Der 1. FC Saarbrücken setzt seinen Siegeszug fort und gewinnt auch bei 1860 München. Doch Trainer Kwasniok mahnt: „Wir können besser Fußball spielen.“
Es war schon nach 21.30 Uhr, als Mario Müller von seinen Mannschaftskameraden in den Bus gerufen wurde. Zuvor musste der 28-Jährige immer wieder erzählen, wie es denn war, mit der Rückkehr an den Ort der dunkelsten Stunde der Karriere. Rückblick: 27. Mai 2018. Der 1. FCS tritt auf Giesings Höhen bei 1860 München an, muss eine 2:3-Heimniederlage wettmachen, um doch noch aufzusteigen. Die Geschichte ist bekannt. Der FCS führt 2:0, dann begeht Müller ein dummes Foul. Elfmeter, Tor, der Anfang vom Ende.
Fünf Spieler, die beim „Trauma von Giesing“ dabei waren, standen auch gestern in der Startelf - doch Müller im Mittelpunkt. „Ich glaube, man muss nicht lange drum herumreden. Dieser Sieg tut gut. Gerade hier. An diesem Ort. Mit dieser Geschichte“, sagte er und verschwand im Mannschaftsbus, der mit dem Tabellenführer der 3. Liga die Heimreise antrat.
Doch die Geschichte hätte sich fast wiederholt. Auch diesmal führte der FCS 2:0 nach Treffern von Sebastian Jacob und Jayson Breitenbach. Und auch diesmal handelten sich die Blau-Schwarzen einen überflüssigen Elfmeter ein. Doch Boné Uaferros ungestüme Grätsche richtete außer dem Anschlusstreffer von Quirin Moll keine weiteren Schäden an. „Das war schon kurios. Es war ja auch fast die gleiche Stelle beim Elfmeter. Da habe ich auch kurz an das Relegationsspiel gedacht. Danach hatten wir richtig Probleme, aber wir haben alles reingehauen. Vielleicht war es der dreckigste Sieg ever“, sagte Torschütze Jacob, der von seinem Trainer ein Sonderlob bekam. „Er ist so fit wie lange nicht, weil er unglaublich für seinen Beruf lebt und mit seinem Körper arbeitet“, sagte Kwasniok. Die Aussage, dass Jacob kein Mann für Englische Wochen sei, gilt nicht mehr. „Von mir aus könnte ich morgen schon wieder spielen. Auch wenn ich im Moment mausetot bin“, sagte Jacob lachend.
Mit 13 Punkten aus fünf Spielen führt der FCS die Tabelle an, obwohl er noch ein Spiel weniger zu absolvieren hat. Für Trainer Kwasniok aber kein Grund neue Ziele auszurufen: „Wir haben heute gesehen, welche Probleme uns eine gestandene Drittligamannschaft bereiten kann. Ich kann meiner Mannschaft nur Respekt für ihren Charakter zollen. Es war irgendwie wie ein Pokalspiel, in das wir alles reingeworfen haben. Aber wir haben sicher nicht unseren besten Fußball gezeigt.“
Doch das war den Siegern von Giesing am Ende egal. Zu frisch waren dann doch noch die Erinnerungen an den Mai 2018. „Es tut einfach gut hier zu gewinnen. Wir konnten etwas abschütteln. Aber am Ende sind die drei Punkte viel wichtiger. Jetzt können wir kurz durchschnaufen und am Sonntag gegen Verl noch einmal richtig Gas geben“, sagte Torwart Batz.
FORUM-Einzelkritik
Daniel Batz: Bewahrte seine Mannschaft früh vor einem Rückstand. Griff dann einmal fürchterlich daneben – ohne Folgen, um am Ende mit zwei Glanzparaden den Sieg festzuhalten. Note: 2
Mario Müller: Seine bisher beste Saisonleistung. Konzentriert und giftig, verlor kaum einen Zweikampf. Note: 2
Boné Uaferro: Nach Knie-Operation ins kalte Wasser geworfen. Manchmal ohne Timing. Beim Elfmeter zu ungestüm. Aber nach langer Pause auch mit ordentlichen Passagen. Note: 3,5
Marin Sverko: Früher Stellungsfehler, der fast den Rückstand bedeutet hätte. Ansonsten zweikampf- und kopfballstark. Note: 3
Anthony Barylla: Die rechte Seite war am Anfang die Problemzone, was aber nicht nur an ihm lag. Nach der Pause defensiv deutlich stabiler. Note: 3,5
Manuel Zeitz: Quälte sich durchs Spiel, konnte die Aktionen aber nicht so beruhigen wie gewohnt. Kämpferisch dennoch ein überragender Auftritt. Note: 2,5
Tobias Jänicke: Wirkt nach starkem Saisonstart ein bisschen überspielt. Wenige Aktionen nach vorne, nicht so griffig im Zweikampf wie sonst. Note: 4
Kianz Froese: Bei ihm hat man den Eindruck, dass er als Joker besser zur Geltung kommt. Brauchte lange, zu lange, um ins Spiel zu finden. Note: 4
Jayson Breitenbach: Wunderdinge konnte man ohne Spielpraxis nicht erwarten. Beim Tor eiskalt. Note: 3,5
Nicklas Shipnoski: Traumpass vor dem 2:0, ging viele (vergebliche) tiefe Wege. Nach 60 Minuten platt. Note: 3
Sebastian Jacob: Torgefährlich, laufstark und ein Vorbild in Sachen Mentalität. War der einzige, der für Entlastung sorgte. Bester Saarbrücker: Note 1,5
Markus Mendler: Als Einwechselspieler zuletzt dann stark, wenn Aktionen nach vorne benötigt wurden. In München mit wenig Bindung und wenig gewonnenen Zweikämpfen. Note: 4