Den meisten DFG-Besuchern dürfte die Wasserorgel auf dem Deutschmühlenweiher ein Begriff sein. Stündlich begrüßt sie die Spaziergänger mit verschiedenen Liedern – Roman Conrad programmiert dort ehrenamtlich.
Bsch bsch", „Klackklackklack", „Tsch tsch!" – ein Rundgang durch den DFG mit Roman Conrad ist wie der Besuch eines guten Percussion-Festivals. Der Student an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) ist nicht nur ein Klangkünstler, er betreibt auch gern Lautmalerei. Manchmal führt er auch Kehlkopfgesang vor, was dann an ein Didgeridoo erinnert. Mitunter summt er Melodien mit, die die Wasserorgel im DFG spielt. Und manchmal steht er dort sogar selbst an den Reglern der unterhaltsamen Einrichtung – eine der ältesten in Deutschland überhaupt.
Roman Conrad studiert Freie Kunst, Fachrichtung Klangkunst/Sound Art, spielte früher Kirchenorgel. Gern tüftelt er auch an elektronischen Geräten oder versucht, Verstärker zu optimieren. Man könnte also sagen, Musik und Geräusche nehmen bei ihm sehr viel Platz in seinem Leben ein. Nur mit dem Deutsch-Französischen Garten hatte er es früher nicht so. Da wurde er sonntags von seiner Großmutter regelrecht mit in die Einrichtung geschleppt. „Das war Gängelung", sagt er heute lachend.
Der neue Bezug zum DFG kam dann während seines Studiums. Vor einiger Zeit verwirklichten einige HBK-Studierende innerhalb eines Projektes künstlerische Installationen auf dem Gelände. So sollten sie fernab der Ateliers lernen, Kunst für einen bestimmten und an einem bestimmten Ort zu entwickeln. Während dieser Zeit lernte Conrad auch Werner Trenz kennen und schätzen. Der Gärtnermeister ist bei der Landeshauptstadt Saarbrücken beschäftigt und seit 1987 Leiter des Deutsch-Französischen Gartens. Man kam ins Gespräch, und Trenz fragte Roman Conrad, ob er nicht Lust habe, sich ehrenamtlich an der Wasserorgel zu engagieren.
Hilfestellung bei seiner Entscheidung bekam Conrad von seiner Schwester, die ihn daran erinnerte, dass ihre Oma sonntags eigentlich vor allem wegen der Wasserorgel in den DFG gegangen sei. Nun kommt Roman Conrad also seit etwa zwei Jahren zwei- bis dreimal die Woche in die etwa 50 Hektar große Parkanlage, um sich um den Betrieb der Orgel zu kümmern. Sprich: Er kümmert sich mit um die Musikauswahl und versucht, seine sprudelnden Ideen auf die Fontänen der Wasserorgel zu übertragen.
Diese fährt ihr Programm täglich von 9 bis 20 Uhr zu jeder vollen Stunde ab. Etwa zehn bis 15 Minuten lang sprühen die Fontänen im Deutschmühlenweiher zum Takt der Musik in die Höhe. Diese ist dank im Boden verankerter Lautsprecher quer über die Anlage zu hören. „Es ist einfach schön, die Freude in den Gesichtern der Besucher zu sehen", freut sich Roman Conrad. Beobachten kann er diese durch die Fenster im Technikraum der Wasserorgel, der sich zur Grenzseite hin befindet.
Auf dem Flachbau war einst die alte Konzertmuschel aufgestellt, erzählt Werner Trenz, der hier Räumlichkeiten und Technik in- und auswendig kennt. Dann sollte der Platz für Stühle dienen, da es früher auch angedacht war, auf dem Weiher eine Wasserbühne aufzustellen. Von dort und von der jetzigen Vogelinsel hätte man dann die Konzerte genießen können. Die Bühne wurde aber nie realisiert. Einen weiteren interessanten Fakt weiß er auch noch: „Seinerzeit war es die größte Wasserorgel Europas."
„Schön, die Freude in den Gesichtern zu sehen"
Nun wird diese also vom Technikraum aus bedient, in dem sich auch ein mannshoher Schaltschrank mit schweren Schützen befindet. Diese machen „Klackklackklack", wie Roman Conrad nochmals mit viel Freude verdeutlicht. Über die Schütze werden die Ringe angesteuert, die dort per Düsen das Wasser zum Hochspritzen bringen. Dabei liegt die Verzögerung vom Signal aus dem Technikraum bis zur Ausführung auf dem Teich im Millisekundenbereich. „Die Latenz ist der Wahnsinn", bringt es Conrad auf den Punkt. „Das ist eine richtig gute Leistung."
14 Ringe befinden sich auf dem rund 30 Meter langen Steg, auf dem die Orgel am Ufer zur Grenzseite des Deutschmühlenweihers steht. Früher sei dieser noch 43 Meter lang gewesen, wie Werner Trenz erzählt. Den Großteil des Septembers mussten die Besucher übrigens auf den Spaß aus der Wasserorgel verzichten. Diese wurde, wie auch der Betrieb der Tretboote, vorübergehend eingestellt, da der Pulverbach im Bereich der ehemaligen Gulliver Welt derzeit renaturiert wird. Dazu musste der Wasserspiegel des Deutschmühlenweihers um etwa 75 Zentimeter gesenkt werden. Dies sei notwendig, um einen Rückstau ins Baufeld zu vermeiden, wie der DFG-Leiter erklärt. Generell werden die Ringe und die Pumpen – früher aus Kupfer und Plastik, heute aus Edelstahl – über Winter abgebaut.
Roman Conrad programmiert die Pegel per iPad, das er an den Rechner im Technikraum anschließt. Wenn er dann aus dem Fenster schaue, könne er sich sofort ein Bild davon machen, ob es ihm gefalle. Manches, das gibt er unumwunden zu, funktioniere nicht so, wie er es sich ausgemalt hat. „Das zündet einfach nicht." Eine Frage treibe ihn jedoch immer um: „Wie viele Facetten kriege ich mit einer Pumpe hin?" So ist er also versucht, schöne Effekte auf das „Bsch" und „Tsch" des aufspritzenden Wassers abzustimmen.
Und so legt er ab und zu „Der Hummelflug" von Rimski-Korsakow auf, kredenzt eine Portion Meat Loaf, lässt die Beatles nach „Michelle" schmachten oder Metallicas Edel-Ballade „Nothing Else Matters" erklingen. Ihm persönlich gefällt Musik, die er scherzhaft als „Wellness-Chor" bezeichnet. Also „Ambientklänge und Weltraummusik". Als Beispiel nennt er Stücke aus „Music for Airports" des innovativen Produzenten und Musikers Brian Eno. Dessen Idee war es, beim ersten Teil seiner „Ambiente"-Reihe, der hektischen Atmosphäre eines Flughafens beruhigende Klanginstallationen entgegenzusetzen.
Was sich ebenfalls anbieten würde – man denke nur an den Namen Deutsch-Französischer Garten – seien natürlich Chansons. Da den Großteil der Musikauswahl aber nicht er trifft, setzt er dennoch immerhin immer wieder Akzente. Und eines steht in puncto Songauswahl und Programmierung für Roman Conrad ohnehin fest: „Für mich gibt es hier noch vieles zu entdecken."