Was haben sie über Trainer Lukas Kwasniok geschimpft, als der 1. FC Saarbrücken im Sommer beim FC Homburg den Saarlandpokal abschenkte. Was haben sie geflucht, dass die sportliche Leitung keine namhaften Altstars verpflichtete. Es gab sogar Fans, die eine Petition starten wollten, damit der Verein noch einen Angreifer verpflichten solle. Gut, dass Kwasniok, Sportchef Jürgen Luginger und Vizepräsident Dieter Ferner die Nerven behalten und ein klares Ziel verfolgt haben. Gut auch, dass Präsident Hartmut Ostermann und Schatzmeister Dieter Weller den Verein finanziell sicher durch die Corona-Krise führen. Das Credo, nur das Geld auszugeben, dass man sicher einnehmen wird, könnte unabhängig vom weiteren Saisonverlauf ein Faustpfand für die Zukunft sein. Nach zehn Spieltagen kann dem FCS bescheinigt werden, dass er im Profifußball angekommen ist.
Die Macher hatten ein feines Gespür für die Eigenarten der 3. Liga. Es gab viele Experten außerhalb des Saarlandes, die dem FCS eine gute Runde prophezeit haben. Doch der Prophet im eigenen Lande zählt bekanntermaßen nur wenig. Ein Blick in die Gästebücher und sozialen Medien vor Saisonbeginn hätte den Verantwortlichen schlaflose Nächte bereiten können. Viele Fans hatten angesichts der behutsamen Einkaufspolitik einen sang- und klanglosen Abstieg vorhergesagt.
Mit 22 Punkten nach zehn Spielen steht der FCS an der Tabellenspitze. Das muss und wird wahrscheinlich nicht so bleiben. Aber der Verein hat bereits jetzt die Gewissheit, dass er, sollte nichts völlig Unvorhergesehenes geschehen, gute Aussichten besitzt, das selbstgesteckte Ziel „sorgenfreier Klassenerhalt" zu erreichen. Ob am Ende wirklich mehr drin ist? Es bleibt abzuwarten, ob Kwasnioks intensiver Spielstil über eine ganze Saison abrufbar sein wird. Möglich, dass eine Delle kommen wird, wenn Frische fehlt und Verletzungen hinzukommen. Aber selbst wenn am Ende „nur" ein einstelliger Tabellenplatz herausspringen würde, hätte der Verein vieles richtig gemacht. Eines steht schon jetzt fest. Der FCS im Herbst 2020 bereitet vielen Menschen in schwierigen Zeiten Freude. Und das kann man gar nicht hoch genug einschätzen.