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WAS MACHT EIGENTLICH...

Keegan 1979 mit der Aus­zeichnung als Fußballer des Jahres
Foto: picture-alliance / dpa | Werner Baum

… Kevin Keegan?

In den 70er-Jahren war er einer der besten und beliebtesten englischen Kicker. Von 1992 bis 2008 war er in England Vereins- und Nationaltrainer. Über eine Rückkehr zu seinem früheren Club Newcastle United wird nun spekuliert.

Kevin Keegan signierte im Herbst 2018 in London seine Autbiografie "My Life in Football"
Kevin Keegan signierte im Herbst 2018 in London seine Autbiografie "My Life in Football" - Foto: picture alliance / Cover Media Limited

Für Kevin Keegan könnte das derzeitige Übernahmegerangel bei seinem früheren Club Newcastle United zu einem kaum mehr erwarteten Comeback führen. Der Topstar des englischen Fußballs der 80er-Jahre war für Newcastle bereits als Spieler und zweimal als Trainer tätig, wollte dann aber wegen Unstimmigkeiten mit Club-Besitzer Mike Ashley 2008 seine Arbeit nicht mehr fortsetzen. Ashley will nun nach 13 Jahren den Verein entweder an einen arabischen Staatsfonds oder einen US-Geschäftsmann verkaufen, die bereit sind, jeweils 300 bis 400 Millionen Euro zu zahlen. Seit Monaten wird darüber spekuliert, dass Kevin Keegan, bis heute ein Idol der United-Fans, bei einem neuen Clubbesitzer wieder nach Newcastle zurückkehren könnte. In den britischen Medien hieß es dazu jetzt: „Er könnte ein entscheidendes Puzzleteil sein in der geplanten Millionen-Übernahme." Derzeit prüft der Premier-League-Verband noch die vorliegenden Kaufangebote, eine Zustimmung dürfte noch in diesem Sommer erfolgen. Bereits vor zwei Jahren hatte Keegan in einem Interview betont, dass ein neuer Besitzer Newcastle United recht schnell zu altem Glanz zurückverhelfen könnte. Er hatte dabei auch ein eigenes Engagement nicht ausgeschlossen, zumal er schon 2008 angekündigt hatte, frühestens nach Mike Ashleys Abgang wieder für Newcastle zu arbeiten: „Ich wäre nicht mal der älteste Trainer der Liga", glaubt der 69-Jährige, noch genug Biss für den Job zu haben, wenn man ihm diesmal bei der Arbeit freie Hand ließe. Auch wenn Keegan inzwischen kurze, graue Haare hat und rundlicher geworden ist, strahlt er immer noch die gleiche Leidenschaft und Entschiedenheit aus wie früher. Welche Wertschätzung er gerade in Newcastle genießt, zeigt sich darin, dass die Flug­gesellschaft Flybe International seit 2008 auf der Strecke Newcastle-London ein nach ihm benanntes Flugzeug einsetzt.

Exzellenter Kenner der Szene

Keegan hatte sich vor gut zehn Jahren vom Fußball zurückgezogen und seitdem nur noch als TV-Experte Spiele kommentiert. So ist er nach wie vor ein exzellenter Kenner der Szene. Natürlich hängt sein Herz immer auch noch am FC Liverpool, mit dem er zwischen 1971 und 1977 mehrere nationale und internationale Titel gewann. Keegan zeigt sich heute begeistert von dem lang ersehnten Titelgewinn der „Reds" und deren Trainer Klopp: „Wenn ich heute noch Spieler wäre, dann am liebsten bei Jürgen Klopps FC Liverpool. Denn Klopp ist wie ich, ein sehr emotionaler Typ", sagte er dem „Guardian".

​​​​Erfolgreich war Keegan (links) auch als Sänger, hier im Studio mit Trevor Francis
Erfolgreich war Keegan (links) auch als Sänger, hier im Studio mit Trevor Francis - Foto: picture-alliance/ dpa | Empics PA

Kevin Keegan, wegen seiner recht geringen Körpergröße früher liebevoll „Mighty Mouse" genannt, ist ein ganz besonderer Kicker. Er war als bisher einziger Brite zweimal Europas Fußballer des Jahres, der erste Fußball-Millionär der Insel und 1977 mit den 2,3 Millionen vom HSV gezahlter Ablöse auch der bis dahin teuerste Bundesliga-Transfer. Felix Magath, Teamkollege Keegans in Hamburg, beschrieb den Engländer vor einiger Zeit so: „Er war anders als wir. Seine Ansprüche waren höher, und er hat alles professioneller gesehen." Vor allem in Sachen Öffentlichkeitsarbeit habe er in einer anderen Liga gespielt als seine Kameraden: „Wie er mit Fans und Medien umgegangen ist, da war er uns um Jahre voraus. Er war ständig unterwegs, hatte Werbe- und andere Termine, halt wie ein Geschäftsmann." Keegan war wahrscheinlich der erste Popstar unter den Fußballern. Mit seinen langwallenden Locken hatte er auch als Sänger Erfolg: mit seiner Single „It ain‘t easy" (1972) und schließlich mit dem von „Smokie" Chris Norman geschriebenen Song „Head over heels in Love", der es 1979 sogar in die deutsche Top Ten schaffte.

„Ich habe viel gearbeitet"

Kürzlich hat Keegan, der in seinen 63 Länderspielen 21 Tore erzielt hat, seine Memoiren veröffentlicht, obwohl er Rückblicke nicht so gern mag. Ebensowenig Treffen mit ehemaligen Kameraden, weil „sie immer nur darüber reden, in welchem Jahr sie welchen Titel gewonnen haben". Die Jahre als Spieler und Kapitän der englischen Nationalmannschaft bezeichnet Keegan heute als seine fußballerisch glücklichste Zeit: „Nichts übertrifft es, für England zu spielen. Wir haben in meiner Zeit nie Großes erreicht. Trotzdem war es das Glücklichste, das es gibt." Vermisst er rückblickend etwas? „Ich vermisse das Spielen, aber das schon seit 34 Jahren. Nichts geht über das Spielen", verriet er 2018 dem „Guardian". Das Traineramt sei nur ein Ersatz, um noch etwas länger im Spiel zu bleiben.

Seine Popularität hat Keegan schon früh für die „Lord‘s Taverners" genutzt, eine Kricket-Charity für benachteiligte Jugendliche. Auch sonst hat er gern mit jungen Leuten zu tun. So ließ er sich kürzlich anlässlich eines Wohltätigkeitsspiels von jungen Fußballern interviewen und gab ihnen den Karriere-Tipp: „Viel arbeiten. Ich war ein Superspieler. Aber nur, weil ich topfit war und viel gearbeitet habe. Wenn man dann noch mit Herz spielt, kommt der Erfolg." Keegan lebt heute mit seiner Frau Jean auf einem Gutshof in Manchester. Wenn er sich nicht mit Fußball beschäftigt, spielt er Golf oder kümmert sich um Pferde.

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