Wir sind gestresst. Vom Alltag. Haben wenig Zeit. Da gilt es, jede freie Minute zum Entspannen möglichst effizient zu nutzen. Aber wie? Mit Sport? Mit sogenannter Beauty-Self-Care? Oder mit Yoga und Meditation? Gesichtsmassage mit Klangschalen lauten die Zauberworte. Ein Test.
Die Vibrationen durchströmen den ganzen Körper. Die Schwingungen der Klangschale durchdringen nicht nur akustisch den Raum, sondern sind vor allem im Brustbereich deutlich spürbar. Mit jedem „Dong" soll ein bisschen Alltaglast abfallen und die Energien im Körper neu geordnet werden. Mit gutem Glauben oder Esoterik hat das allerdings nichts zu tun. Unser Körper besteht zu 80 Prozent aus Wasser – da ist es ja naheliegend, dass dieses durch entsprechende Anstöße auch in Schwung gebracht werden kann und den Körper durchfließt.
Die Frau an den Klangschalen ist Maria Millischer. Ihr eigenes Studio betreibt die studierte Musikwissenschaftlerin in Kehl; angereist ist sie aus Straßburg, wo sie auch lebt. Zusammen mit Anna Bernwald, die mit ihrem Facefitness-Studio in Riegelsberg bei Saarbrücken ansässig ist, bietet sie diese einmaligen Behandlungen an. Und das nicht nur deutschlandweit, sondern tatsächlich in ganz Europa, sofern das Reisen gestattet ist. Eine volle Stunde bilden die beiden Frauen die perfekte Symbiose, um das Schönheits- und Entspannungsprogramm zu gestalten. Während sich Anna Bernwald der Gesichtsmuskulatur und deren Entspannung widmet, bearbeitet Maria Millischer den Körper unterhalb der Halsregion mit den verschiedensten Gerätschaften.
Wasser im Körper gerät in Wallung
Zu Beginn der Behandlung zeigt sie ganz anschaulich, was die Klangschalen im Körper zu bewegen vermögen. Dafür füllt sie Wasser hinein, schlägt den Ton am Rand der Schale einmal an und siehe da, das Wasser gerät in Wallung. Die stromlinienförmigen Bewegungen erinnern an Versuche im Physikunterricht. Kurzum: hier kommen die Flüssigkeiten in Wallung. Nun ist die Arbeit mit Klangschalen aber ja auch keine neue Erfindung. Und auch die Arbeit im Gesicht mit den Faceliftmassagen ist mittlerweile bekannt. Beides zusammen gleicht allerdings wirklich einer Auszeit, die mit wenig zu vergleichen ist. Ich genieße die Behandlung sehr, versuche ganz genau wahrzunehmen, was gerade mit meinem Gesicht und mit dem Rest des Körpers passiert und doch erwische ich mich, wie ich für einige Sekunden wegdöse.
Maria Millischer bot bislang Musikklangtherapien an. Dafür studierte sie verschiedene Techniken unter anderem in Nepal und in Deutschland bei Peter Hess – er war der Pionier auf dem Gebiet Klangmassage, Klangpädagogik und Klangtherapie mit Klangschalen in Deutschland. Die Therapie entspannt und löst Blockaden. Das Gefühl des Loslassens wird dabei so bewusst erlebt, dass das Immunsystem deutlich gestärkt wird. Schlafstörungen führen zu solchen Blockaden und schwächen auf Dauer das Immunsystem. Durch den Anstoß besagter Therapien wird der Körper wieder ins Gleichgewicht gebracht und erholt sich. Der Schall und die damit verbundene Vibration bewegen das Blut und das Wasser im Körper. Beides fließt schneller im Körper, der dabei quasi von allen Giften gereinigt wird. Es erfolgt eine Neuordnung der Zellen – durch den Anstoß der Schalen werden sie neu strukturiert. Jede Technik und jeder unterschiedliche Schall stößt andere Bereiche im Körper an. Maria Millischer selbst lernte diese Techniken auf einer Messe kennen. Dabei stellte ihr ein Tibeter eine Schale auf den Kopf – sie war direkt von der Wirkung fasziniert und wollte die Techniken fortan auch erlenen. Sie bietet ihre Dienste unter anderem für die Mitarbeiter des Europaparlaments an und weiß – die Menschen dort haben wenig Zeit, aber viel Entspannung nötig. Diese zu erreichen ist mit ihrer Methode in der Kürze der Zeit kein Problem. Und kommt immer gut an.
Die Idee zur Kombination mit der Faceliftmassage kam den beiden Frauen, weil Maria den ganzen Körper abdeckt und Anna mit ihrer Massage das Gesicht. Aber auch die Gesichtsmassage ist nicht nur oberflächlich, sondern lockert Verspannungen und damit auch die Emotionen.
Ausflüge in die Schweiz, nach Italien und deutschlandweit stehen bei den beiden auf dem Plan. Luxusvarianten auf einer Yacht mit Rundum-Wellness-Paket sind ein Traum, der Realität werden soll. Aber nun erst mal zurück zur Praxis in Riegelsberg im Saarland. Maria hat eine Vielzahl von Schalen mitgebracht, die alle ihre Anwendung finden sollen. Als ich auf der Liege ruhe, stellt sie die erste auf meinem Oberkörper ab und schlägt die Töne an. Jede Schale der nepalesischen Technik geht nach sogenannten Quinten, also nach Tönen – wohingegen in Deutschland die Schalen in Körperbereiche wie beispielsweise Kopf oder Beckenboden unterteilt sind. Jeder Ton ist für einen anderen Bereich zuständig. Maria verbindet beides miteinander und schaut während der Anwendung, wie sich welcher Bereich anfühlt und wo mehr oder weniger Bedarf der Lockerung bei der entsprechenden Kundin besteht, welches Gewicht sie wählt und welchen Ton. Sie fährt kein Standardprogramm, sondern stimmt jede Behandlung individuell auf die Kundin ab. Neben den Schalen, die über meinem Körper verteilt angeschlagen werden, schlägt sie auch etwas auf meine Beine, das für mich als Laie aussieht wie ein überdimensionaler Schneebesen. Dieser löst die Kapillaren und regt den Blutfluss an. Nach der Auflösung der physischen Blockaden bleiben die psychischen noch im Körper stecken, die dadurch gelöst werden sollen. Diese Lockerung kann man tatsächlich spüren.
Vakuumgläser im Gesicht und kühlende Rosenquarzkugeln runden meine ausgiebige Massagebehandlung im Gesicht ab. Muskel für Muskel wird gelockert, denn schließlich entstehen gerade Mimikfalten durch bewusste oder unbewusste Anspannungen im Gesicht, die sich dann im Laufe der Jahre in Fältchen manifestieren. Die interorale Massage entspannt auch den verkrampftesten Kiefer auf angenehme Art und Weise, der nicht nur zu hängenden Gesichtszügen, sondern auch zu Verspannungen im Nacken führen kann. Der ganze Körper ist nach gerade mal einer Stunde wieder im Gleichgewicht und für den Alltag gewappnet.