Von wegen nur Alpinski – in der Schweiz werden mehr als 5.500 Loipenkilometer präpariert. Was fast alle eint: traumhafte Ausblicke auf die winterliche Bergwelt und genussvolle Momente bei einer verdienten Einkehr.
Langlauf ist nicht nur ein gutes Ausdauertraining, sondern bietet auch die Möglichkeit, in Ruhe und mit viel Zeit die schönen Winterlandschaften zu erleben, die an Abfahrt-Fans eher im Schnellgang vorbeifliegen. Angebote finden Langlauffans in fast allen Wintersportgebieten. Hier eine Auswahl der schönsten Loipen.
Oberengadin: Für Marathonläufer und Genießer
2020 musste er coronabedingt ausfallen, doch für die kommende Saison hoffen die Veranstalter des Engadin-Skimarathons natürlich wieder auf sein Stattfinden. Schließlich ist die traditionell am zweiten Sonntag im März ausgetragene Veranstaltung das mit Abstand größte Skilanglaufevent der Schweiz. Rund 14.000 Läufer nehmen hier teil!
Und die müssen gut in Form sein, wartet mit der 42-Kilometer-Marathon-Distanz zwischen Maloja und S-chanf eine echte Herausforderung. Während es beim Engadin-Skimarathon mitunter um Sekunden geht, geht es auf den 230 Kilometer Loipen im Oberengadin generell um etwas anderes: ein ausgezeichnetes Natur- und Landschaftserlebnis.
Das zeigt sich vor allem auf den Loipen in den wildromantischen und überaus schneesicheren Nebentälern wie dem grandiosen Val Roseg südlich von Pontresina oder dem Val Flex. Im Mittelpunkt des Interesses stehen allerdings die Strecken über die zugefrorenen Seen –
ein Langlaufgenuss in schneesicherer Höhenlage. Dazu gibt es drei Nachtloipen sowie drei Hundeloipen. Der Loipenpass kostet zehn Franken pro Tag, eine Wochenkarte 30 Franken (9,28 Euro/knapp 28 Euro).
Infos: www.engadin.stmoritz.ch
Obergoms: Die Sonnenstube im Herzen der Alpen
Wer Fiesch und das Aletschgebiet hinter sich gelassen hat, der tritt ein in das Reich der Langläufer. Das Obergoms zählt zu den schönsten Langlaufgebieten der Alpen, das breite Hochtal kann ab Niederwald bis in den Talschluss bei Oberwald auf sonnigen und schneesicheren Loipen (Skating und klassisch) durchlaufen werden, wobei es nur einmal im Jahr so richtig voll wird: Der Gommer-Lauf von Blitzingen nach Oberwald zieht jeden Februar knapp 2.000 Teilnehmer an und bildet quasi die Generalprobe für den Engadin Skimarathon.
Das gesamte Loipennetz umfasst rund 90 Kilometer, in Ulrichen gibt es ein Nordisches Zentrum mit Duschen und einem Wachsraum, in den zwölf malerischen Dörfern entlang der Loipen findet man empfehlenswerte Einkehrmöglichkeiten und wer keine Lust mehr hat, der steigt einfach im nächsten Ort in den Zug. Zwischen Ulrichen und Obergesteln gibt es eine kurze Nachtloipe (4,5 Kilometer), zwischen Obergesteln und Oberwald eine Hundeloipe (vier Kilometer). Die Benutzung der Loipen kostet 16 Franken pro Tag und 70 Franken pro Woche. Die Tickets gelten auch auf allen fahrplanmäßigen Zügen der Matterhorn-Gotthard-Bahn zwischen Fiesch und Oberwald.
Infos: www.obergoms.ch
Lenzerheide: Ein Traum in Weiß
Streng genommen ist das liebliche Hochtal von Lenzerheide/Valbella im Herzen Graubündens ein Pass zwischen Chur und Tiefencastel. Zwischen den mit Liften und Pisten erschlossenen Bergketten von Stätzerhorn und Piz Scarlottas auf der einen sowie Rot- und Weisshorn auf der anderen Seite findet sich jedoch ausreichend Platz für ein abwechslungsreiches Loipennetz, das die Orte Lantsch/Lenz, Lenzerheide, Valbella und Parpan verbindet. 56 Loipenkilometer (Skating und klassisch) in allen Schwierigkeitsgraden gilt es zu entdecken, darunter die speziell für Anfänger gedachte Herz-Loipe sowie die Rennloipe La Pala, die selbst für Fortgeschrittene eine echte Herausforderung darstellt.
