Dank der „Vogue“ können wir an dieser Stelle einen informativen Überblick über die angesagtesten Streetstyle-Trends der Fashion Weeks für den Sommer und
den Winter 2020/2021 geben.
New York, London, Mailand und Paris – wir waren bei den Schauen, die noch vor Corona stattfanden, nicht vor Ort. Die Trends, die sich dort auf, aber auch fernab der Laufstege herauskristallisieren, können wir trotzdem verkünden. Neben der Berichterstattung der Redakteure ist vor allem auch die Arbeit der Fotografen von enormer Bedeutung und was da zu sehen ist. Auch diese Trends können eingefangen werden, ohne vor Ort gewesen zu sein.
Für das Ablichten der Streetstyle-Crowd hat sich die „Vogue“ sogar einen eigenen Spezialisten namens Phil Oh zugelegt, der nicht nur die bekanntesten Influencerinnen und ihre männlichen Pendants unter den Streetstyle-Stars mit der Kamera anvisiert, sondern seinen geschulten Blick auf interessant oder ausgefallen gestylte Nobodys richtet. Anhand der Vielzahl seiner Bilder hat sich die „Vogue“ durch aufwendiges Sichten die Mühe gemacht, die tatsächlichen Trends der Straße rund um die Fashion Weeks zu ermitteln.
Beige zählt zu den wichtigsten Trends für diesen Sommer
Zwangsläufig und interessanterweise treffen daher im Streetstyle bei den Modewochen zwei Saison-Welten aufeinander. Denn wer bei den im September 2019 abgehaltenen Fashion Weeks für den Sommer 2020 nicht zu den „Beautiful Few“ gehörte, denen vorab von den jeweiligen Marken die brandaktuellen Klamotten zur Verfügung gestellt wurden, der musste sein Outfit mit älteren Teilen oder mit Teilen aus der schon im Handel erhältlichen Winter-Kollektion 2019/2020 zusammenstellen.
Das erklärt, dass mit plissierten, knielangen Röcken im Stil der bürgerlichen 1970er-Jahre, kombiniert mit oberschenkellangen Boots, Tie-Neck-Blusen und hübschen Blazern einer der Haupttrends der vergangenen Wintersaison auf den Straßen rund um Mailand & Co. am häufigsten anzutreffen war. Laut der „Vogue“ zählte auch Beige zu den wichtigsten Streetstyle-Trends rund um die Fashion-Weeks für diesen Sommer, nicht zuletzt dank einer Vielzahl von Trenchcoats in dieser Farbe.
Laut „Vogue“ waren auch die Töne Taupe/Graubraun und Camel bestens vertreten, aber auch knalligere Farbe wie Kobalt und Smaragdgrün über Zitronengelb und Fuchsia bis hin zu Petrol und Orange. Ein weiterer Top-Trend der Wintersaison 2019/2020, der sich im Streetstyle niedergeschlagen hatte, waren die aufgebauscht-voluminösen Kleider, wie sie Molly Godard oder Simone Rocha populär gemacht hatten. Auch eine zukunftsweisende neue Variante des Punk-Styles mit Details wie Nieten, Schotten-Plaid oder klobigen Boots war zu bewundern, wie sie von Designern à la Eckhaus Latta, Marine Serre oder Alessandro Michele für Gucci oder Telfar Clemens protegiert wurden. Die Shorts natürlich nicht zu vergessen, die meist knielang und relativ weit geschnitten, fast Culottes ähnlich, daherkamen. Bei ihnen war Leder ein häufig benutztes Material.
