Kate Gelinsky (Jahrgang 1986) aus Lüneburg zählt zu den erfolgreichsten Fashion-Bloggerinnen Deutschlands. Im Interview spricht sie über ihren spannenden Beruf, Veränderungen durch die Corona-Krise, das Bloggen und Fashion-Vorlieben.
Kate, was hat sich mit der Corona-Krise in Deinem Leben als Fashion-Bloggerin alles geändert?
Wir sind viel kreativer geworden, offener und nahbarer. Es ist, als wäre eine zuvor verschlossene Tür plötzlich aufgegangen. Von meiner Pflegeroutine bis hin zur Gartenarbeit nehme ich meine Zuschauer nun gerne mit. Ich sehe das keineswegs als Nachteil, sondern vielmehr als neue Chance, offener und ehrlicher zu kommunizieren, wer man wirklich ist.
Sind viele Aufträge weggefallen und hast Du Dir dafür andere Ideen einfallen lassen, um Aufträge zu erhalten?
Leider haben einige Kooperationspartner eine schwere Zeit hinter sich und noch vieles zu bewerkstelligen. Wir konnten aber gute Lösungen finden, um weiter voneinander zu profitieren. Ich sehe das, was ich tue, weniger als Auftrag, sondern mehr als Passion, als etwas, was ich wirklich gerne tue. Nur weil ein Label nicht mehr zahlen kann, bedeutet es ja nicht, dass ich es nicht weiter gerne trage oder dessen Produkte verwende. Ich denke, man muss auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten und den anderen supporten, damit der Stein wieder ins Rollen kommen kann.
Ist inzwischen alles wieder zur Normalität übergegangen?
Was ist schon Normalität? In meiner Branche kann man für kurze Zeit alles sein und plötzlich wieder nichts. Unabhängig von der Corona-Krise muss man immer am Ball bleiben. Ich versuche auf meinem Instagram-Account und auch auf meinem Blog so viel Normalität wie möglich zu transportieren. Trübsal wird man bei mir niemals finden.
Wie sieht es mit dem Reisen aus – wohin wirst Du dieses Jahr reisen und welche Länder fallen flach?
Wir haben uns in diesem Jahr gegen das Reisen entschieden. Wir sind vor zwei Jahren in ein wunderschönes Haus mit großem Garten gezogen und haben den heimischen Sommer mit Rasensprenger, Planschbecken und Co. genossen. Herrlich!
Wo sind Deine Fotos in der letzten Zeit entstanden? Und wer fotografiert Dich eigentlich für den Blog?
Tatsächlich haben wir viele im Garten geschossen oder im Haus. Inzwischen fotografieren wir auch wieder in der Stadt. Da wir ein großes Lederwarengeschäft in Lüneburg besitzen (@RothardtLeder) bin ich beruflich bedingt oft dort. Mein Mann macht fast alle Fotos.
Wie sahen Deine ersten Schritte als Fashion-Bloggerin aus?
Ich habe 2008 mit meinem Blog „nie Wunschfrei" begonnen, den ich dann später in „Kate Glitter" umtaufte. Damals war ich immer auf der Suche nach neuen Trends, rastlos, modehungrig, nie wunschfrei eben. Heute habe ich meinen Stil gefunden, bin angekommen und teile gerne meine Erfahrungen.
Fotos in Umkleidekabinen mache ich jedoch noch immer gerne.
Wie ging es damals weiter und wie wurdest Du erfolgreich?
Ich teile wie bis heute auf meinem Blog die Outfits, die ich gerne trage. Unter anderem trug ich damals einen Rock von Marc Cain. Das deutsche Modelabel war dann so begeistert von meinem Support und dem Look, dass es mich zu seiner Fashion-Show in Berlin einlud.
Damals begleitete ich außerdem MAC Cosmetics backstage bei den Shows der Fashion Week und luscherte durch den Vorhang, um etwas von den neuen Kollektionen der gezeigten Shows mitzubekommen. Meine Beiträge darüber kamen so gut an, dass ich schnell viele Leser gewann und irgendwann auch zu allen anderen Shows eingeladen wurde.
Kannst Du Tipps geben: Wie steigt man am besten in diesen Bereich ein?
Ich denke es ist wichtig, dass man sich selbst treu bleibt, denn die anderen gibt es ja schon. Man sollte eine Nische finden und diese bespielen. Der Erfolg kommt dann meist von alleine. Die Leute spüren, ob man etwas aus Leidenschaft oder aus Profitgier tut.
