Seit 23 Spielen konnte der FC Schalke 04 nicht mehr gewinnen. Grund genug, einen Blick auf die schlechtesten Bundesligisten der Fußball-Historie zu werfen.
Geht die Sieglos-Serie des FC Schalke so weiter, könnte es Mitte Januar so weit sein. Tasmania Berlin, der schlechteste Bundesligist seit 55 Jahren, könnte endlich die rote Laterne aller Bundesligisten abgeben. Am 16. Spieltag der laufenden Saison könnten die Knappen den Berliner Club mit den meisten sieglosen Bundesligaspielen verdrängen. Den zweiten Platz haben die Schalker schon inne. Tasmania hat aber einen hohen Standard gesetzt: In der Saison 1965/66 gewannen sie 31 Spiele in Folge nicht. Schalke hat also noch neun Spiele Zeit, diesen Negativrekord abzuwenden. Ein kleines Erfolgserlebnis hatten die Schalker in der vergangenen Woche. Im Nachholspiel der ersten Runde des DFB-Pokals ging alles erst einmal seinen gewohnten Gang. Der Regionalligist aus Schweinfurt ging mit 1:0 in Führung – Schalke schaffte es aber, vier Tore zu erzielen und sicher in die zweite Runde einzuziehen. Wie sehr Schalke an der derzeitigen Negativserie zu knabbern hat, wird an den Reaktionen zu diesem Sieg deutlich: Selbst ein Sieg gegen einen Regionalligisten wurde den Knappen kaum noch zugetraut. Zudem prekär: die finanzielle Lage des Vereins. Eine Bürde von jetzt schon über 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten schleppt der FC Schalke 04 mit sich herum. Insbesondere Sportvorstand Jochen Schneider stellt die enorme Schuldenlast der Schalker vor eine große Herausforderung. Transfers im Winter sind daher fast ausgeschlossen, um auch die Folgen einer solch langen Durststrecke zu minimieren.
FORUM hat sich aufgrund der aktuellen Situation der Schalker die längsten Durststrecken von Bundesligisten angeschaut. Es zeigt sich: Der FC Schalke 04 steht vor einer Mammutaufgabe.
Fortuna Düsseldorf – 19 Spiele ohne Sieg (November 1991 – Mai 1992)
Insgesamt 19 Spiele blieb die Fortuna damals ohne Sieg, erst am letzten Spieltag der laufenden Saison klappte es mit einem Sieg gegen den Hamburger SV. Damals gab es für einen Sieg „nur" zwei Punkte. Düsseldorf stieg am Ende klar als Letzter ab. Insgesamt sammelten die Fortunen 24 Punkte.
1. FC Saarbrücken – 19 Spiele ohne Sieg (Januar 1978 – September 1985)
Diese Sieglos-Serie ist ein Sonderfall, da sie über sieben Jahre andauerte. Aber bei Betrachtung der Spiele in der Bundesliga war der 1. FC Saarbrücken ganze sieben Jahre sieglos, insgesamt 19 Partien. Der FCS legte aber 1992/1993 noch einmal nach. Obwohl er das erste Rückrundenspiel gegen Bayern Leverkusen gewann, danach eine Unentschiedenserie startete, stieg er am Ende doch noch ab, weil er die letzten zwölf Spiele allesamt verlor.
TSV 1860 München – 19 Spiele ohne Sieg (April 1970 – November 1977)
Ähnlich verhält es sich mit den Münchnern: Nach erneutem Aufstieg in die Bundesliga ging der Start gehörig daneben. Nur drei Punkte aus 14 Spielen standen auf dem Konto der Löwen. Erst dann kam der notwendige Aufbaugegner, der selbst in Abstiegsgefahr schwebte: der FC Bayern München.
Rot-Weiss Essen – 19 Spiele ohne Sieg (Februar 1971 – September 1973)
Im Jahr 1971 waren Skandale in der Bundesliga an der Tagesordnung. Manager der abstiegsbedrohten Clubs waren mit Geldkoffern in ganz Deutschland unterwegs, um sich bei den gegnerischen Mannschaften die Punkte für den Klassenerhalt zu erkaufen. Nicht mitgemacht haben dabei die Essener. Ihre Ehrlichkeit wurde dann mit dem Abstieg in die Regionalliga belohnt. Die Spiele wurden nämlich allesamt sportlich ehrlich vergeigt.
Hertha BSC – 19 Spiele ohne Sieg (April 1983 – Oktober 1990)
Im Herbst 1990 gibt es in Deutschland viele Gründe zu feiern – nur bei der Hertha gibt es keinen. Nach der Bundesliga-Rückkehr wartet die Hertha dann weitere elf Spiele auf einen Sieg, am Ende geht es für den heutigen „Big-City-Club" wieder eine Etage tiefer.