Beim Schuhwerk führte kein Weg an kniehohen Boots vorbei
Bei den schon im Schatten der aufziehenden Corona-Krise im Februar abgehaltenen Fashion Weeks für die Wintersaison 2020/2021 hatte die „Vogue“ im Streetstyle auch wieder eine ganze Reihe von Trends ausgemacht. An erster Stelle nannte sie die weißen Kleider, die lange Zeit meist nur als klassisches Hochzeitsgewand angesehen wurden und daher bei vielen Ladys als „too bridal“ verpönt waren. Trotz der vorherrschenden Kälte hatten sich viele Damen in ultra-kurzen Miniröcken präsentiert, häufig sogar ohne schützende Strumpfhosen. Nach Jahren der Vorherrschaft von Midi-Röcken und wallender Kleider war das Comeback der Minis für die „Vogue“ nicht weiter überraschend, zumal sie dank Labels wie Gucci, Mugler oder Christopher Kane ein Revival der femininen Sinnlichkeit prognostizierte. Bei den Farben ging es ruhiger zu, statt gänzlich monochromer Looks waren Schattierungen oder Nuancen von verwandten Tönen wie Weiß und Elfenbein oder Grün und Smaragdgrün angesagt. Und Beige war weiterhin sehr en vogue, daneben zeigten sich aber auch viele Töne Richtung Schokoladenbraun, Caramel und Cognac. Beim Schuhwerk führte kein Weg an kniehohen Boots vorbei. Und in Sachen Prints hatten immer noch Leo, Zebra und Schlange die Nase vorn. Leder war eindeutig das präferierte Material, wobei der „Vogue“ jede Menge Leather-Allover-Looks ins Auge sprangen. Nur kurz möchten wir noch darauf hinweisen, dass noch zwei andere Medienorgane eine Streetstyle-Beurteilung 2020 versucht hatten. Bei stylight.de wurden fünf Trends genannt: Pink, Cognac, Vintage-Karo, Stiefel mit hohem Schaft sowie Leder von Kopf bis Fuß. Bei thezoereport.com wurden unter anderem folgende Streetstyle-Trends gelistet: Allover-Knitwear, Loafers, Oversized Bags, leuchtende Farben von Lila bis Pistaziengrün oder raffinierter Minimalismus à la Daniel Lee bei Bottega Veneta oder à la Peter Do.
Viele Herren griffen ins feminine Schmuckkästchen
Auch auf der Jagd nach Streetstyle-Trends rund um die Männermode-Schauen in London, Florenz, Mailand und Paris wurde Fotograf Phil Oh im Auftrag der „Vogue“ reichlich fündig. Unter das Publikum hatten sich immer mehr männliche Promis aus Sport-, Musik-, Film- und Showgeschäft gemischt. Vor allem Stars aus den amerikanischen Profiligen NFL und NBA gaben sich hier ein viel beachtetes Stelldichein. Auf den Modeschauen für den Sommer beobachtete die „Vogue“ eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den Klamotten, die auf den Runways gezeigt wurden und dem, was die Herren tatsächlich rund um die Locations trugen. Lässig-relaxte Anzüge und eine neue, softere, um nicht zu sagen feminisierte Variante der Menswear waren die beiden wesentlichen Aspekte. Auffällig war, dass ungewohnt viele Männer in Röcken zu sehen waren, obwohl der schon 1984 von John Galliano unternommene Versuch, dieses feminine Kleidungsstück in der Herrenwelt salonfähig zu machen, restlos fehlgeschlagen war. In Paris war nun sogar der NBA-Basketball-Mega-Star Serge Ibaka in einem Männerrock zu sehen. Nicht ganz so mutige Herren schlüpften immerhin in Wide-Leg-Pants. Überraschend auch, dass nicht nur auf dem Catwalk, sondern auch auf der Straße reichlich nackte Haut gezeigt wurde, sprich unter den Blazern wurde auf T-Shirt oder Ähnliches komplett verzichtet.
Als Alternative für das Blankziehen wurden aber auch seidene Hemdchen gesichtet. Und auch an den Beinen wurde reichlich Blöße offenbart, da die Shorts kurz und kürzer gehalten waren, dafür waren die dazu kombinierten Hemden oft in XL-Länge geschneidert. Auch ins feminine Schmuckkästchen zu greifen trauten sich viele Herren, neben Halsketten und diamantbesetzten Chokern wurden sogar perlentragende Herren ausgemacht. Anzugträger verzichteten häufig auf die klassischen Farben Schwarz, Navy oder Braun und wagten sich an schillernde Töne wie Aquamarin oder Flieder heran. Weiß von Kopf bis Fuß war ebenfalls ein angesagter Streetstyle-Trend. Und der Tie-Dye-Trend von den Laufstegen war auch im Streetstyle omnipräsent vertreten. Wobei auf Sweatern, Rollkragenpullovern oder Cardigans auch jede Menge andere kühne und unkonventionelle Designs in allen Farben des Regenbogens aufgetaucht waren. Der von den Menswear-Designern stetig gepushte Trend zu Taschen, der lange Zeit aber wegen der maskulinen Vorliebe zu Rucksäcken fast chancenlos war, wurde durch den neuen Hype um Utility-Westen mit reichlich vorhandenen Taschen gleichsam konterkariert. Rund um die Menswear-Shows für den Herbst/Winter 2020/2021 konnte sich im Streetstyle der softe Gender-Trend behaupten, allerdings musste er sich eines macho-mäßigen Gegenwinds in Gestalt eines klassischen Wild-West-Looks mit Cowboyhüten, Poncho-Mänteln oder viereckig zulaufenden Boots behaupten.