Der 1. FC Saarbrücken TT ist nach einer ungewöhnlichen Saison Deutscher Meister der Bundesliga. Doch die Planungen zur neuen Saison laufen schon längst. Die Corona-Krise hat auch den Tischtennissport hart getroffen.
Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Tischtennissaison 2019/20 Anfang April ein unfreiwilliges Ende. Dann aber wurde Mitte Juni doch noch ein Deutscher Meister gefunden. Der 1. FC Saarbrücken Tischtennis kürte sich zum Titelträger einer ungewöhnlichen und einzigartigen Saison. Im Finale gab es ein klares 3:1 gegen TTF Liebherr Ochsenhausen. Zwar wurde danach mit Abstand und mit Maske gefeiert, der Jubel fiel deshalb aber nicht weniger ausgelassen aus. Schließlich war dieser Titel der erste in der Vereinsgeschichte der Saarbrücker. Besonders war der Sieg zudem, weil im Jahr zuvor auch Ochsenhausen der Gegner im Finale war – und der FCS TT noch mit 0:3 unterlegen war. „Nach der Niederlage im vergangenen Jahr hatte die Mannschaft eine Weile zu kämpfen“, blickte FCS-Führungsspieler Patrick Franziska nach dem Titel-Coup noch einmal zurück. „Aber nach wenigen Tagen haben wir beschlossen, in der nächsten Saison voll anzugreifen. Diesen unbedingten Siegeswillen haben wir in der gesamten Saison gezeigt, auch heute im Finale.“ Von einem „verdienten Titel“ sprach der sportliche Leiter der Saarländer, Erwin Berg: „Es ist unglaublich, wir sind Deutscher Meister. Aber ich glaube, wenn man auf die gesamte Saison blickt, dann ist dieser Erfolg auch gerechtfertigt.“
„Ein verdienter Titel für uns“
Nun steht der Verein vor der Aufgabe, die neue Saison zu planen. Auch wegen der Verzögerung der alten Saison kein leichtes Unterfangen. „Die Planungen zur neuen Saison sind relativ weit vorangeschritten, natürlich hat sich aber alles aufgrund der Auswirkungen von Corona verzögert“, so Organisationsleiter des FCS TT Nicolas Barrois. „Sponsorengespräche und die Mannschaftsplanung konnten wir trotz der besonderen Situation früh abschließen, auch wenn wir natürlich einiges nach hinten schieben müssen. Aber trotzdem haben wir das recht gut gemeistert.“ Schwierig war es vor allem, weil das Finale eigentlich Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni stattfinden sollte –
aber dann doch erst Mitte Juni stattfinden konnte. „Auch wenn es dadurch länger dauerte, so sind wir dennoch gut im Zeitplan und absolut zufrieden mit den momentanen Planungen innerhalb des Vereins“, so Barrois.
Der Trainingsbetrieb wurde mittlerweile sogar wieder aufgenommen, die Mannschaft steht und ist bereit, wieder anzugreifen, auch wenn Barrois ein wenig auf die Euphorie-Bremse tritt: „Natürlich gehen wir mit einem guten Gefühl in die Saison, schließlich sind wir Deutscher Meister. Wir werden auf jeden Fall wieder versuchen, vorne mitzuspielen.“
Glückwünsche kamen sogar aus China und Russland
Was jedoch trotz des großen Erfolgs immer noch nachhängt, sind die Folgen der Unterbrechung der Saison aufgrund der Corona-Pandemie. „Uns als Verein und unseren Fans sind durch die Unterbrechung zwei bis drei Topspiele verloren gegangen, die sicherlich finanziell wichtig gewesen wären, aber vor allem gutes Tischtennis zu unseren Fans nach Saarbrücken gebracht hätten“, erklärt Barrois. Die Fans verpassten nämlich das Champions-League-Halbfinale, das Playoff-Halbfinale gegen Werder Bremen sowie das große Finale in Frankfurt, bei dem wahrscheinlich, wie im vergangenen Jahr, eine Menge Blau-Schwarz-Fans angefeuert hätten. Doch wie so oft im Leben, haben schlechte Dinge oft auch etwas Gutes. Denn neben dem Fußball war Tischtennis der einzige Sport, der wieder angefangen hat zu spielen. Dementsprechend höher war auch die Resonanz der Zuschauer. „Ich will nicht sagen, dass es positiv war, dafür war diese Zeit für viele Vereine zu schwer. Aber wenigstens bekam Tischtennis dadurch zumindest dann hohe mediale Aufmerksamkeit“, sagt Barrois. Und natürlich bekam die dann auch der FCS TT zu spüren. Eine Tageszeitung aus Shanghai schrieb einen Artikel über den späteren Deutschen Meister, alleine diese Zeitung hat schon über drei Millionen Abonnenten. Aber auch in Deutschland war die generierte Aufmerksamkeit deutlich höher geworden. In der „Sport Bild“ war der FCS TT „Gewinner der Woche“, mit einem großen Bild von Shang Kun. Knapp 16 Millionen Zuschauer erreichten die einzelnen Formate, die das Finale und die Vorberichte der TTBL übertrugen. „Wir hoffen alle, dass dieses mediale Interesse auch nach Corona zumindest in Teilen erhalten bleibt und einige Menschen gemerkt haben, was für ein toller Sport Tischtennis eigentlich ist“, so Barrois hoffnungsvoll.
Während innerhalb des Vereins also die Planungen voll im Gange sind, bereiten sich die Spieler derweil schon auf die neue Saison vor. Geplanter Saisonstart, sollte nichts dazwischenkommen, ist Anfang September.
Bis dahin haben die Spieler um Kapitän Patrick Franziska Zeit, sich auf die neue Spielzeit vorzubereiten und die neue Rolle anzunehmen. Denn neu ist die Situation allemal für den gesamten Verein, der erste nationale Meistertitel ist unter Dach und Fach – und weitere sollen folgen. Glückwünsche aus der ganzen Welt erreichten Nicolas Barrois: aus China, aus Russland, aber natürlich auch vom saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans sowie von Innenminister Klaus Bouillon. Dafür, dass im nächsten Jahr erneut viele Glückwünsche verteilt werden, sind die Grundsteine gelegt. Der Verein wird grundsolide geführt. Mit Erwin Berg und Nicolas Barrois auf den entscheidenden Posten herrschen auch die notwendige Ruhe und das Know-how um den erfolgreichen Weg weiterzuführen. Die Mannschaft bleibt zusammen und spielt noch nicht auf ihrem Zenit und hat sich nach der letztjährigen Finalniederlage geschüttelt, die richtigen Lehren gezogen und dann in einer besonderen Situation die notwendige Leistung abgerufen.
Der 1. FC Saarbrücken Tischtennis macht in der Zukunft definitiv Lust auf mehr. Auch wenn sich die Rolle ein wenig verändert hat: vom Jäger zum Gejagten.