges Konzept sein kann, auf routinierte, andernorts teilweise sogar schon ausgemusterte Altstars wie Klaus Allofs, Manfred Burgsmüller, Erwin Kostedde oder Klaus Fichtel zu setzen. Weil die Laufbahn der Kicker in der deutschen Eliteklasse inzwischen immer früher beginnt, hat es den Anschein, als ob das Karriereende wegen der hohen körperlichen Belastung zwangsläufig eher kommt als noch zu Rehhagels Zeiten. Mittdreißiger gelten im internationalen Fußball-Geschäft normalerweise als Auslaufmodelle. In der gerade abgelaufenen Saison 2019/2020 war der Bremer Claudio Pizarro, Spitzname „Schlitzohr" oder „Schlawiner", mit gut 41 Jahren der älteste aktive Kicker gewesen. Nur vier weitere Profis, Oliver Fink (Düsseldorf), Stephan Lichtsteiner (Augsburg), Makoto Hasebe (Frankfurt) und Daniel Baier (Augsburg), hatten ebenso schon mehr als 35 Lenze auf der Brust gehabt.
Torhüter können in der Regel länger auf hohem Niveau spielen
Aber es gibt natürlich auch weltweit eine Reihe von prominenten Spielern, für die die natürliche Altersgrenze im Profisport offenbar nicht zu gelten scheint. und deren Fitness und Motivationsfähigkeit eine Fortsetzung der Laufbahn über das übliche Kicker-Verfallsdatum hinaus erlauben. Das gilt vor allem für Torhüter, unter denen natürlich der Keeper von Juventus Turin namens Gianluigi Buffon herausragt, der mit 42 Jahren unlängst seinen Vertrag bei der alten Dame um eine weitere Saison verlängert hat. Er müsste aber noch einige Spielzeiten dranhängen, um den italienischen Fußballer-Oldierekord zu brechen. Den hält sein Torhüter-Kollege Andrea Pierobon mit 48 Jahren, „Super-Gigi ist der tatsächliche Beweis, dass das Alter nur eine Zahl ist", so die offizielle Juve-Pressemitteilung. Auch in der ewigen Bundesliga-Historie werden unter den zehn ältesten Spielern allein sechs Goalies gelistet. Wobei Uli Stein und Toni Schumacher auf dem Treppchen allerdings von einem Feldspieler namens Klaus Fichtel überragt werden. Die „Tanne", so der Kosename der Schalke-Legende, ist einsamer Bundesliga-Rekordhalter, sein letztes Match bestritt er am 21. Mai 1988 in der Partie der Königsblauen gegen Bremen im Alter von 43 Jahren, sechs Monaten und zwei Tagen. Pizarro und der Bremer Mirko Votava rangieren im Ranking immerhin auf den Plätzen vier und fünf. Ein Japaner namens Kazuyoshi Miura wird über solche „Youngster" und ihre hiesigen Altersrekorde allerdings wohl nur mitleidig schmunzeln können. Gilt er doch schon seit dem März 2017 als ältester aktiver Profispieler aller Zeiten und löste den ewigen Senior-Player Sir Stanley Matthews ab, der sein letztes Pflichtspiel für Stoke City am 6. Februar 1965 im Alter von 50 Jahren und fünf Tagen bestritten hatte. Miura hat übrigens unlängst seinen Vertrag beim japanischen Zweitligisten FC Yokohama um eine weitere Saison verlängert, er ist ja schließlich erst 53 Jahre jung: „Alle fragen mich, warum ich dieses Jahr wieder weitermache. Ich verstehe das, aber ich stelle mir diese Frage nicht. Ich will spielen, bis ich sterbe."
