Mitten in Paris steht ein majestätisches historisches Gebäude: der Palast der Frauen.
Er gilt europaweit als eines der größten Wohnhäuser für Frauen in Not. 1902 als Kloster erbaut, wurde dort in den 20er-Jahren mit dem Palais de la Femme ein Frauenhaus errichtet. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dieser Institution, die seit fast 100 Jahren besteht, und wie sieht das Leben im Frauenhaus heute aus? Autorin Laetitia Colombani ist diesen Fragen nachgegangen und hat einen spannenden und bewegenden Roman geschrieben.
Die Romanhandlung dreht sich um Solène, die nach einem Zusammenbruch neuen Sinn und Halt im Leben sucht. Auf Anraten ihres Psychiaters übernimmt sie ein Ehrenamt als öffentliche Schreiberin im Frauenhaus. Zuversichtlich beginnt Solène ihren Job, völlig unvorbereitet darauf, was sie erwartet. Schonungslos wird sie mit der Realität von Bedürftigkeit und Armut konfrontiert. Das Schicksal der Frauen, die auf der Straße lebten, bis sie im Palast Zuflucht fanden, rüttelt an der Wahrhaftigkeit ihres eigenen Lebens.
Solène hat Mühe, die Frauen zu erreichen. Zu krass scheint der Unterschied zu ihrem bisherigen Leben. Zwar akzeptieren die Frauen sie, aber Solène kommt nicht wirklich in Kontakt mit ihnen. Erst als sie ihre eigenen Gefühle und ihre Betroffenheit zeigt, bricht der Damm. Solène schreibt für die Bewohnerinnen, tanzt mit ihnen. Sie erlebt die Kraft der Frauen, ihre Würde, ihren Lebenswillen, und die Solidarität untereinander. Schließlich wächst Solène über sich selbst hinaus, als sie eine junge Obdachlose anspricht und es schafft, sie von der Straße zu holen.
Laetitia Colombani beschreibt eindrücklich, wie Solène es gelingt, sich ihren Platz unter den Frauen am Rande der Gesellschaft zu erobern. Zugleich rollt die Autorin die Geschichte der Gründerin Blanche Peyron auf und setzt ihrem unermüdlichen sozialen Engagement ein Denkmal. Ein großartig recherchierter Roman mit spannendem historischem Hintergrund.