Für die Loipenbenutzung benötigen Wintersportler einen Langlaufpass (Tageskarte zehn Franken, Wochenkarte 40 Franken). Insgesamt gibt es drei Langlaufzentren mit Umkleidekabinen, Schließfächern und Wachsraum, darunter die 2016 eröffnete Biathlon-Arena mit Nachtloipe (vier Kilometer) und einem kurzen Rundkurs, der schon im Herbst (traditionell ab 1. November) Langlaufvergnügen ermöglicht.
Infos: www.lenzerheide.com
Davos: Mit wenigen Schritten in die Bergeinsamkeit
Kein anderes Städtchen Europas liegt so hoch wie Davos – auf 1.560 Metern Höhe! Das wissen aber nur wenige. Was die meisten wissen: Hier treffen sich jährlich internationale Wirtschafts- und Politikgrößen beim Weltwirtschaftsforum – und das seit 1970.
Auf der anderen Seite ist Davos aber auch ein bekanntes Kulturzentrum und mehr noch ein beliebter Wintersportort, der umgeben ist von mehreren Skigebieten. Vor lauter Pisten, Snowparks und Freeride-Möglichkeiten übersieht man leicht, dass Davos mit seinem Nachbarn Klosters auch ein idealer Ort für Langläufer ist. Mehr als 100 Kilometer weltcup-erprobte Loipen werden im breiten Landwassertal gespurt – rund die Hälfte davon mit extra Skatingspur –, darunter auch Nachtloipen und eine separate Hundeloipe.
Landschaftlich besonders schön gestalten sich die neun Kilometer lange Flüela-Runde sowie die zehn Kilometer umfassenden Loipen ins einsame Dischmatal – ein echter Tipp! Als idealer Startpunkt empfiehlt sich das Davoser Langlaufzentrum mit Wachsraum, Dusche und Garderobe. Neben dem FIS-Langlauf-Weltcup Mitte Dezember zählt das klassische Volkslanglaufrennen Sertig Classic im Februar zu den Höhepunkten des Langlaufwinters. Und das Beste: Die Benutzung der Loipen in Davos-Klosters ist kostenlos!
Infos: www.davos.ch
Toggenburg: Zu Füßen von Säntis und Churfirsten
Zwischen dem malerischen Gebirgszug der Churfirsten und dem wuchtigen Säntis öffnet sich ein sonniges Hochtal mit drei gemütlichen, ganz auf Familien eingestellten Dörfern: Wildhaus, Unterwasser und Alt St. Johann. Bekannt ist das Toggenburg aber auch für das breite Wintersportangebot. Gamserrugg und Chäserrugg mit ihren markanten, gleichmäßig abfallenden Gipfeldächern bilden das Herzstück eines abwechslungsreichen Skigebiets, es gibt zahlreiche Winterwanderwege und Rodelbahnen sowie unzählige Möglichkeiten für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer. Und wunderschöne Loipen. Ob im Talboden, auf dem sonnigen Hochplateau von Gamplüt oder auf Sellamatt, das Angebot lässt keine Wünsche offen. Ein Traum ist die 15-Kilometer-Panoramaloipe über die tief verschneite Sonnenterrasse zwischen Sellamatt und Thurtalerstofel. Insgesamt werden im Talboden und auf den Almhöhen rund 40 Kilometer für Langläufer gespurt, ein Loipenpass lässt sich für acht Franken (Wochenkarte: 35 Franken) erwerben. Im Übrigen: Wer gar nicht genug bekommen kann vom Langlaufen in der Schweiz, der fährt mit einem 140 Franken teuren Saisonpass für das gesamte Land und den gesamten Winter vermutlich am besten.