Die Regionalliga Südwest ist unterbrochen, im November wird kein Spiel mehr ausgetragen. In den kommenden Wochen und Monaten kommt viel Arbeit auf Liga und Vereine zu.
Tagelang warteten Fans und Verantwortliche in der Regionalliga Südwest auf eine Entscheidung, mittlerweile steht sie aber fest: Der Spielbetrieb der Regionalliga wird den gesamten November unterbrochen. Das teilte die Regionalliga Südwest GbR mit Sitz in Karlsruhe am vergangenen Mittwoch mit. Rollen soll der Ball dann wieder am 1. Dezember, jedoch nur, wenn bereits zwei Wochen vorher ein geregelter Trainingsbetrieb möglich ist. In der Regionalliga Südwest spielen neben den zwei saarländischen Vereinen SV Elversberg und FC Homburg aber auch Teams aus vier weiteren Bundesländern. Während im Saarland und in Hessen die Vereine komplett als Profis eingestuft wurden und demnach auch trainieren dürfen, sieht es in Rheinland-Pfalz vollkommen anders aus. Dort werden etwa die Zweite Mannschaft des FSV Mainz 05, die TuS RW Koblenz und der FK Pirmasens als Amateurclubs eingestuft. Die Meinungen der Vereine der Regionalliga Südwest gehen zu der Unterbrechung komplett auseinander. Eben auch, weil nicht jeder Verein unter Profibedingungen arbeitet. Der Großteil sicherlich, jedoch nicht alle.
„Das ist unglaublich", tobte Joachim Wagner, Präsident von Kickers Offenbach, im Gespräch mit HR Sport. „Das ist ein absolutes Armutszeugnis und ziemlich das Negativste, was entschieden werden konnte." Die Kickers haben sich zu einem relativ frühen Zeitpunkt klar gegen eine Unterbrechung und für eine Fortsetzung ausgesprochen. „Der Verband hat mit keinem seiner Mitglieder gesprochen oder sie mit einbezogen", betonte Wagner. Er warf der Regionalliga Südwest neben mangelnder Kommunikation auch vor, sich nicht genug für die Belange der Clubs eingesetzt zu haben. „Jetzt haben wir eine Entscheidung, die keinem Verein hilft." Konträr dazu sind die Reaktionen der Verantwortlichen des TSV Steinbach Haiger. „Wirtschaftlich ist das eine sinnvolle Entscheidung", sagte Geschäftsführer Arne Wohlfarth HR Sport. „Dass jeder Sportler Fußball spielen will, steht außer Frage. Aber Geisterspiele hätten Lücken im Budget hinterlassen." Klar ist auch, wie es beim FSV Frankfurt weitergeht: „Wir schicken unsere Spieler und Mitarbeiter in Kurzarbeit", sagte Präsident Michael Görner. „Das ist die richtige Entscheidung. Denn wenn eine gewisse Anzahl von Vereinen nicht teilnehmen kann, dann macht es keinen Sinn, weiter zu spielen", erklärte Görner weiter. Die Bornheimer sehen sich in der Regionalliga Südwest als Teil einer Solidargemeinschaft. „Und da versuchen wir uns an die Spielregeln zu halten", sagt der Präsident. Er setzt aber auch Hoffnungen in die Verantwortlichen der Liga: „Wir erwarten, dass man sich jetzt schon Gedanken macht, wie die Liga dann weitergehen kann."
OFC-Präsident: „Diese Entscheidung hilft keinem Verein"
Groß ist die Enttäuschung auch bei den saarländischen Regionalligisten aus Elversberg und Homburg. Beide hätten nach Rücksprache mit der saarländischen Landesregierung weiter trainieren und spielen dürfen. „Die Leitung der Liga sollte das Ziel haben, dass weiter Fußball gespielt wird. Hier hat mir der richtige Einsatz gefehlt. Für uns ist diese Entscheidung nicht verständlich. Mit uns wurde auch nicht geredet, und auf Anfragen wurde nicht geantwortet", erklärt Ole Book, Sportdirektor der SV Elversberg gegenüber der „Saarbrücker Zeitung". Rafael Kowollik, der Geschäftsführer beim FC Homburg und Ligasprecher der Regionalliga Südwest ist, sagt: „Wir hätten gerne weitergespielt. Wir versuchen nun, dass es zumindest im Dezember weitergehen kann. Dazu müssen die Teams aus Rheinland-Pfalz Ausnahmegenehmigungen beantragen. Von RW Koblenz weiß ich, dass der Verein dies versuchen möchte."
Die beiden Saar-Vereine stehen mit den Offenbacher Kickers am stärksten für ein Weiterspielen ein: „Wir werden das in Ruhe auswerten. Faktisch ist es die negativste Entscheidung, die getroffen werden konnte. Das ist für die ganze Regionalliga ein Horrorszenario und eine Entscheidung, die keinerlei Planungssicherheit gibt", sagt Joachim Wagner, der Präsident der Kickers. Auf der anderen Seite sehen sich Vereine wie der Bahlinger SC als klarer Amateurverein. „Wir sind kein Profiverein und finden die Unterbrechung eine gute Entscheidung. Bei uns bleiben die Zuschauer noch bis lange nach den Spielen, und wir sind auch auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Bei einer Fortsetzung des Spielbetriebes ohne Zuschauer würden wir Probleme kriegen", erklärt Stefan Ummenhofer, der Pressesprecher des Bahlinger SC.
Ole Book: „Eine klare Linie ist nicht zu erkennen"
Die Regionalliga Südwest GbR favorisiert eine Fortsetzung des Spielbetriebes im Dezember und hält das auch für möglich. Damit das gelingt, müsste aber ab dem 17. November wieder Mannschaftstraining möglich sein, um eine zweiwöchige Vorbereitungsphase zu gewährleisten. „Für mich ist auch fraglich, was sich da in zwei Wochen ändern soll. Es sind wieder einmal Entscheidungen der Ligaleitung, die scheibchenweise erfolgen. Eine klare Linie ist nicht zu erkennen", sagte SVE-Sportdirektor Book im Gespräch mit der „Saarbrücker Zeitung".
Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird also in diesem Jahr kein Spielbetrieb in der Regionalliga Südwest stattfinden können. Die 22 Vereine hätten dann im neuen Jahr satte 30 Ligaspiele bis Saisonende zu absolvieren. Besonders prekär: Die SV Elversberg und der SSV Ulm spielen kurz vor Weihnachten noch in der zweiten Runde des DFB-Pokals. „Es ist ein klarer Nachteil für uns, wenn wir bis dahin ohne Wettkampf sind", sagt Book. Bis dahin stehen noch einige Entscheidungen aus. Klar ist aber, dass gerade durch die unterschiedlichen Reaktionen auf die Unterbrechung noch deutlicher wird, wie unterschiedlich die Regionalliga Südwest aufgestellt ist. Eben nicht alle arbeiten unter Profibedingungen. Die Regionalliga West wird bisher als einzige Liga weiterspielen. Die Jugend-Bundesligen wurden unterbrochen, die 2. Frauen Bundesliga auch. In zwei Wochen ist die Sicht klarer.