FORUM Magazin proudly presents: the sadest voice in the world. Der Welt? Des Universums! Einige werden sie nicht hören wollen. Sehr viele aber doch. Immerhin hat Phoebe Bridgers zig Millionen Klicks bei Spotify, mit Conor Oberst (Bright Eyes) einen prominenten Fan und hinzukommt, dass sie auch ein Herz für spannende Kollaborationen hat: mit Julien Baker und Lucy Dacus brachte sie 2018 Boygenius an den Start, mit Oberst letztes Jahr das viel beachtete Better Oblivian Community Center-Projekt. Fortsetzungen werden folgen. Zumindest einsam scheint die 25-Jährige ja nicht zu sei n… Melancholisch bis todessehnsüchtig (Texte und Booklet legen das jedenfalls nahe) ist sie wohl. Gleichzeitig aber nimmt Bridgers für sich auch einen ausgeprägten Sinn für Humor in Anspruch. Vielleicht macht diese Diskrepanz, dieses offensichtliche Spiel mit Emotionen den unbestrittenen Reiz ihrer Lieder aus. Schon „Stranger In The Alps", ihr erstaunliches 2017er-Debüt, erschreckte potenzielle Hörer mit einem Geister-Cover. Das Repertoire war düsterster Art, hieß „Funeral", „Motion Sickness" (ihr bekanntester Song) oder „Killer". Auf dem Cover des Nachfolgers „Punisher" (übersetzt: Folterer) steckt die Künstlerin in einem Skelett-Umhang und man muss mit Titeln wie „Halloween" oder „I Know The End" klar kommen … Rhythmisch hat Phoebe Bridgers teilweise drauf gepackt – „Kyoto" ist fast schon Rock - doch dominiert weiterhin der explizite Moll-Ton. Vermittelt wird er von einer sehnsuchtsvoll-schwebenden Watte-Stimme und Zeitlupen-Folk. Selbst das beinahe schon unbeschwert dahin gepluckerte (Banjo!) und gefiedelte (Geige!) „Graceland Too" drückt Bridgers mit ihrem Gesang vehement auf die Erde. Wie auch im abschließenden „I Know The End" Bläser-Fanfaren den Song gegen Ende raffiniert verdichten und beinahe schon lustvoll versuchen, den bitteren Text gen Himmel zu tragen. Miss Bridgers singt auch hier – von Melancholie beseelt – dagegen an. Tatsächlich erweisen sich diese Kontraste als vielversprechende Horizonterweiterung. Das Potenzial für Album Nummer drei liegt exakt hier …
KULT[UR]
Foto: Dead Oceans / Cargo
CD-Tipp: Spiel mit Emotionen
Phoebe Bridgers: Punisher. Label: Dead Oceans. Vertrieb: Cargo. Laufzeit 41 Minuten
Kult[ur] - CD-Tipp
MEHR AUS DIESEM RESSORT
CD-Tipp Wütender und düsterer als zuvor
Klassische Rockmusik mit deutschen Texten mag heutzutage auf den erste ...
16.02.2024
CD-Tipp: Pathos im besten Sinn
Bei Instagram oder TikTok kommt man um das Lied nicht herum: “You’re e ...
09.02.2024
CD-Tipp: Held deutscher Popkultur
Unbeirrt zieht Andreas Dorau seine Kreise – seit nunmehr 43 Jahren, se ...
02.02.2024
CD-Tipp: Heilung im Schnee
Wer einmal Glück und Gelegenheit hatte, eine norwegische Stab- oder Ho ...
26.01.2024
CD-Tipp: Herzblut für Dylan
Chan Marshall alias Cat Power liebt das Covern ausgewählter Songs. Gan ...
19.01.2024
CD-Tipp: Herrlich betörend
Diese Stimme, sie zieht sofort in den Bann: Wie Emily Massey schwelgt, ...
12.01.2024
CD-Tipp: Der Klang der Natur
Haavard, das ist der Künstlername des norwegischen Gitarristen, Songsc ...
05.01.2024
CD-Tipp: Spielfreude und Charisma
Schon die Eröffnung – und erste Single-Auskopplung – ist umwerfend: „E ...
15.12.2023