Was benötigt ein Fashion-Blog, um sich von der Masse abzuheben und erfolgreich zu sein?
Authentizität, Regelmäßigkeit und etwas Besonderes.
Du arbeitest auch als Stylistin und als Editor für das „Aigner Magazin". Wie genau sieht hier Deine Arbeit aus?
Wöchentlich stelle ich im „Aigner Online Magazin" (aignermunich.com/Blog) die neuesten und vor allem coolsten Taschen des Unternehmens vor und wie ich sie kombinieren würde. Ich wähle also aus, style den Look, bearbeite die Fotos und schreibe die Texte auf Deutsch und Englisch, stimme das Lektorat ab und editiere den Blogbeitrag, den ich dann im Anschluss auch auf meinem Account teile. Ich liebe diese Arbeit und bin nach über vier Jahren noch immer neugierig auf die neuen Kollektionen.
Welchen Blogs und Influencern folgst Du persönlich?
Ich folge vielen Mamis wie ich es bin wie @Motherofsixdragons @journelles @aristippa @sosue @elisesoho und @lindapaletta. Außerdem inspirieren mich @leiasfez @anoukyve und @hannastefansson.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
Die mit unserer Englischen Bulldogge Sir Winston (#WinnieWunschfrei) und Beauty-Beiträge. Aber auch coole Looks, in denen ich hauptsächlich auf Mustermix setzte, lieben meine Zuschauer.
Wie wichtig ist Dir Mode privat? Und trägst Du zu Hause auch mal Jogginghose?
Klaro, sobald ich mich abends an den Rechner sitze, trage ich Joggingpants. Tagsüber darf es aber auch bequem sein, immerhin habe ich zwei Kinder, eine Katze und den dicken Hund zu bespaßen. Ich zeige keine Outfits, die ich nicht auch im Real Life tragen würde, liebe aber auch ein wenig Extravaganz im Alltag. Bei Handtaschen und Schuhen mache ich nie Kompromisse. Was ich aber eigentlich sagen möchte: Ich bin keine Mommy für Funktionskleidung. Lieber ziehe ich mich nach einem Regenschauer einfach noch
mal um.
Was waren die Highlights Deiner Karriere?
Ich durfte mal auf dem Teppich der Bambi-Verleihung neben Robbie Williams stehen, der meine Snapchat-Story crashte. Ja ich könnte sagen, dass die Begegnungen und Freundschaften, die im Laufe der Jahre durch diese kunterbunte Social-Media-Welt entstanden sind, die wahren Highlights waren.
Sind Dir Themen wie Nachhaltigkeit wichtig?
Ja total, Support von lokalen Geschäften ist mir unglaublich wichtig, schließlich haben wir selber eins. Ich liebe Vintage-Kleidung und schaue immer zuerst, ob ich ein Designerstück gebraucht finde, bevor ich es mir neu kaufe. Außerdem liebe ich Naturkosmetik wie zum Beispiel Und Gretel, über die ich dann auch gerne berichte.
Welchen Ratschlag würdest Du Deinem 20-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Hör auf zu rauchen und vergiss Deinen Hals nicht beim Eincremen.
Wie näht man sich so eine tolle Mund-Nasen-Maske von Chanel, wie Du sie auf einem Foto trägst?
(lacht) Frag nicht, das war zu Beginn der Corona-Krise, als es noch wenig Schnittmuster gab. Ich habe also circa 20 Testmuster aus alten Schuhbeuteln und Bettlaken genäht, bis ich eins hatte, das mir gefiel. Zur Info: Ich kann gar nicht nähen. Ich habe dann schlussendlich per Facetime mit meiner Mama meinen Prototypen fertiggestellt. Die Bänder sind Geschenkbänder von Einkäufen bei Chanel, die man dazu bekommt, wenn man in der Beauty-Boutique oder direkt bei Chanel einkauft.
Womit bist Du aktuell beschäftigt? Und was wird uns als Nächstes auf Deinem Blog erwarten?
Derzeit arbeite ich an einem spannenden nachhaltigen Projekt gemeinsam mit @Nespresso, an einem tollen Blogpost über die wichtigsten Gartengeräte, glaubt mir, das wird spannend, und an einer neuen Homestory.
Ich versuche gerade etwas Struktur in meinen Instagram-Alltag zu bringen und habe mit dem „MakeupMonday" und dem „Frag doch mal Freitag" bereits einen guten Anfang gemacht.