„Weniger ist mehr" ist ja so ein Spruch, der in letzter Zeit wieder Konjunktur hat. Björn Kern, Berliner Autor, der jetzt im Oderbruch wohnt, hat diesen Gedanken konsequent fortgeführt und behauptet: „Weniger" ist zwar ganz okay, aber „nichts" ist doch viel besser!
Beweise gefällig? Weniger Miete zu zahlen ist schön. Keine Miete zu zahlen, aber eben doch viel besser. Weniger zum Doktor zu gehen: okay. Gar nicht mehr zum Doktor zu gehen: viel besser. Diese Doktrin hat der Autor, der Glaubwürdigkeit halber, auch gleich selbst ausprobiert, in dem er aus dem vergleichsweise teuren Berlin in ein abgelegenes Dorf an der polnischen Grenze zog. Dort werden zugezogene Großstädter, das ist allgemein bekannt, am Anfang meist misstrauisch von der Dorfbevölkerung beäugt. Natürlich machte auch Kern diese Erfahrung, doch mit der Zeit gelang es ihm, sich bei mindestens einem Nachbarn einzuschmeicheln. Der große Vorteil des Dorflebens: Nichtstun gelingt hier viel besser als in der Großstadt, wo andauernd kostspielige Vergnügungen wie Theater, Konzerte, Restaurantbesuche oder Einkaufsbummel warten. Mit einer Flasche Bier unter dem Birnbaum zu sitzen und über die Sommerwiese zu blicken, kostet dagegen fast nichts.
Seine persönlichen Erfahrungen garniert Kern dabei immer wieder mit wirtschaftspolitischen Erkenntnissen. Zum Beispiel der These, dass „Die größten volkswirtschaftlichen Kosten nicht durch Nichtstun, sondern durch Arbeit" entstünden. Natürlich kann auch Kern nicht allein von Luft und Liebe leben, deswegen schreibt er hin und wieder ein Buch oder moderiert einen Radiobeitrag. Sogar einen langweiligen Bürojob in der Großstadt hatte Kern einmal, den er herrlich persifliert. Ein „Superhandy", wie es seine Freundin hat, lehnt er ab – denn es hält vom Nichtstun ab, einer Tugend, die gelernt sein will.
Das vorliegende Buch, eine Kapitalismuskritik auf höchst charmante Art, liest sich dank Selbstironie bis zur letzten Seite höchst unterhaltsam.