Nach einem Traum-Start in die Drittliga-Saison zahlt der 1. FC Saarbrücken bei der 0:1-Auswärtsniederlage gegen den KFC Uerdingen abermals Lehrgeld.
Die beiden Trainer standen schon zu den TV-Interviews bereit, da hockte Daniel Batz immer noch frustriert auf dem Boden im eigenen Tor. Dort, wo der eingewechselte Christian Kinsombo wenige Minuten zuvor in einer der letzten Aktionen eines durchschnittlichen Drittliga-Spiels den Siegtreffer für den KFC Uerdingen erzielt hatte. Es war ein Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte. Der FCS hatte die bessere Spielanlage und kombinierte teilweise flüssig, blieb aber eigentlich über die Dauer des gesamten Spiels zu kompliziert. Der KFC beschränkte sich auf ein rustikales Hoc- und Weit, war dafür aber bei seinen Standardsituationen brandgefährlich. Am Ende standen je ein Alumiumtreffer sowie eine weitere große Kopfballchance auf beiden Seiten. Vielleicht war der Sieg der Gastgeber nicht ganz unverdient, weil es doch bei der einen oder anderen Standardsituation „gebrannt“ hatte. Aber FCS-Kapitän Manuel Zeitz sprach anschließend das aus, was alle gesehen hatten: „Es war so einfach hier zu gewinnen. Es ist extrem ärgerlich.“
Nach einem äußerst starken Saisonstart muss der Aufsteiger nun lernen, mit Enttäuschungen umzugehen. Die 1:2-Niederlage gegen den Mitaufsteiger SV Verl war ärgerlich, weil vermeidbar. Aber da war der Gegner durchaus unbequem. Das 0:1 in Düsseldorf beim KFC Uerdingen war hingegen überflüssig wie ein Kropf. „Wir sind extrem enttäuscht, wenn nicht gar sauer", sagte Trainer Lukas Kwasniok. „Wir sind inkonsequent. Leider Gottes im zweiten Spiel in Folge. Vor dem eigenen und vor dem gegnerischen Tor sind wir fahrig", sagte er gegenüber Magenta-TV. „Da musst du einfach auch mal einen Ball löschen. Das haben wir schon gegen Verl nicht geschafft. Beim ersten Mal kann so was passieren, beim zweiten Mal ist es fahrlässig. Ich hoffe nicht, dass ich beim dritten Mal sagen muss: es ist Dummheit.“
Wie schon zu Hause gegen Unterhaching, bei 1860 München und gegen Verl wurde der FCS nach einen Fehler in der „heißen Zone“ bitter bestraft. Dass der bis dato so souveräne Abwehrchef Steven Zellner den Ball vertändelte und so die Einleitung des Siegtreffers ermöglichte, war dabei besonders bitter. „Wir zahlen Lehrgeld, daraus müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen,“ sagte FCS-Offensivmann Nicklas Shipnoski, der eine der wenigen Chancen hatte. „Natürlich fühlen sich zwei Niederlage in Folge nicht gut an. Aber wir haben enge Spiele zuvor gewonnen und nun haben wir enge Spiele verloren. Aber wir können es auch positiv sehen, dass wir in der Liga angekommen sind und uns niemand an die Wand spielt. Jetzt müssen wir versuchen, am Mittwoch in Duisburg was mitzunehmen.“
Doch die große Lockerheit, die den FCS zu Saisonbeginn auszeichnete, scheint weg zu sein. Auch, weil sich die Gegner besser auf Kwasnioks Taktik einzustellen scheinen. „Es war lange Zeit ein ausgeglichenes Spiel. Wir hatten in den ersten beiden Dritteln eine ordentliche Spielanlage, aber waren im letzten Drittel leider zu unsauber. Es ist halt bitter, weil Uerdingen am Ende schon auf Zeit gespielt hat. Und wir stehen dann mit leeren Händen da. Wir müssen cleverer werden“, sagte Linksverteidiger Mario Müller.
Mit 13 Punkten aus sieben Spielen steht der Aufsteiger immer noch mehr als ordentlich da. Dennoch sind erste Abnutzungserscheinungen erkennbar. Da ist einerseits die von Coach Kwasniok selbst angesprochen hohe Fehlerquote am eigenen Strafraum, die aber auch daher rührt, dass sein Team drittliga-untypisch bemüht ist, alles spielerisch zu lösen. Dass der Trainer viel rotiert, ist angesichts der vielen englischen Wochen verständlich. Auffallend ist aber die Tatsache, dass es offenbar schwierig ist, eine Optimalbesetzung in der Zentrale zu finden. Gegen Verl entschied sich der Trainer für die Techniker-Variante mit Markus Mendler und Timm Golley. Es ging schief. In Düsseldorf vertraute er mit Fanol Perdedaj und Tobias Jänicke eher der rustikalen Version. Auch dies brachte nicht mehr Struktur ins Spiel. Dies führt dazu, dass die offensiven Außen nicht so zur Geltung kommen wie in den ersten Spielen. Auch Torjäger Sebastian Jacob hängt häufig in der Luft. „Wir machen im letzten Drittel derzeit zu viele Fehler. Die Effektivität in der Offensive ist derzeit der springende Punkt. Wir müssen jetzt lernen, mit Niederlagen umzugehen. Aber wir können mit jedem Gegner mithalten“, stellte Shipnoski treffend fest.
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Tadelloser Auftritt, verhinderte einmal glänzend einen Treffer. Beim Gegentor machtlos. Note 2
Mario Müller: Ab und an mit Flüchtigkeitsfehlern, in der zweiten Halbzeit offensiver, fand aber - wie seine Mitspieler - kaum eine Lücke. Note 3-
Marin Sverko: Robust und rustikal wie immer. Aber auch mit zwei, drei Fehlern. Note 3
Steven Zellner: 89 Minuten bester Saarbrücker. Dann kostete sein katastrophaler Aussetzer den Punkt. Note 5
Anthony Barylla: Bei weitem nicht so stark wie gegen Verl. Probleme in der Anfangsphase. Nach Zellners Blackout zu passiv. Note 4
Manuel Zeitz: Zweikampfstark wie gewohnt, aber auch ihm gelang es nicht, Struktur ins Saarbrücker Spiel zu bringen. Note 3-
Tobias Jänicke: Der „Schleicher zwischen den Linien“ spielte diesmal so unauffällig, dass man sich zwischendurch fragen musste, ob er überhaupt auf dem Platz stand. Note 4-
Fanol Perdedaj: Dass er einer der wichtigsten Spieler im Kader ist, steht außer Frage. Dass er noch Wochen bis zur Bestform benötigen wird, allerdings auch. Note 4-
Maurice Deville: Hatte einen schweren Stand gegen die tiefstehenden Gastgeber. Immerhin mit der einen oder anderen guten Offensivaktion. Note 3-
Nicklas Shipnoski: Sein Laufpensum ist beeindruckend, allerdings derzeit wesentlich fehlerhafter als zu Saisonbeginn. Vergab eine große Kopfballchance. Note 3-
Sebastian Jacob: 87 Minuten nicht zu sehen, dann fast mit dem „lucky punch“. Es war kein Spiel für eine Einzel-Spitze. Note 4
Kianz Froese: Kam für Perdedaj und war sehr aktiv. Versuchte wenigstens ein paar Mal in die Tiefe zu gehen. Note 3
José Pierre Vunguidica: Kam für Deville und macht ordentlich Dampf auf der linken Seite. Endlich ein Lebenszeichen von ihm. Note 3