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WAS MACHT EIGENTLICH...

Kathleen Turner galt in den 80er-Jahren als Sexsymbol. Hier 1981 in dem Film „Body Heat“
Foto: picture alliance / Everett Collection | ©Warner Bros/Courtesy Everett Collection

… Kathleen Turner?

Kinohits wie „Die Ehre der Prizzis" oder „Der Rosenkrieg" machten sie in den 80er-Jahren zum Hollywoodstar. Die 66-Jährige, die auch Schauspiel an der Uni New York lehrt, bringt neuerdings ihr Leben in einer Musikshow auf die Bühne.

In den 80er-Jahren zählte Kathleen Turner wegen ihrer äußeren Erscheinung und der rauchigen Stimme als Femme fatale und zu den erotischsten Hollywood-Schauspielerinnen. Nachdem sie im darauffolgenden Jahrzehnt zunehmend unter rheumatoider Arthritis litt und durch entsprechende Medikamente körperlich beeinträchtigt wurde, erlebte die zweifache Golden-Globe-Gewinnerin einen Karriereknick. Ihre Alkoholabhängigkeit erschwerte zunehmend die Arbeit, sodass die Rollenangebote nach ihrem letzten Erfolg 1994 in „Serial Mom – Warum lässt Mama das Morden nicht?" seltener wurden. 1999 unterzog sich die in der Branche als „schwierig" geltende Turner freiwillig einer Entziehungskur. Heute spricht sie offen über diese Probleme: Wegen ihrer sehr schmerzhaften Krankheit habe sie sich ab Anfang der 90er-Jahre mit Medikamenten vollgestopft und die Schmerzen zusätzlich mit Alkohol betäubt: „Ich habe viel gelitten. Aber diese Zeiten liegen hinter mir. Heute habe ich kein Problem mehr mit Alkohol", sagte sie dem „Stern". Seit 2006 sei ihre Arthritis in eine Ruhephase eingetreten, und durch verbesserte Medikamente habe sie die Krankheit unter Kontrolle. Trotzdem ist Turner bis heute von Arthritis und Alkohol körperlich gezeichnet, sodass sie nur noch selten in Kinofilmen, wie etwa 2014 in „Dumm und Dümmehr", mitwirkt. Sie arbeitete zuletzt für Fernsehproduktionen und hatte Gastrollen in Serien wie „Friends" (2001), „Law & Order" (2006), „Californication" (2009), „The Path" (2016/17), „Family Guy" (2017), „The Kominsky Method" (2019) und „Mom" (2020). Turner beklagte sich kürzlich in einem Interview mit der amerikanischen TV-Produktionsgesellschaft Shondaland, dass in Hollywood Frauen über 40 bei der Rollenverteilung immer noch benachteiligt werden und man auch zu wenig neue Ideen entwickelt: „Die Filmstudios sind heute hauptsächlich Banken und keine kreativen Einrichtungen mehr."

Die 66-Jährige bringt neuerdings ihr Leben in der Musikshow auf die Bühne
Die 66-Jährige bringt neuerdings ihr Leben in der Musikshow auf die Bühne - Foto: picture alliance / Globe-ZUMA | Sonia Moskowitz

Spielte in „Mutter Courage"

Deshalb habe sie sich inzwischen auch vermehrt der Theaterarbeit zugewandt: „Die Bücher sind dort so viel besser. Im Film kann das Optische so dominant sein, dass der Inhalt zurücksteht." Und im Theater bekommt Turner seit Jahren immer gute Kritiken für ihre anspruchsvollen Rollen, in denen sie meist starke Frauen verkörpert. Für ihre Broadway-Hauptrollen in den Klassikern „Die Katze auf dem heißen Blechdach" (1990) und „Wer hat Angst vor Virginia Woolf" (2005) war sie beispielsweise jeweils für einen „Tony" nominiert und erhielt 2006 für letztgenanntes Stück den Preis des London Evening Standard Theatres. In Brechts „Mutter Courage" konnte sie 2014 erstmals auch ihr Talent als Sängerin unter Beweis stellen, obwohl sie keine richtige Gesangsausbildung absolviert hat. Ihr jüngster Theatereinsatz war dann im Februar 2019 an der Metropolitan Opera New York, wo sie in einer Sprechrolle in der Donizetti-Oper „La fille du régiment" auf der Bühne stand. Eines der neuesten und persönlichsten Projekte von Kathleen Turner ist die Bühnenshow „Finding My Voice", die 2018 Premiere in New York feierte und nach einigen Stationen in anderen Städten Anfang 2020 dort in aktualisierter Version erneut zu sehen war. In der Show mit Liedern und Textbeiträgen zeigt Turner Ausschnitte ihres bewegten Lebens: Von ihren Anfängen als weitgereiste Diplomatentochter über ihre Krankheit bis hin zu Anekdoten aus ihrer Filmkarriere spannt Turner den inhaltlichen Bogen – sehr privat und ohne sich „hinter einer gespielten Figur zu verstecken".

Absage an Schönheits-OPs

Dabei singt sie auch einige amerikanische Song-Klassiker: „Es geht um mich, mein Leben, meine Abenteuer, um das, was ich gelernt habe und an was ich glaube." Trotz diesem musikalischen Ausflug sieht sie sich aber nach wie vor vor allem als Schauspielerin. Ihre Erfahrungen gibt sie als Dozentin für „practical acting" an der Universität New York an bereits ausgebildete Schauspieler weiter: „Ich liebe das Unterrichten und bin sehr gut darin." 2018 hatte sie das Lehrbuch „Kathleen Turner on Acting" veröffentlicht. Turner ist sich bewusst, dass sie nicht mehr das Sexsymbol früherer Jahre ist: „Ich sehe nicht mehr so aus wie zu der Zeit von ‚Body Heat‘ vor 33 Jahren. Ich verstehe nicht, warum Frauen in Hollywood eine solche Panik vorm Altern haben! Ich sehe eben aus, wie ich aussehe", gibt sie sich im „Stern" selbstbewusst und erteilt Schönheitsoperationen eine Absage. Für ihr heutiges Aussehen tut sie dennoch einiges: „Es ist ein dauernder Kampf! Ich mache schon seit 20 Jahren Pilates, und das ist wichtig für mich. Außerdem versuche ich, gesund zu essen."

Vor allem an ihrer rauchigen Stimme wird Turner heute noch auf den New Yorker Straßen erkannt und freut sich über dieses anhaltende Interesse. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit, die sie 2008 in ihren Memoiren „Send Yourself Roses" Revue passieren ließ, engagiert sie sich schon lange für die Elternorganisation „Planned Parenthood of America" und rückte sogar in den Vorstand auf. Auch unterstützt sie Amnesty International, „Citymeals on Weels" und die demokratische Partei.

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