Mit Miura wird der ehemalige Bayern-Star Franck Ribéry kaum konkurrieren können. Obwohl er bei seinem neuen Arbeitgeber, dem AC Florenz, im Alter von 37 Jahren wieder dribbelt und wirbelt wie in besten Zeiten. Auch wenn er seine in den letzten Jahren beim deutschen Rekordmeister offenbarte Verletzungsanfälligkeit mit nach Italien importiert hatte. Aber die Apenninenhalbinsel scheint für Kicker ohnehin ein Jungbrunnen zu sein, wie es Stars vom Schlage eines Francesco Toti (Karrierende bei der Roma mit fast 41) oder Paolo Maldini (Zapfenstreich bei Milan mit 40) vorgemacht hatten. Während Ribéry bei seiner Bayern-Verabschiedung nach zwölf Vertragsjahren schon angekündigt hatte, „noch ein bisschen Fußball spielen" zu wollen, sah das bei seinem kongenialen Partner auf dem anderen Flügel namens Arjen Robben, der den Münchnern immerhin auch stolze zehn Jahre die Treue gehalten hatte, gänzlich anders aus. Mit dem aktiven Kicken schien der Niederländer abgeschlossen zu haben und ließ dafür ein Interesse an der Jugendarbeit verlauten: „Ich freue mich darüber, mit Jugendlichen und Kindern zu arbeiten und ihnen weiterzuhelfen. Im Jugendbereich gibt es genug Arbeit." Alles Schnee von gestern, denn was „Rib" kann, kann der 36-jährige „Rob" schon lange. Auch wenn seine Verletzungsgeschichte noch viel länger ist als die seines ehemaligen französischen Mannschaftskollegen, schon in Real-Zeiten hatte er sich den Ruf eines Mannes mit „Glasknochen" erworben. Doch immer dann, wenn er gesund war, war er einer der Leistungsträger beim Rekordmeister mit Weltklassevorstellungen. Und kaum jemand konnte sich so verbissen wieder ins Team zurückkämpfen und gleichsam aus dem Stand Galaauftritte abliefern.
Robben liebäugelte sogar mit einem Bayern-Comeback
Letztere erhofft sich in der kommenden Saison auch der FC Groningen, der Heimatclub, in dem Robben als Fügelspieler zwischen 1999 und 2002 seine Laufbahn begann, bevor er sich über den PSV Eindhoven zur Reise durch die internationale Kickerwelt aufmachte. Laut Robbens eigenem Bekunden hatte er im vergangenen Winter sogar kurzzeitig überlegt, sein Comeback beim FC Bayern zu wagen, zumal seinerzeit wegen der Verletzungen von Serge Gnabry und Kingsley Coman auf der Außenbahn Bedarf beim Rekordmeister vorhanden war: „Das war wirklich eine kurze Phase bei mir im Dezember und Januar", so der Niederländer gegenüber der „Sport Bild", „da fühlte ich mich so fit, und ich habe überlegt zurückzukommen. Am Ende haben wir das dann doch nicht gemacht, und die Zeit ging vorbei." Die Fitness verdankte Robben einem ganz persönlichen Programm, das er an der Säbener Straße unter Aufsicht des Bayern-Spezialisten Dr. Holger Broich zwei- bis dreimal pro Woche absolviert hatte. Nach seinem Umzug nach Holland fühlte er sich während der Corona-Krise persönlich verpflichtet, seinem Heimatverein helfend zur Seite zu stehen: „Ich habe selbst an vielen Aktionen teilgenommen und überlegt, was ich darüber hinaus tun kann. Es begann zu kitzeln, und jetzt ist es meine Mission. Ich arbeite an meinem Comeback als Fußballer." In der neuen Saison wird man Robben also im Trikot des FC Groningen in der Eredivisie sehen, wobei Robben allerdings schon mal vor zu hohen Erwartungen gewarnt hat: „Ich weiß noch nicht, ob das funktionieren wird. Was ich weiß, ist, dass es nicht meiner Motivation abhängt."
Kaum war der Paukenschlag des Robben-Comebacks verklungen, da sorgte im Juli 2020 auch schon ein dicker Kumpel des früheren Bayern-Stars und ehemaliger Elftal-Kollege für Aufregung in der Fußballszene. Denn kein Geringerer als Hollands inzwischen 37-jähriger Rekordnationalspieler (mit 134 Einsätzen) Wesley Sneijder deutete ein Comeback in der Eredivisie an, nachdem es konkrete Gespräche mit den Verantwortlichen des FC Utrecht gegeben hatte. Im Unterschied zu Robben muss sich Sneijder, der seine große Karriere nach Stationen bei Real Madrid oder Inter Mailand im August 2019 eigentlich gemütlich in Katar hatte ausklingen lassen, erst einmal die nötigen Fitness-Grundlagen wieder beschaffen. Ob dafür das gerade angelaufene Training beim Fünftligisten DHSC Utrecht ausreichen wird, bleibt abzuwarten. Für einen Verein seiner Heimatstadt Utrecht hat Sneijder übrigens noch nie gespielt, da er sich schon in seiner Jugend Ajax Amsterdam angeschlossen hatte.