Der mit Spannung erwartete Verbandstag des SFV hat am Ende ein wenig überraschendes Ergebnis gebracht. Neuer Chef der Saar-Fußballer ist Heribert Ohlmann. Der 67-Jährige ist eine respektable Persönlichkeit, das steht außer Frage. Seine Mannschaft, die er von Adrian Zöhler übernommen hat, verfügt über gute und vor allem weitestgehend unbelastete Leute. Doch die Einigkeit, die Ohlmann bemerkt haben will, dürfte nur ein frommer Wunsch sein. Überspitzt formuliert hat die abgetretene Führungsmannschaft noch einmal die Muskeln spielen lassen. Der im Zuge des LSVS-Skandals zurückgetretene Franz Josef Schumann wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt, die übrig gebliebenen Vorstandsmitglieder zu Ehrenmitgliedern. „Ehre" bedeutet laut Wörterbuch „Ansehen aufgrund offenbaren besonders sittlichen Wertes." Zur Erinnerung: Schumann trat als SFV-Präsident zurück, nachdem er vom Saarbrücker Landgericht zu einer Geldstrafe von 22.500 Euro wegen Untreue zu Lasten des LSVS verurteilt worden war.
Nimmt man die kollektive „Orden-Verleihung" in der Saarlandhalle zum Maßstab, müsste man davon ausgehen, der SFV würde auf eine glänzende Vergangenheit zurückblicken. Doch die Realität ist eine andere. Im ersten Wahlgang erhielt die noch von Zöhler zusammengestellte Mannschaft 2020 keine Mehrheit. Dies hängt damit zusammen, dass es auch Fußball-Funktionäre waren, die den LSVS und damit den Saar-Sport in die größte Krise der vergangenen 60 Jahren stürzten. Doch von Einsicht, Demut und würdigem Abschied keine Spur. Die abgetretene Funktionärsriege hat noch einmal verdeutlicht, dass sie der Meinung ist, alles richtig gemacht zu haben. Mit ihrer Selbstbeweihräucherung haben sie auch jene diskreditiert, die den Ehrentitel wirklich verdient haben. Der über jeden Zweifel erhabene Jurist Horst Hilpert beispielsweise. Doch weder das Spielklassen-Chaos, noch die finanziellen Probleme beim Gästehaus, der Dauer-Clinch bei den Schiris und zuletzt der peinliche Antrag auf Einführung einer zweigleisigen 3. Liga flossen in die Bilanz ein. Für Ohlmanns Truppe ist dies eine Hypothek. Die Hoffnungen auf einen Neuanfang im Saar-Fußball sind nicht unbedingt größer geworden.