Idylle, träumerisch-wehmütige Nostalgie und jede Menge magische Momente. Ein Ausblick Richtung Skifahren nach dem Lockdown in den Tiroler Alpen.
Oberhalb von Hall in Tirol ist der Ausblick unvergleichlich. Schneekanonen stehen bereit, um unbeschwertes Pistenvergnügen sicherzustellen. Urige Almen mit ihren jahrhundertelangen Traditionen versprechen urgemütlichen Zauber und Genüsse für den Gaumen.
Pünktlich zur beginnenden Wintersaison ist die neue Bahn am Glungezer fertig geworden. Mit 26 Sesseln und 13 Gondeln können innerhalb einer Stunde 1.100 Urlauber den Berg rauf- und runterfahren. In nur sechseinhalb Minuten geht es von der Talstation in Tulfes zur Mittelstation Halsmarter auf 1.565 Meter, Ausblicke auf die umliegende imposante Berglandschaft inklusive.
Im Frühjahr 2021 soll die einige Millionen Euro teure Revitalisierung des Glungezer-Areals mit der Eröffnung der Erholungslandschaft beim Speicherteich planmäßig abgeschlossen sein. Am 16. Dezember, kurz vor Weihnachten, geht die neue Kombibahn Tulfein Express offiziell in Betrieb.
Zwar ist das Skigebiet Glungezer eines der kleineren in Tirol. Dennoch bietet es Vorzüge, wie Wanderführerin Susi Vianello während der Fahrt hinauf in einer der Gondeln erklärt: „Wir haben hier mit bis zu 15 Kilometern eine der längsten Abfahrten Tirols, und die Piste, die auch Ski-Anfänger meistern können, bietet einen traumhaften Ausblick auf die Nordkette. Auch Boarder und Freeskier kommen im Glungezer Park auf ihre Kosten. Der Kugelwald ist ideal für Familien mit Kindern, wir bieten die weltweit größte Holzkugelbahn."
Wieder unten im Tal in Tulfes angekommen geht es zur Klumperwiese. „Tulfes ist Austragungsort der Klumper-Weltmeisterschaft, erklärt sie. „Klumpern" ist „Rodeln auf einer Kufe" – ein beliebter Volkssport. Immer zwischen Weihnachten und Februar treffen sich nämlich die Freunde des Klumperns, um ein Slalomrennen zu veranstalten.
Ursprünglich stammt das Klumpern aus Südtirol. Beim Besuch der Rodel- WM 1972 in Olang lernte nämlich eine Urlaubergruppe aus Tulfes das sogenannte Rennböckele kennen, eine Art einkufige Rodel, mit Eisenschiene und einer Sitzfläche aus Holz.
Die Tulfer bauten das Gerät einfach nach, ersetzten kurzerhand die Eisenkufe durch einen Kurz-Ski – der „Klumper" war geboren. In Tulfes gibt es seither einen Klumperverein, dem mittlerweile mehr als 100 begeisterte Mitglieder angehören. Etwa 70 von ihnen gehen alljährlich bei den Klumperrennen an den Start – eine Gaudi für die Einheimischen wie zuschauenden Winterurlauber gleichermaßen. Wegen der Corona-Krise haben die Verantwortlichen die Klumpermeisterschaften in diesem Winter vorsorglich abgesagt.
15 Millionen Kristalle funkeln am „Carousel"
Da es in der Region genügend Alternativen gibt etwas zu unternehmen, ist das nicht weiter tragisch. „Wir haben alle nötigen Vorkehrungen getroffen, damit die Gäste ein möglichst unbeschwertes Skivergnügen erleben können", verspricht Martin Friede, Chef des Tourismusbüros Hall-Wattens. Um zu Stoßzeiten größere Menschenansammlungen und Gedränge zu vermeiden, bleiben die Lifte in diesem Winter länger als sonst in Betrieb.
Trotz Corona-Krise: Der Bürgermeister von Tulfes, Martin Wegscheider, rechnet nicht mit größeren Einbußen in der bevorstehenden Saison: „Letztes Jahr haben wir trotz der baustellenbedingten Einschränkungen dennoch ein ordentliches Umsatzergebnis eingefahren", sagt er. „Auf unser Skigebiet wird sich die Corona-Pandemie nicht negativ auswirken, da wir eher ein Naherholungsgebiet für unsere Einheimischen sind. Allerdings hoffe ich, dass wir in naher Zukunft mit der Investition von über 20 Millionen Euro auch unsere bestehenden und eventuell auch neue Beherberger in Tulfes und Umgebung dazu animieren, dass investiert wird."
Die beliebten „Kristallwelten" in Wattens haben am 7. Dezember wieder ihre Pforten für Besucher geöffnet. Die Swarovski-Kristallwelten bezaubern mit einer märchenhaften Winterwunderwelt. Schon draußen funkeln 15 Millionen Kristalle am „Carousel" des spanischen Designers Jaime Hayon, während drinnen in André Hellers Wunderkammerwelt des „Riesen" die Besucher sich beispielsweise durch die Eisgasse des Künstlers Oliver Irschitz begeben. Jeder Schritt, bei dem es knistert und knackt wie auf echtem Eis, hinterlässt eine Spur aus Kristallen. In der Winterwunderkammer, gestaltet vom niederländischen Designer Tord Boontje, rieseln Schneeflocken von oben, herrschen eiskalte Minustemperaturen. In seiner Installation im Pavillon erzählt der Künstler digital das Märchen „Der Winterstern", nachdem die Tiere gemeinsam mit dem Riesen hoch im Himmel suchen – während die Besucher sich um ein imaginäres, Licht und Wärme spendendes „Lagerfeuer" versammeln. Im Mittelpunkt der Kammer befindet sich der „Silent Light Tree". Den kristallenen Baum hat Tord Boontje zusammen mit dem Modeschöpfer Alexander McQueen geschaffen. „Anfangs stand er im Londoner Victoria and Albert Museum", erzählt Anja Venier aus der Kommunikationsabteilung des Konzerns beim Rundgang durch die Wunderkammern.
