Von Tieren in Zoos wird berichtet, dass sie zunehmend verstört reagieren. Nicht alle, aber doch einige sollen regelrecht auf Wache gehen, in der Hoffnung, endlich mal wieder Besucher zu sichten. Wie sie sich die weitgehend menschenfreie Zeit erklären, ob sie überhaupt nach einer Erklärung suchen, ist Spekulation. Keine Spekulation ist, dass zum Menschen die beständige Suche nach Erklärungen gehört, idealerweise nach solchen, die ihm mit einem gewissen Maß an Logik annehmbar erscheinen.
Derzeit ist eher Wacheschieben angesagt, hoffend, dass vielleicht doch mal eine Erklärung vorbeikommt, die schlüssig und akzeptabel erscheint.
„Der Politik" – und diesmal ist die Verallgemeinerung angebracht – ist der Erklärungsnotstand durchaus klar, nimmt man als Gradmesser die Wiederholungshäufigkeit von Sätzen wie: „Wir müssen das den Menschen erklären." Nur stellen diese Menschen ein zunehmend schlechteres Zeugnis über das Gelingen dieser eigentlich löblichen Absicht in Sachen Corona-Bekämpfung aus. Dass zuletzt über die Hälfte der Saarländer die Novembermaßnahmen für angemessen hielten, steht dazu nicht im Gegensatz, wie das differenzierte Urteil über Einzelmaßnahmen zeigt. Statt Erklären war zuletzt zunehmend Beschwören angesagt. Wobei die Menschen in der weit überwiegend Zahl gar nicht eingeschworen werden müssen, sie wollen nur wissen, warum das und das nicht – oder umgekehrt. Und dass das durchaus keine Unmöglichkeit ist, zeigen die zahlreichen Corona-Gerichtsurteile, über Kosmetikstudios bis zu Kneipen. In den Begründungen stehen sorgfältige Abwägungen. Die Schlussfolgerungen muss niemand zwingend teilen, aber es gibt eine konkrete und praktische Begründung, die mehr hergibt als noch so dringende Appelle mit Verweis auf Zahlen. Die nehmen wir ohnehin zur Kenntnis, nur helfen sie wenig, empfundene und/oder tatsächliche Widersprüchlichkeiten von Maßnahmen aufzuklären, an die wir uns grundsätzlich und weitaus überwiegend halten wollen. Und das sicher nicht nur, weil wir die Tiere im Zoo aus ihrer Vereinsamung erlösen wollten.