Generationen von Saarländern und Franzosen haben den Deutsch-Französischen Garten in den vergangenen sechs Jahrzehnten besucht. Eine Zeit, in der sich vieles im Park getan und wieder verändert hat. Bislang hat er alle Höhen und Tiefen gemeistert und erfreut sich noch immer großer Beliebtheit.
Seit dem Jahr 2001 steht der Deutsche-Französische Garten im Saarbrücker Deutschmühlental unter Naturschutz. Eröffnet am 23. April 1960 anlässlich einer deutsch-französischen Gartenschau, ist der DFG bis heute eines der beliebtesten Ausflugsziele innerhalb der Stadtgrenzen. Im Gegensatz etwa zu den Grünanlagen am Saarbrücker Staden, die unmittelbar an der Autobahn liegen, herrscht hier weitgehend Ruhe, und dies lockt jeden Tag zahlreiche Menschen aller Altersschichten und von beiden Seiten der Grenze in den Park. Hier kann man den stressigen Alltag auf einem der Parkplätze vor den Toren des Parks hinter sich lassen und abtauchen in eine schöne Parklandschaft. Dass diese nicht ultramodern und hip, sondern bis heute von der Landschaftsarchitektur der 50er- und 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts geprägt ist, macht den besonderen Charme der Anlage aus.
Schon im 19. Jahrhundert war das Gelände im Deutschmühlental so etwas wie die grüne Lunge der Stadt und beliebtes Ziel für Spaziergänger, Ende des Jahrhunderts entstand hier ein Freibad, das Deutschmühlenbad. Im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 war das Gelände Teil des Schlachtfeldes unterhalb der Spicherer Höhen. Der Ehrenfriedhof unterhalb des Eingangs Metzer Straße erinnert bis heute daran. Bereits 1931 wurde das Deutschmühlental als Naturschutzgebiet ausgewiesen, 1932 hier der Saarbrücker Zoo als Privatzoo gegründet.
Grabungen gefährlich wegen alter Munition
Doch spätestens Mitte der 1930er-Jahre war es vorbei mit der Idylle und Ruhe im Deutschmühlental. Auf dem Gelände des heutigen Parks errichteten die Nationalsozialisten einen Teil ihres sogenannten Westwalls – ein auf über 600 Kilometer verteiltes Verteidigungssystem, das aus mehr als 18.000 Bunkern, Panzersperren, Stollen und Gräben bestand. Auch im Deutschmühlental entstanden zahlreiche Bunker und Panzersperren, die im Zweiten Weltkrieg natürlich auch Angriffsziel der Alliierten wurden. Im Zuge dessen wurde auch der Zoo komplett zerstört und schließlich 1956 am heutigen Standort am Saarbrücker Eschberg neu erbaut. Wer mit offenen Augen durch den Park geht, entdeckt die Überreste des ehemaligen Westwalls auch heute noch.
Dass es nur 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs an dieser Stelle eine gemeinsame Gartenschau zwischen Deutschland und Frankreich geben würde, hätte wenige Jahre zuvor wohl kaum jemand für möglich gehalten. Diese Gartenschau darf sicherlich als ein großer Schritt in der gegenseitigen Annäherung und Aussöhnung beider Länder angesehen werden. Deren Idee 1956, „zwischen politischem und wirtschaftlichem Wiederanschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik Deutschland geboren worden war", wie auf der Internetseite des Saarbrücker Stadtarchivs anlässlich des 60. Geburtstags des Parks zu lesen ist.
Ende der 50er-Jahre begann man, den Überresten des Westwalls mit schwerem Gerät zu Leibe zu rücken und das Gelände mit Baggern und Planierraupen umzugestalten. Kein ungefährliches Unterfangen, denn immer wieder stießen die deutschen und französischen Landschaftsgärtner dabei auf vergrabene Minen, Waffen und alte Munitionsbestände. 1960 wurde ein Arbeiter wenige Tage vor der Eröffnung bei der Explosion einer Panzermine schwer verletzt. Die Fundamente der ehemaligen Höckerlinie wurden zur Promenade, 18 zum Teil zerstörte Bunker in die Parkgestaltung einbezogen. Während einer zur Milchbar umgebaut wurde, verschwanden andere unter Maschendraht, der mit Kletterpflanzen besetzt wurde – ein natürliches Tarnnetz sozusagen. Hundertausende Heidepflanzen wurden aus Norddeutschland nach Saarbrücken transportiert und hier angepflanzt, wie Filmberichte des Saarländischen Rundfunks von damals belegen. Dazu 275.000 Tulpen und Narzissen, die zur Eröffnung blühten. Die Kosten für die 50 Hektar große Anlage beliefen sich damals auf etwa 6,5 Millionen D-Mark.
