Die 3. Liga startet bald in ihre Saison. In der Klasse, in der gefühlt jeder jeden schlagen kann, tummeln sich einige ehemalige Bundesligastars. FORUM nennt die hochkarätigsten Namen.
Von vielen wird die 3. Liga als Totengräber-Liga bezeichnet. Viel Aufwand für wenig Ertrag. Sie ist aber ein notwendiger Schritt für Vereine, die von unten in die Zweite Liga hochwollen. Zudem ist sie ein Auffangbecken für ehemalige Bundesliga- oder sogar Nationalspieler, die den Herbst ihrer Karriere nicht mehr weiter oben verbringen können –
die Gründe dafür sind vielschichtig. Einige Legenden tummeln sich durchaus in dieser Liga, aber auch hoffnungsvolle Talente.
Moritz Stoppelkamp (33)
Moritz Stoppelkamp ist gebürtiger Duisburger und steht nun auch schon seit längerer Zeit beim MSV unter Vertrag. Bei der Mannschaft von Torsten Lieberknecht ist Stoppelkamp Kapitän, musste in der vergangenen Saison den Fall vom ersten Platz ins Niemandsland der Liga mitansehen. Auch in der Jugend war Stoppelkamp schon für den MSV aktiv, anschließend wechselt er zur Jugendabteilung von Fortuna Düsseldorf, für die er in der U17 und U19 spielt. Schließlich spielt er 2004 in der U19 von Rot-Weiss Essen und ab 2005 in deren ersten Mannschaft. Weitere Stationen sind Rot-Weiß Erfurt und zur Saison 2008/09 Rot-Weiß Oberhausen. 2010/11 wechselt er zum Bundesligisten Hannover 96. Es folgen Verpflichtungen beim TSV 1860 München, SC Paderborn 07 und Karlsruher SC. Nach deren Abstieg in die 3. Liga geht er zurück zu seinem Jugendverein, dem MSV Duisburg. Dort unterschreibt er einen Zweijahresvertrag. Nach dem Abstieg in die 3. Liga im Sommer 2019 verlängert der Mittelfeldspieler seinen Vertrag bis Juni 2021, erneut mit der Option auf ein weiteres Jahr.
Marcel Risse (30)
„Es gibt Spieler, die mit einem einzigen Tor zu Legenden werden. Zu Helden unserer Zeit. Moderne Gladiatoren, die mit einem Geniestreich Momente erschaffen, die Zehntausende Menschen begeistern. Ein Tor und so viele Emotionen", schreibt eine Fan-Seite des 1. FC Köln über ihn. Marcel Risse ist genau das gelungen. Im Derby in der vergangenen Saison gegen Borussia Mönchengladbach zimmerte er in der 90. Minute den Ball aus dreißig Metern gegen Yann Sommer in den Winkel – Sieg für seinen 1. FC Köln. Nun hat er die Rheinseite gewechselt und schnürt die Schuhe zwar weiterhin für Köln – ab sofort jedoch für die Viktoria in der 3. Liga. Drei Jahre vor diesem Treffer war der gebürtige Kölner, der allerdings bei Bayer Leverkusen ausgebildet wurde, vom FSV Mainz 05 für 700.000 Euro in seine Heimatstadt gewechselt. Zuvor stoppten ihn zahlreiche Verletzungen, nie konnte er konstant seine Leistung bringen. Eine Legende beim 1. FC Köln wird er trotzdem bleiben. Gegenüber dem „Kölner Stadtanzeiger" sagt er über seinen Wechsel: „Zum einen hat natürlich der Standort eine wichtige Rolle bei meiner Entscheidung gespielt. Andererseits wäre ich aber auch nicht hierhin gekommen, wenn ich nicht von der Qualität der Mannschaft überzeugt gewesen wäre. Ich hatte noch ein, zwei andere Optionen, bin aber nun froh, bei der Viktoria zu sein."