Alemannia Aachen - 19 Spiele ohne Sieg (Dezember 1969 – Mai 1970)
Im März 1970 geht die Alemannia mit 0:6 gegen die Münchner Bayern unter. Aachen gewinnt erst wieder am 34. Spieltag und steigt als amtierender Vizemeister sang- und klanglos ab.
1. FC Nürnberg – 20 Spiele ohne Sieg (Oktober 2018 – März 2019)
Beim Club kennen sie sich mit schlechten Saisons aus. Keine Mannschaft ist so oft in die Bundesliga aufgestiegen, um danach wieder abzusteigen. In der letzten Abstiegssaison werden die Spieler wohl auch deshalb von den leidgeprüften Fans abgefeiert, als sie beim 16. von 20 sieglosen Spielen einen Punkt gegen Borussia Dortmund holen.
Blau-Weiß 90 Berlin – 21 Spiele ohne Sieg (August 1986 – April 1987)
So wenig glamourös wie der Name verläuft auch die einzige Bundesliga-Saison von Blau-Weiß 90 Berlin. Drei Siege landen am Ende in der Statistik, keiner zwischen dem 4. und 25. Spieltag. Dabei hatte das Team vor der Saison noch extra eine Platte aufgenommen. „Wir sind heiß auf Blau-Weiß", war der Titel. Das war leider nur eine Ankündigung.
Dynamo Dresden – 21 Spiele ohne Sieg (Oktober 1994 – Mai 1995)
In ihrer Bundesliga-Saison in den 90er-Jahren konnten die Dresdener nicht nur keine Bundesligaspiele gewinnen, sondern hatten auch keine Lizenzen für die Profiligen erteilt bekommen. Deshalb trugen die Fans den Verein am letzten Spieltag dieser Saison symbolisch zu Grabe. Dynamo erholt sich davon aber und kehrt Mitte der 2000er wieder in den Profifußball zurück.
1. FC Kaiserslautern – 21 Spiele ohne Sieg (Oktober 2011 – April 2012)
Das Gefühl, 21 Spiele in der Bundesliga nicht zu gewinnen, muss miserabel sein. Noch schlimmer wird es wahrscheinlich nur, wenn dann endlich ein Spiel gewonnen wird, nach diesen 90 Minuten der Abstieg aber trotzdem besiegelt ist. So geschehen beim FCK, der bei Hertha BSC am 32. Spieltag gewinnen konnte, danach aber wieder in der Zweiten Liga antreten musste. Es war übrigens die letzte Bundesliga-Saison der Pfälzer.
FC Schalke 04 – 23 Spiele ohne Sieg (seit Januar 2020)
Wie bereits erwähnt, läuft die derzeitige Sieglosserie der Knappen weiterhin. Ein bisschen Wehmut kommt auf beim Blick auf den letzten Schalker Sieg. Vor einer vollen Nordkurve feiern die Spieler ihren Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach. Was danach folgen sollte ist bekannt. Während zu dieser Zeit die Stadien ausverkauft und Corona noch kein großes Thema war, macht das ein wenig Hoffnung. Die Welt hat sich nach 23 sieglosen Spielen grundlegend verändert, vielleicht sieht es nach den nächsten 20 sieglosen Spielen auch wieder anders aus als jetzt.
Tasmania Berlin – 31 Spiele ohne Sieg (August 1965 – Mai 1966)
Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte Schalke auch diese Marke knacken. Tasmania Berlin ist das Synonym für Erfolglosigkeit. Neben 31 sieglosen Spielen stellten die Berliner die schlechteste Offensive und Defensive der damaligen Spielzeit. Mit gerade einmal zehn Punkten (damals gab es noch die Zwei-Punkte-Regel) und einem katastrophalen Torverhältnis von 15:108 Toren verabschiedeten sie sich nach einer Saison wieder aus der Bundesliga. Kurios: Nach fünf Spieltagen hatte der damalige Dauerverlierer damals fünf Punkte auf dem Konto. Das sind vier mehr als Schalke aktuell hat. Auch das Torverhältnis war mit 3:14 besser als das aktuelle vom S04.
Tatsächlich spielt Tasmania Berlin in der Historie des FC Schalke eine wichtige Rolle. Die Berliner wurden 1965 aus politischen Gründen in die Bundesliga gehoben. Auf Drängen des Axel-Springer-Verlages wurde eine Mannschaft aus Westberlin gesucht, die in der höchsten westdeutschen Spielklasse vertreten sein sollte. Hertha BSC wurde aufgrund von finanziellen Verstößen aus der Liga ausgeschlossen. Damit war der Weg für Tasmania frei. Dies löste heftige Kritik unter den westdeutschen Mannschaften aus, da die Berliner über keine konkurrenzfähige Mannschaft verfügten. Der DFB reagierte und erhöhte als Ausgleich die Liga auf 18 Mannschaften. Somit durfte der Letzte aus der vorherigen Saison doch noch in der Bundesliga bleiben. Dieser Verein war der FC Schalke 04. Der Kreis schließt sich also.