1,5 Millionen Menschen besuchten Gartenschau
Historische Bilder vom Eröffnungstag zeigen, dass die Idee der grenzüberschreitenden Gartenschau sehr gut angenommen wurde. Zur Eröffnung strömten mehr als 30.000 Menschen in den Park, bis zum Ende der Gartenschau am 25. Oktober des gleichen Jahres, das mit einem großen Abschlussfeuerwerk gefeiert wurde, sollten es 1,5 Millionen sein – 250.000 davon aus dem benachbarten Frankreich. Im Tal der Jugend, dem späteren Standort der Gulliver-Welt, die 1968 in den DFG einzog, wurde seinerzeit ein eigener Kindergarten für die kleinen Besucher eingerichtet, bei dem Kinder bis 18 Uhr betreut werden konnten, während die Eltern durch den Park flanierten. Mit Außenspielplatz, Indianerdorf mit Zelten und Totempfahl für schöne sowie geschützte Spielräume für schlechtes Wetter.
Auch die Amerikaner waren auf der Gartenschau vertreten. Sie errichteten ein gewaltiges Kuppelzelt, den sogenannten Fuller-Dom, in dem während der Gartenschau die unterschiedlichsten Ausstellungen – etwa über die amerikanische Lebensweise – gezeigt wurden. Ende 1960 wurde der Fuller-Dom zum Leidwesen vieler Parkbesucher allerdings wieder abgebaut.
Die Wasserorgel, die auf den Bildern von der Eröffnung zu sehen ist, war damals noch ausgeliehen. Die eigene Wasserorgel wurde erst drei Jahre später installiert, und sie war ein gutes Stück größer als die heutige. Mit ihrer Länge von 40 Metern, 126 Druck- und Kippschaltern sowie 18 Wasserreglern und 16 Motorpumpen galt sie nach Angaben der „Saarbrücker Zeitung" lange Jahre sogar als größte ihrer Art in Europa. Ein Jahr zuvor war zudem ein Freilichtkino auf der Waldbühne eröffnet worden. Um die deutsch-französische Gartenschau plakativ bewerben zu können, wurden die Figuren des deutschen Michels und der französischen Marianne bemüht. Also die vermutlich schon in der Renaissance entstandene nationale Personifikation der Deutschen auf der einen, und die Nationalfigur Frankreichs auf der anderen Seite. Ein deutsch-französisches Traumpaar sozusagen.
Alte Wasserorgel war größte in Europa
Auch das Ende der Gartenschau änderte nichts an der Anziehungskraft der Anlage. In den ersten zehn Jahren strömten sechs Millionen Besucher in den Park. 1973 wurden erstmals Tretboote in Betrieb genommen und drei Jahre später die Gulliver-Welt saniert und wiedereröffnet. 1977 wurde in der Miniaturwelt die zweimillionste Besucherin gezählt. 1979 wurde dann die alte Wasserorgel in Rente geschickt und für 120.000 D-Mark durch einen neue, nochmals einen Meter größere ersetzt.
Weniger gut lief es in den Folgejahren, denn die Besucherzahlen gingen mittlerweile stetig zurück. Die Stadt Saarbrücken reagiert und steckt 1988 etwa 500.000 D-Mark in Sanierungsarbeiten. Anfang der 90er-Jahre wurde auch über eine Modernisierung nachgedacht, denn manchem gelten Seilbahn und Gulliver-Welt als veraltet und provinziell. Doch der Stadtrat war sich einig, dass der DFG nicht zu einem „Vergnügungspark mit Rummelplatzcharakter" werden solle, wie im Stadtarchiv nachzulesen ist. Stattdessen wurde erstmals darüber diskutiert, den Garten unter Naturschutz zu stellen, bis zur Umsetzung dauerte es noch zehn Jahre. Erst seit 1994 ist der Park übrigens ohne Eintritt zugänglich. Mitte Oktober 2013 ging mit der Schließung der Gulliver-Welt ein Stück Geschichte des DFG zu Ende. Derzeit wird das Gelände renaturiert und soll – wenn alles normal verläuft – voraussichtlich kommendes Jahr neu eröffnet werden.