Nach dem frühen Pokal-Aus startet Hertha erfolgreich in die Bundesliga 2020/21 – und kann am zweiten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt im Olympiastadion nachlegen.
Gerade mal drei Tage war Jhon Cordoba bei Hertha BSC – und gerade mal drei Minuten auf dem Platz beim Ligaauftakt in Bremen, da zeigte der Neuzugang vom 1. FC Köln bereits das, was man sich in Berlin von ihm erwartet. Im Mittelfeld behauptete der nach einer Stunde eingewechselte Stürmer den Ball durch handfeste Zweikampfführung für seine neuen Farben und leitete damit das 0:3 durch Matheus Cunha ein. Am Ende seines 30-Minuten-Einsatzes gelang ihm dann sogar selbst noch ein Treffer: Mit dem 1:4 setzte der 27-Jährige den Schlusspunkt unter den letztlich erfolgreichen Start in die Bundesligasaison 2020/21. Keine Frage: Die Floskel „Auftakt nach Maß" traf am vergangenen Samstag sowohl auf Cordoba wie auch auf Hertha BSC zu. Erst in der Woche vor dem Bremen-Spiel konnten die Verantwortlichen mit dem bisherigen Arbeitgeber des Kolumbianers Einigung erzielen. Für den 1. FC Köln und zuvor Mainz 05 hatte der Stürmer in insgesamt 145 Pflichtspielen 50 Treffer erzielt – durch drei Torbeteiligungen beim letzten Aufeinandertreffen mit den Geißböcken (0:5 im Februar) hatte er womöglich bei Herthas Verantwortlichen besonderes Interesse geweckt. In jedem Fall erfüllt Cordoba das Anforderungsprofil des gesuchten Stoßstürmers, der neben einem guten Abschluss auch mit 1,88 Meter Körpergröße und 85 Kilo Gewicht über das nötige Durchsetzungsvermögen verfügt. Die fälligen 15 Millionen Euro Ablösesumme wurden dabei dadurch abgefedert, dass Ondrej Duda im Gegenzug für sieben Millionen zu den Domstädtern wechselte – womit das Kapitel des slowakischen Nationalspielers bei Hertha BSC nach dreieinhalb Jahren (war zuletzt an Norwich City ausgeliehen) ein nicht unerwartetes Ende gefunden hat.
Cordoba und Duda tauschen Teams
Das Erstrunden-Aus im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig (4:5) war eine Woche zuvor allerdings noch ein herber Dämpfer zum Saisonstart gewesen – und setzte die Reihe der Fragezeichen aus der Vorbereitung fort. Dabei hatte sich die Elf von Bruno Labbadia zumindest offensiv gegenüber den schwachen Testspielauftritten deutlich verbessert. Die vier Treffer von Braunschweig waren jedenfalls doppelt so viele, wie die Hauptstädter in allen vier Vorbereitungspartien zustande bekommen hatten. Allerdings setzte sich im Pokal die Defensivproblematik fort – frei nach dem Motto: so viele Tore kann man gar nicht schießen, wie man hinten reinbekommt. Es offenbarte sich in jedem Fall die Abhängigkeit von Dedryck Boyata in der Abwehrzentrale, der gegen Braunschweig verletzungsbedingt passen musste. Auch sein Partner in der Innenverteidigung, die sich bereits nach dem Restart 2019/20 unter dem damals neuen Trainer herauskristallisiert hatte, fehlte dort: Jordan Torunarigha, der eine Sperre aus dem Wettbewerb der vergangenen Spielzeit absitzen musste. Die ganz große Sorge um die defensive Stabilität plagte die Berliner also trotz des „blauen Auges" aus dem DFB-Pokal vor dem Ligastart in Bremen nicht, denn Boyata und Torunarigha waren wieder einsatzbereit. Ihre Vertreter traf zum Ligaauftakt dabei ein gänzlich anderes Schicksal: Während Karim Rekik wieder auf die Ersatzbank musste, stand Niklas Stark dennoch von Beginn an auf dem Platz. Dort nahm er die Position zentral vor der Abwehr im defensiven Mittelfeld ein – Vladimir Darida, Lucas Tousart sowie Matheus Cunha bildeten auf diese Weise mit Herthas Kapitän eine Raute in der Spielzentrale.
Die drei personellen Änderungen, die Bruno Labbadia in der Startelf zum Bremen-Spiel vornahm, waren somit wenig überraschend. Neben den zwei erwähnten „Rückkehrern" in der Abwehr stand schließlich auch Krzysztof Piatek aufgrund seiner fünftägigen Quarantäne infolge des Trips mit der polnischen Nationalelf in Braunschweig nicht zur Verfügung – und rückte an der Weser in die erste Elf. Dort bekleidete er neben Dodi Lukebakio die Position im Angriff, Cunha rochierte dafür auf seine Lieblingsposition hinter den Spitzen. Die offensive Stärke Herthas kam – mit Ausnahme eines Piatek-Kopfballs auf die Latte – in einem ausgeglichenen Spiel aber erst einmal nicht zum Tragen. Ausgerechnet Peter Pekarik wurde dann jedoch zum „Dosenöffner": der slowakische Rechtsverteidiger stand kurz vor der Pause am langen Pfosten bei einer Eingabe von Maximilian Mittelstädt goldrichtig und drückte den Ball zur Führung über die Linie – es war erst das zweite Tor des 33-Jährigen in 189 Bundesligapartien. Die Bremer, nun mit bekannten Schwächen aus der Vorsaison, mussten dann sogar noch vor dem Halbzeitpfiff das zweite Tor hinnehmen: Darida bediente Lukebakio, der freistehend wuchtig auf 0:2 erhöhte. Damit war schon mal ein solides Fundament gelegt – und das dritte Tor durch Cunha nach einer guten Stunde, bei dem Werder-Torwart Jiri Pavlenka obendrein nicht besonders gut aussah, bedeutete dann quasi die Vorentscheidung. Auch, wenn den Bremern durch den während der vergangenen Saison von Hertha BSC gekommenen Davie Selke der Anschlusstreffer gelang und die neue Nummer eins im Tor, Alexander Schwolow, gegen Bremens Niclas Füllkrug glänzend reagieren musste – es sollte für das Team von Bruno Labbadia nicht mehr richtig gefährlich werden.
Hertha mit Raute im Mittelfeld
Bereits zur Eröffnung des zweiten Spieltags tritt Hertha BSC nun an diesem Freitag, 25. September, im Olympiastadion (20.30 Uhr) – im Übrigen wie in Bremen vor Publikum in begrenzter Zahl – gegen Eintracht Frankfurt an. Die Hessen haben sich zum Auftakt beim 1:1 zu Hause gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld zwar noch nicht mit Ruhm bekleckert, sind aber stets ein unberechenbarer Gegner – etwa so wie beim letzten Gastspiel im Juni: da hatte Hertha zur Pause 1:0 geführt, war aber auch bereits durch Boyatas Platzverweis dezimiert. In Unterzahl ging das Spiel dann noch deutlich mit 1:4 verloren. Der damalige Torschütze der Berliner, Krzysztof Piatek, zeigte sich übrigens als einer der wenigen in Bremen nicht begeistert – die schlechte Laune über seine Auswechslung für Neuzugang Cordoba war jedenfalls deutlich spürbar. Der Stürmer brachte damit zum Ausdruck, was Bruno Labbadia bereits gegen Eintracht Frankfurt wieder plagen wird: ein Luxusproblem im Angriff.