Joshua Mees war einer der besten Jugendspieler Deutschlands. Mittlerweile kickt der gebürtige Saarländer bei Holstein Kiel in der Zweiten Liga. Für die Zukunft hat er konkrete Ziele.
Joshua Mees ging den Weg, den sich viele junge Fußballer wünschen. Die ersten Jahre im Heimatverein, dann über den größten Verein der Umgebung zu einem Bundesligisten. „Bis zu meinem 12. Lebensjahr habe ich in Lebach gespielt, trainiert wurde ich dort von meinem Vater. Dann bin ich zum 1. FC Saarbrücken gewechselt, wo ich insgesamt drei Jahre gespielt habe und eine Superzeit hatte. Die TSG Hoffenheim wurde auf mich aufmerksam, in den vier Jahren dort wurde ich einmal Deutscher Meister und einmal Vizemeister in der U19-Bundesliga", erzählt der 24-Jährige.
„Es waren zwei sehr tolle Jahre für mich bei Union"
Bei Hoffenheim hatte er eine insgesamt erfolgreiche Zeit. Das Bundesliga-Debüt blieb ihm aber verwehrt. Eine Ausleihe nach Freiburg folgte, das erste Bundesliga-Spiel ließ aber weiter auf sich warten. „Gerade im körperlichen Bereich war die Umstellung schon enorm. Auch in der Regionalliga fängt das schon an. Nach dem Schritt in die Zweite Liga ging es dann für mich weiter nach vorne", sagt er. Um auf höherem Niveau Spielpraxis sammeln zu können, lieh ihn die TSG erneut aus. Dieses Mal in die zweite Liga zu Jahn Regensburg. In 22 Spielen konnte er sechs Treffer erzielen, was Union Berlin auf den Plan rief. Dort gelang ihm auch der Aufstieg in die Bundesliga. Aber das ist schon wieder Vergangenheit. Begeistert ist er von dem etwas ungewöhnlichen Verein aber immer noch: „Union ist ein sehr spezieller Verein. Die Fankultur ist einzigartig und besonders. Als Spieler wird man nie ausgepfiffen und wird immer gepusht. Letztlich konnten wir auch ein bisschen was zurückgeben, indem wir aufgestiegen sind und die Klasse gehalten haben. Es waren zwei sehr tolle Jahre für mich." Doch wie so oft im Fußball kamen dann Verletzungen dazu, die für einen kleinen Knick in der Karriere sorgten. Jetzt schnürt der 24-Jährige seine Schuhe für Holstein Kiel, wieder in der Zweiten Liga, in der er schon einmal Anlauf für die Bundesliga nehmen konnte. Die Gründe liegen auf der Hand: „Ich wollte mehr spielen. In meiner Zeit in Berlin haben mich einige Verletzungen ausgebremst, bin nicht mehr so zum Zug gekommen, wie ich mir das gewünscht habe. Die Konkurrenz ist mit einigen Neuverpflichtungen im offensiven Bereich auch nicht gerade weniger geworden." Vor allem im ersten Jahr in der Bundesliga war der Lebacher vom Pech verfolgt: „Ich hatte gegen Ende der Hinrunde das Gefühl, ich bin nah dran. Dann durfte ich in einem Spiel starten, schoss ein Tor und danach hab ich mich verletzt. In der Wintervorbereitung war es ähnlich, und ich hab mich wieder verletzt und war bis April raus."
Die Konsequenz aus dem größeren Konkurrenz-Druck war dann ein Wechsel nach Kiel. Für insgesamt vier Jahre hat er bei Holstein unterschrieben. Im Norden Deutschlands hat er sich bisher gut eingefunden. In insgesamt 92 Einsatzminuten konnte der 24-Jährige einmal treffen – und es war gleich ein wichtiges Tor. Nach seiner Einwechselung konnte er in der Nachspielzeit gegen den HSV zum Ausgleich treffen. Insgesamt ist er zufrieden mit seinem Engagement in Kiel: „Wenn man gegen den Tabellenführer in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt, ist man natürlich zufrieden, gerade weil es ja auch direkt vor der Länderspielpause war. "
Ausschlaggebend war auch, dass er dort mit alten Freunden zusammenspielen kann. „Ich habe schon zuvor zwei- bis dreimal mit Simon Lorenz telefoniert, um auch noch Eindrücke aus dem direkten Mannschaftskreis zu bekommen. Wenn man schon jemanden aus der Mannschaft kennt, fällt einem der Einstieg natürlich immer leichter", erzählt er. Kiel ist für ihn als Stadt noch ein unbeschriebenes Blatt, in den kommenden vier Jahren hat er aber genug Zeit, das zu ändern: „Von der Stadt habe ich noch nicht viel gesehen, aber ich gehe davon aus, dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde. Ich bin nicht gerade der Großstadttyp, ich komme ja auch aus einer ländlichen Gegend. Das passt ganz gut zu mir", sagt Mees lachend. Vielleicht auch deshalb ist ihm der Schritt aus der Millionen-Metropole Berlin letztlich leicht gefallen. Denn abgeschoben werden sollte er nicht. „Wir verlieren ihn ungern, er war ein fester Bestandteil des Kaders. Aber am Ende haben wir seinen Wunsch respektiert", sagte Unions Manager Oliver Ruhnert. Auch für den Saarländer Mees ist die aktuelle Corona-Problematik ein Thema. Fußballprofis stehen in der heutigen Zeit sowieso unter Beachtung, derzeit sogar noch mehr: „Ich versuche, mich so gut es geht an die Maßnahmen zu halten. Gerade für uns Spieler ist es wichtig, dass man sich nicht ansteckt, da man sonst sofort für zwei Wochen nicht zur Verfügung steht. Wir müssen dabei auch Vorbilder sein", sagt er. An Beschäftigung mangelt es ihm in dieser Zeit nicht: „Ich finde immer eine Beschäftigung. Ich habe einen Hund, zocke manchmal auch ganz gern oder schaue Netflix."
„Ich will wieder in der ersten Liga spielen"
Den Blick in die Heimat hat der gebürtige Lebacher ebenfalls nicht verloren. „Ich habe immer noch viele Freunde im Saarland, obwohl ich schon lange nicht mehr hier wohne. Immer wenn ich mal zu Hause bin, versuche ich, sie zu treffen." Sein Blick geht auch weiterhin zum FCS, der derzeit die 3. Liga unsicher macht. „Natürlich verfolge ich das. Bis jetzt läuft es ja überragend. Ich drücke die Daumen und hoffe, dass sie weiter so erfolgreich sind."
Joshua Mees, der einst Toptorjäger in den U19-Bundesligen war, geht erneut einen Schritt, der ihm schon einmal geholfen hat. Damals nur unter anderen Vorzeichen. Die Zweite Liga war neu, mittlerweile kennt er sie. Außerdem ist er durch seine Zeit in Berlin zu einem reiferen Spieler geworden. Für die Zukunft gibt es ein klar vorherrschendes Ziel: „Ich will wieder in der Ersten Liga spielen." Die Anlagen dazu hat der Offensivspieler, es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal der Körper mitspielt.