Warum sich Thailands König Maha Vajiralongkorn wenig um sein Volk schert
Könige hatten es selten leicht. Frankreichs Ludwig XVI. ist da ein abschreckendes Beispiel. Grauenvoll das Bild, als sein abgeschlagener Kopf nach der Hinrichtung auf dem Place de la Révolution dem Volk von Paris gezeigt wird. Ein ähnliches Schicksal erlitt Maximilian I., der König von Mexiko sein wollte. Aus Österreich importiert, machte 1867 ein mexikanisches Erschießungskommando seinem Leben ein Ende. Doch vielen gelang es, ihr Land zu verlassen, bevor sie solche oder ähnliche Strafen ereilten.
Ein deutsches Beispiel dafür ist der am Ende des Ersten Weltkriegs nach Doorn geflüchtete Kaiser Wilhelm II. Im Zweiten Weltkrieg gehörten Königin Wilhelmina der Niederlande, König Haakon VI. von Norwegen, Peter II. von Jugoslawien und König Georgios II. von Griechenland zu jenen Monarchen, die ihr Land verlassen mussten. Das aktuelle Beispiel von Spaniens Ex-König Juan Carlos beweist allerdings, dass es nicht immer Kriege oder blutige Revolutionen sind, die Herrscher zur Flucht zwingen. Ab und an verlässt ein König sogar sein Land freiwillig und richtet sich andernorts gemütlich ein. „Majestät auf Abwegen" hieß Anfang der 60er-Jahre des verflossenen Jahrhunderts ein komödiantischer Spielfilm in der Regie von R. A. Stemmle, der diesen Sonderfall verarbeitete.
Majestät auf seltsamen Wegen ist derzeit König Maha Vajiralongkorn von Thailand, der als Nachfolger seines 2016 verstorbenen Vaters Bhumibol sämtliche Regeln der traditionsreichen thailändischen Monarchie durcheinanderwirbelt. Dass der Herrscher Thailands dabei göttergleich unantastbar ist und Kritik am König in Thailand strafrechtlich verfolgt wird, kam ihm dabei bislang zugute. Inzwischen richten sich die Massenproteste in der Hauptstadt Bangkok aber auch gegen das Königshaus und die mittelalterliche Allmacht des Herrschers.
Der bevorzugt Deutschland – eine Villa in Tutzing am Starnberger See oder ein Luxushotel in Garmisch-Partenkirchen – als Wohnsitz und führt möglicherweise sogar seine Amtsgeschäfte – sofern die ihn interessieren – von Deutschland aus. Was wiederum mit den deutschen Gesetzen nicht vereinbar wäre und bereits den Bundestag und Außenminister Maas beschäftigt hat.
Rama X., wie der kürzere, einfachere Königstitel des thailändischen Herrschers heißt, ist also ein freiwillig flüchtig gewordener Monarch. Das scheint sich trefflich in seinen bisherigen Lebenslauf zu fügen, den verständlich zu schildern einem Außenstehenden so gut wie unmöglich ist. Rama X. hat mit allen Traditionen des thailändischen Königshauses gebrochen. Darunter mit der Monogamie. Seine verschiedenen Ehen und Liebschaften, seine Frauen und Nebenfrauen sind kaum überschaubar. Für einige Eskapaden hat er sogar die thailändische Verfassung ändern lassen. Daneben frönt er seinen Hobbys. So absolvierte er eine Ausbildung zum Jagdflieger. Und weil es während der Corona-Pandemie derzeit so langweilig war, hat er mit seinem Privatjet einen abwechslungsreichen Rundflug über Deutschland gemacht.
Weniger spektakulär sind seine Fahrradtouren durch die bayerische Landschaft. Als königlicher Radfahrer, der sich an den heftigen Diskussionen um Radwege in Deutschland nicht beteiligt, fällt er dabei den Einheimischen zwischen Tutzing und Garmisch nicht auf. Dieser König außer Landes ist für die republikanischen Bayern, die sich kaum noch an ihren unglücklichen Wittelsbacher Ludwig II. erinnern können, ohne Bedeutung. Allerdings könnte er für die Bundesregierung zum Problem werden.
Eine brisante Situation gab es bereits. 2018 wurde in Thailand ein Verurteilter hingerichtet, der ein Gnadengesuch an den König gerichtet hatte. Doch der tummelte sich in Deutschland. Hier ist die Todesstrafe verboten und jemand, der dafür in einem anderen Land verantwortlich ist, kann juristisch belangt werden. Ein solcher Schritt blieb 2018 aus. Beim nächsten Anlass wird regierungsamtliche Milde kaum den umtriebigen König außer Landes verschonen. Rama X. lebt nicht ungefährlich am Starnberger See.