Hinter der künstlichen Kälte im Pavillon und dem rieselnden Schnee steckt aufwendige Technik, realisiert durch das Südtiroler Unternehmen Techno Alpin. Die Bozener gelten als Weltmarktführer in Sachen Beschneiung und tüftelten zusammen mit einem zehnköpfigen Swarovski-Team zwei Jahre lang an einer Lösung für die Winterwunderkammer in Wattens. Dabei gefriert feiner Wassernebel aus den Schneedüsen sofort zu Schneeflocken. Und die Kälte im Pavillon wird dank isolierender Materialien und dem Vermeiden jeglicher Wärmebrücken konstant gehalten. Hinaus aus der Eiseskälte geht es weiter über eine Treppe mit farbenfroh leuchtenden Botschaften hinein in den „Palast der Liebe", einen Neonlicht-Tempel des indischen Stardesigners Manish Arora. Dort warten 19 Herz-Feen, alle mit traditioneller indischer Handwerkstechnik gestaltet.
Inspiriert durch die Bräuche der Azteken und Maya schuf der mexikanische Architekt Fernando Romero in Kombination mit moderner Technologie in einer weiteren Wunderkammer sein Kunstwerk „El Sol", seine Sonne besteht aus 2.880 einzeln maßgefertigten Swarovski-Kristallen, welche eine äußere Kugel formen, die wiederum von einer inneren Kugel, bestehend aus LEDs, beleuchtet wird.
Einsamkeit und Stille im Zirbenwald
Magische Lichter, zauberhafte Fabelwesen und sphärische Klänge warten auf die Besucher, die beispielsweise vom mittelalterlichen Hall aus einen Ausflug ins nahe gelegene Innsbruck machen. Während der „Lumagica" vom 1. Dezember bis zum 10. Januar im altstadtnahen Hofgarten lockt ein ein Kilometer langer Rundweg, auf dem es mehr als 300 Lichtobjekte zu entdecken gibt.
Der englische Garten eines Fürstensitzes verwandelt sich dann zum Tummelplatz majestätischer Hirsche, Löwen und putziger Waldgeschöpfe. Neben den musiksynchronen Lichtinszenierungen gibt es ausdrucksstarke Videoprojektionen und interaktive Lichtstationen, die zum Flanieren einladen. Und zum Genießen wundervoller Augenblicke.
Gruselig dagegen kann es einem schon mal bei einem abendlichen Spaziergang durch die eigentlich malerischen Gassen der stolzen alten Salz- und Silberstadt Hall werden. „Liebe Leut! Unser Krimi geht wieder an, leiht mir euer Ohr. Wo alles in Liebe begann – und sich im Drama verlor!", ist regelmäßig immer wieder eine deutlich mahnende, männliche Stimme zwischen den Häuserzeilen zu vernehmen. Sie gehört Othmar Krieger, der im Jahr 1662 in Hall unerbittlich seines Amtes als Henker und Scharfrichter waltete. Während einer Stadtführung geht es regelmäßig mit ihm zu den früheren Stätten „seines" Richtens und Wirkens. Begleitet wird er, Geschichten von Ehebrechern und anderem Gesindel, von Gefolterten, Gehenkten und Geköpften zum Besten gebend, von einem Musikanten.
Spätabends unterwegs in der Haller Altstadt ist auch Eva Stockley. Hauptberuflich Unternehmensberaterin, mimt sie nach Feierabend während ihrer Themenführung in schwarzrotem Samtkleid eine sogenannte Hübschlerin, die ihre Kunden in Empfang nimmt. „Kannst Du Dir mich überhaupt leisten?", lautet hin und wieder die frivole Frage der Freizeitfremdenführerin, wenn sie auch mal auf Bekannte trifft, während sie die Touristen einlädt, mit ihr zu „lustwandeln", um ihnen zu zeigen, wo sich im Mittelalter in Hall die Bade- und Frauenhäuser befanden. Unter anderem auch in einem Gebäude, in dem sich heute eine Bäckerei befindet.
Wer hingegen Einsamkeit und Stille dem städtischen Treiben vorzieht, spaziert besser oben im Gebirge durch den Zirbenwald, vorbei an 500 Jahre alten Bäumen. Von der Bergstation der Glungezerbahn geht es leicht bergauf und bergab, unterhalb der Viggar- und Neunerspitze. Angekommen auf der Terrasse an der Litzumer Hütte – hier kreuzen sich viele Weitwanderwege wie Via Alpina, Via Venezia Alpina, Adlerweg oder Glungezer und Geier-Route – bietet sich dem Ankömmling ein atemberaubender Ausblick auf die Tuxer Alpen. Und als Belohnung für die Mühen winkt vielleicht ein schöner Bergkristall. Schon in der Steinzeit verlief hier die Bergkristallstraße, eine Route des Tauschhandels nach Norden und Süden. Der Bergkristall ist nicht nur ein Schmuckstück, ihm werden zudem auch heilende Kräfte nachgesagt. So soll er die Abwehrkräfte stärken und Schmerzen lindern.