Begleiter fürs Leben

Es gibt Lieder, die einen im Leben begleiten, wie zum Beispiel „Le vent nous portera“. Eingängig, bittersüß, fast zart, etwas rockig mit Reggae-Klängen wurde es von der französischen Rockband Noir Désir 2001 erstmals veröffentlicht. Die Schweizerin Sophie Hunger coverte den Song 2010 auf ihrem zweiten Studio-Album. Seitdem gehört er bei Bühnenauftritten zu ihrem festen Programm. Bertrand Cantat, der ehemalige, charismatische Sänger von Noir Désir singt ihn bei seinen heutigen Auftritten ebenfalls immer noch.
Es gibt einige weitere Coverversionen. Manchen gefällt die Coverversion sogar besser, weil Sophie Hunger sinnlicher interpretiere. Ihre Version ist zumindest zarter als die von Cantat – und sie ist unbelastet. Der Franzose hatte wegen Totschlags seiner damaligen Freundin, der Schauspielerin Marie Trintignant, eine Haftstrafe verbüßt. Seitdem halten viele seine Auftritte für inakzeptabel.
„Le vent nous portera“ hat etwas unvergleichlich Tröstliches und Warmes. Es ist ein Liebeslied mit einer starken Botschaft: Was immer auch geschehen mag, der Wind wird uns tragen. Poesie und Musik des Liedes bilden eine harmonische Einheit, bei der wir mitsummen. Bei aller Melancholie, die es begleitet, bleiben wir zwar sehnsuchtsvoll, aber voller Hoffnung zurück. „Je n‘ai pas peur de la route“, sich ohne Angst auf den Weg begeben, das wünscht sich eigentlich jeder. Doch im Wissen darum, dass die „Augenblicke aus Samt“ (à l’instant de velours) in Form von Hingabe und Zärtlichkeit wechseln mit traurigen Momenten, entsteht durch die Harmonie von Text und Musik eine Stimmung voller Leichtigkeit. Mag sein, dass Sophie Hunger, die aus dem Lied fast eine Ballade gemacht hat, mit ihrer zaghaften, zerbrechlichen und liebevollen Version dem Charakter des Liebesliedes noch eher gerecht wird.
Dieses Album ist das letzte der Band, die mehrere Generationen zutiefst geprägt hat. Es wurde weit und breit als tolles Schlusswerk gelobt. Nach den wütenden, rockigen, direkten und wirklich harten Alben ist dies ein großes, zart-melancholisches Finale. Herausragend ist der tolle Song „Le vent nous portera“.