Das Auto ist für viele Menschen ein Versprechen. Wer auf dem Land aufwuchs, für den war es oft im Jugendalter entscheidend, schnell einen Führerschein zu bekommen. Selbstbestimmt von A nach B zu kommen, ist ein wesentlicher Teil der individuellen Freiheit. Mir ging das nicht anders und ich habe auch heute noch ein Faible fürs Auto. Mein Oldtimer – ein Peugeot 404, Baujahr 1964 – bedeutet mir viel: Tradition und Lebensfreude. Ich hänge also mehr oder weniger an meinem Auto von gestern. Die Zukunft des Saarlands hängt wirtschaftlich zu einem wichtigen Teil am Auto von Morgen. Über 40.000 Arbeitsplätze stehen in direktem Zusammenhang mit der Herstellung von Fahrzeugen. Und das sind dank gelebter Sozialpartnerschaft und starker IG Metall zumeist gut bezahlte Tarifbeschäftigte. Ich will, dass auch das Auto von morgen bei uns im Saarland gebaut wird.
Die Zukunft der Mobilität wird ein Mix sein. Der Anteil des ÖPNV und auch des Fuß- und Radverkehrs wird zunehmen, kleine Mikromobilitätsformen entstehen bereits – aber das Auto wird wichtig bleiben, auch wenn es vielleicht etwas anderes tankt, in jedem Fall aber weniger Schadstoffe ausstößt.
Nichts kann aber darüber hinwegtäuschen, dass gerade die Automobil- und Zuliefererindustrie seit Jahren – also weit vor Corona – im Wandel ist, teilweise im heftigen Umbruch. Da wurden in den Konzernzentralen technologische Entwicklungen verpasst und der Diesel-Skandal hat dem Image geschadet. Jetzt kommen Brexit und Handelskonflikte sowie die Corona-Pandemie hinzu. Die Folgen: gravierende Nachfrage- und Produktionsausfälle, gestörte Lieferketten und Umsatz- und Gewinneinbrüche.
Wie aber sieht ein Weg aus dieser Krise der Autoindustrie aus? Ich nenne drei wichtige Faktoren:
1. Mut zum technologischen Wandel
Es nützt nichts, mit viel Kampf noch ein, zwei Jahre daran festzuhalten, wie alles seit 20 Jahren gut lief. Es gilt, Arbeitsplätze für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten oder zu schaffen. Elektromobilität wird dabei eine wichtige Rolle spiele. Das heißt aber nicht, dass die Zukunft allein nur elektrisch ist. Ich halte Wasserstoff für eines der wichtigsten Potenziale, ein Zukunftsthema, auf das wir im Saarland setzen müssen. Es gibt aber auch keinen Grund, den Verbrenner und den Diesel abzuschreiben. Die Verteufelung des Verbrenners und vor allem des Diesels ist fachlich gesehen Unfug.
2. Forschung, Innovation und Investition
Das Saarland hat eine angesehene Forschungslandschaft und eine seltene Anhäufung von industriellem Wissen und Kompetenzen. Längst gibt es auch bei uns innovative Hightech- und Softwarefirmen, die auf den Weltmärkten operieren. Wir müssen noch stärker werden, Forschung und Produktion zusammenzubringen. Dabei können die massiven Förderungen der Bundesregierung helfen, die zum Beispiel mit dem Klimapaket und dem milliardenschweren Konjunkturpaket sowie dem Strukturstärkungsgesetz auf den Weg gebracht wurden.
3. Sicherheit im Wandel
Für die Zukunft wird Weiterbildung ein zentraler Schlüssel sein, denn industrielle Prozesse werden sich verändern. Das ist nicht allein Sache der Beschäftigten, sondern die Unternehmen müssen sich kümmern, ihre Experten zu halten und fortzubilden. Dabei unterstützen wir als Landesregierung zum Beispiel mit Förderungen. Hier liegt aber auch eine wesentliche bundespolitische Aufgabe, den Beschäftigten Sicherheit zu geben, dass man sich auf den Wandel auch einlassen kann.
Ich plädiere dafür, nichts schönzureden, aber sich auch nicht verzagt in Fatalismus zu flüchten. Nur ein Beispiel: Das Saarland ist auf dem Weg zur Wasserstoffmodellregion. Mit vereinten Kräften setzen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft alles daran, dass wir uns im Saarland einen Technologievorteil erarbeiten. Und wir müssen alles tun, um Arbeitsplätze zu schaffen, wo an anderen Stellen Jobs wegfallen. Dadurch wird auch unsere Wirtschaft diverser aufgestellt und damit weniger anfällig für Krisen.
Das Saarland soll Industrieland bleiben. Deshalb gehört das Auto nicht ins Museum. Schon gar nicht mein Oldtimer.