Fanol Perdedaj (29)
Er ist der Motor im Mittelfeld des Aufsteigers 1. FC Saarbrücken. Perdedaj spielte aber auch schon für Hertha BSC Berlin in der Bundesliga, war zudem für 1860 München und den FSV Frankfurt in der Zweiten Liga aktiv. In den vergangenen Jahren scheiterte er immer wieder knapp mit dem FCS am Aufstieg, durch den coronabedingten Abbruch klappte es dann aber am grünen Tisch. Perdedaj wird im zentralen Mittelfeld eingesetzt, mit Kapitän Manuel Zeitz bildete er die Doppelsechs im Aufstiegsjahr. Auch für die Nationalmannschaft aus dem Kosovo war die „Kampfmaschine" siebenmal aktiv.
Sascha Mölders (35)
Bei einer Google-Suche präsentiert die Suchmaschine gleich weitere Vorschläge. Bei Sascha Mölders folgt direkt der Zusatz „Bauch". Nicht ganz unrecht, denn in der vergangenen Saison wirkte Mölders eher wie ein Kreisligaspieler von seiner Körperstatue her – doch
seine fußballerische Qualität ist weiterhin unumstritten. Als absoluter „Alphalöwe" und Kapitän einer jungen Münchner Mannschaft geht der 35-Jährige in diesem Jahr in seine wohl letzte Saison, und wie es scheint, will er es noch einmal wissen. Neben coolen Sprüchen über seinen Bierbauch lieferte der durchschlagskräftige Angreifer aber auch zählbare Argumente: Spätestens nach Sechzigs Regionalliga-Absturz schoss sich Mölders in die Herzen der Anhängerschaft – und Sechzig mit 19 Treffern und 14 Assists nicht nur auf Rang eins, sondern mit drei Treffern in den beiden Relegationsspielen gegen den 1. FC Saarbrücken auch zurück in den Profifußball. Die Fans dankten es mit dem Spitznamen „Fußballgott". Nach einer etwas schwächeren Premieren-Spielzeit in der 3. Liga lieferte Mölders zuletzt satte 15 Tore, 15 Vorlagen und zählte damit trotz
seines fortgeschrittenen Alters zu den besten Stürmern der dritthöchsten Spielklasse.
Nicolas Kühn (20)
Bei ihm handelt es sich wohl um das größte Talent der 3. Liga. Kein Wunder, dass es bei den Bayern gelandet ist. „Wir freuen uns, dass es nach der halbjährigen Leihe nun mit einem permanenten Transfer von Nicolas geklappt hat", sagte Campus-Leiter Jochen Sauer nach seiner Verpflichtung. Kühn kam von Ajax Amsterdam, wurde im Jahr zuvor mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet. Sollte in dieser Karriere alles normal laufen, wird der junge Flügelspieler nicht viel Einsatz in der 3.Liga bekommen, sondern eher in der Mannschaft von Hansi Flick auftauchen – wenn zunächst auch nur als Ergänzungsspieler. Im kommenden Jahr ist er aber dennoch ein Spieler, der genauer angeschaut werden muss, denn vielleicht wächst da der nächste große Bayern-Akteur heran.
Tim Rieder (26)
Wohl kein Spieler hatte so viele Anfragen wie Tim Rieder. Er war auch von zahlreichen Zweitligisten umworben und von einem Dutzend Drittligisten. Er entschied sich aber für den 1. FC Kaiserslautern. Einer der Gründe: Beim FCK soll er Verantwortung übernehmen. Und darauf hat der Neue richtig Bock. Er soll der neue Dreh- und Angelpunkt im Spiel der roten Teufel werden, und sein Trainer Boris Schommers ist „sehr froh ihn zu haben, denn er hatte noch viele andere Optionen". Der 1. FC Kaiserslautern hat Tim Rieder vom Bundesligisten FC Augsburg verpflichtet. In der vergangenen Saison hatte der 26-Jährige auf Leihbasis für den TSV 1860 München gespielt. In Kaiserslautern erhält er einen Dreijahresvertrag.