Hilfe für die Tanzszene
Im Zuge des milliardenschweren Rettungsprogramms „Neustart Kultur“ für den Kultur- und Medienbereich fördert die Bundesregierung nun auch die freie Tanzszene in Deutschland mit bis zu 20 Millionen Euro. Sie kommen Künstlerinnen und Künstlern aus der freien professionellen Tanzszene, aber auch Produktionsstätten oder Festivals zugute. „Die Tanzszene ist von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Das gilt umso mehr, als Tänzerinnen und Tänzern oft nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung steht, in dem sie künstlerische Höchstleitungen erbringen können. Umso wichtiger ist es, jetzt der Tanzszene direkt und passgenau zu helfen“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Mit drei Teilprogrammen, die gemeinsam mit drei Partnerorganistionen entwickelt wurden, wolle man dem Tanz in Deutschland wieder auf die Beine helfen. „Wir müssen gemeinsam sinnvoll so helfen, dass Künstlerinnen und Künstler so bald wie möglich wieder ihr Einkommen erwirtschaften und ihr Publikum finden können“, so Grütters.
Lexikon der Corona-Zeit
Wörter und Wendungen, die erst durch Corona entstanden sind oder dadurch eine neue Bedeutung gewonnen haben, gibt es erstaunlich viele. Annette Klosa-Kückelhaus, Leiterin des Programmbereichs Sprachdokumentation und Lexikografie am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, erstellt Deutschlands erstes Coronalexikon. Neben Begriffen, die ohne Covid-19 nicht existieren würden – „Abstandssommer“, „Coronamode“, „Ellenbogengruß“ oder „Hygienedemo“ – hat sie altbekannte Wörter gefunden, die im Zuge der Pandemie in ihrer Bedeutung neu besetzt worden sind: „Ein ganz aktuelles Beispiel ist die ‚Dauerwelle‘, wo jeder zunächst an die Frisur denkt. Aber das ist jetzt im Coronakontext neu besetzt worden oder hat eine neue Bedeutung bekommen: Dahingehend, dass wir eigentlich gar nicht von einem wellenförmigen Verlauf ausgehen können, sondern eben von einer Dauerwelle“, sagt die Sprachwissenschaftlerin. Ihr Lexikon verzeichnet bereits rund 600 Wörter und Wendungen, die durch Corona entstanden sind, wie zum Beispiel Social Distancing, R-Wert, Herdenimmunität, lokaler Hotspot. Ob solche Begriffe sich ins sprachliche Gedächtnis eingraben werden und vielleicht in 50 Jahren noch gebräuchlich sind, hängt von der Dauer und vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. Bereits gewöhnt haben wir uns an Wörter wie Alltagsmaske, Coronabrutstätte, Coronaetikette, Immunitätspass, lokaler Lockdown oder Nullsemester.
Kulturverführung vom 07.08.2020
Ausstellung: Sie wirkt von außen eher unscheinbar, ist aber eine der „kulturellen Schatzkammern Berlins“ – die Gemäldegalerie am Kulturforum. 1998 wurde der etwas zurückgesetzt liegende Bau eröffnet, der eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei vom 13. bis 18. Jahrhundert beherbergt. Einige der Werke stammen aus den Sammlungen des Großen Kurfürsten und Friedrichs des Großen und waren früher im „Königlichen Museum“, dem heutigen Alten Museum, ausgestellt. In der heutigen Gemäldegalerie ist auf über 7.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ein „Who ist Who“ der Kunstgeschichte versammelt – und so kann man beim Rundgang um die langgezogene Säulenhalle frühe italienische Malerei ebenso bewundern wie flämische Meister, Venedig-Ansichten von Canaletto oder galante Szenen von Antoine Watteau. Das alles mit reichlich Abstand: Corona-bedingt werden sogenannte „Zeitfenster-Tickets“ verkauft. Besonders spannend der Kontrast zur momentan in der Säulenhalle aufgebauten monumentalen Skulptur von Anthony Caro – „The Last Judgement Sculpture“. Eine 25-teilige Skulpturengruppe, in der der 2013 verstorbene britische Bildhauer sich unter anderem mit antiker Mythologie, aber auch den Kriegserfahrungen des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt hat. Aus Metall, Holzbalken und Steinelementen sind die abstrakten Darstellungen komponiert, die Gewalt und Qualen ebenso thematisieren wie nahendes Unheil oder die Hoffnung auf den Weg in eine bessere Welt – durch ein Tor, das noch einen Spalt geöffnet ist. Informationen zu den Öffnungszeiten sowie Tickets: www.smb.museum
Theater: Open Air-Aufführungen schließen momentan die Lücke, die Abstands- und Hygieneregeln in die Programme und Spielpläne vieler Bühnen und Gruppen gerissen haben. Mit besonders viel Platz kann das Theater Anu werben, das auf dem Tempelhofer Feld zur „Großen Reise“ einlädt. Dabei begeben sich die Besucher auf einen Parcours aus acht Stationen – Gruppen starten im 15-Minuten-Takt. Sterne scheinen vom Himmel gefallen zu sein, überall funkeln, flackern Kerzen, weisen den Weg. Koffertürme stapeln sich, an einer Jahrmarktsbude treibt ein Narr seine Späße mit dem Publikum. Dazwischen tauchen immer wieder seltsame Figuren auf, eine Vogelfrau, ein „Lampenträumer“. All das fügt sich zu einem Mosaik aus poetischen Bildern, besonders reizvoll, wenn sich am späten Abend viele kleine Lichterpunkte zu einem großen Muster mitten auf dem früheren Flughafengelände zusammensetzen. 5.-8. August sowie 12.-15. August, jeweils im 15-Minuten-Takt zwischen 21.30 und 23.30 Uhr und mit maximal je 50 Personen, Columbiadamm 124, 10965 Berlin. Tickets ausschließlich online unter www.theater-anu.de
Sabine Loeprick