Mit 18 Jahren kam Marco Meyerhöfer als talentierter Fußballer ins Saarland. Nach drei Jahren und vielen Verletzungen dachte er ans Aufhören. Nun klopft er vorsichtig an die Bundesliga-Tür.
Im hektischen Fußball-Alltag ist es schwer, Dinge zu planen. Als Marco Meyerhöfer im Sommer 2014 mit gerade einmal 18 Jahren aus der Jugend von Eintracht Frankfurt zum 1. FC Saarbrücken kam, legte sich der damalige Trainer Fuat Kilic schnell fest. „Mit dem Jungen wird der Verein einmal viel Geld verdienen."
Doch es sollte anders kommen. Nach drei wechselhaften Jahren und mehreren Verletzungen stand Meyerhöfers Karriere kurz vor dem Aus. „Ich habe damals wirklich darüber nachgedacht, dass ich mit dem Fußball kürzertrete und mich an einer Präsenz-Uni einschreibe", erzählt der 25-jährige Außenverteidiger des Zweitligisten Greuther Fürth, der an einer Fern-Uni BWL studiert. Er entschied sich anders. Sein Weg führte weg vom 1. FC Saarbrücken, für den er zunächst häufig und dann am Ende nur noch selten spielte. Vor allem die Saison 2016/2017 war zum Vergessen. In der ersten Trainingseinheit unter dem neuen Trainer Dirk Lottner verletzte er sich am Knie. „Danach wollte ich vielleicht zu viel, habe mich schnell wieder rangekämpft. Aber irgendwie hat dann die Muskulatur permanent verrückt gespielt."
Karriere stand kurz vor dem Aus
Ganze sechs Einsätze, keiner von Beginn an, standen am Ende seines letzten Spieljahres in Saarbrücken in der Statistik. Sportchef Marcus Mann wollte das Talent dennoch weiterverpflichten, aber Meyerhöfer entschied sich anders. „Marcus hat sich damals sehr um mich bemüht und mir in einer ganz schweren Zeit immer den Rücken gestärkt. Ich kann verstehen, dass er enttäuscht war, dass ich mich anders entschieden habe. Es war auch keine Entscheidung gegen den FCS, aber ich war der Meinung, dass ich was verändern müsste", erzählt er. Den Gedanken an ein Studentenleben schob er beiseite, als sich Waldhof Mannheim meldete. „Es war eine gute Situation, da ich schon ein Stück weit näher an der Heimat war, wo ja auch meine Freundin zu dem Zeitpunkt gelebt hat." Mit einem Abstand von mehr als drei Jahren lässt sich feststellen, dass der Außenverteidiger so ziemlich alles richtig gemacht hat. In Mannheim legt er den Makel der Verletzungsanfälligkeit ab, ist absoluter Stammspieler und Leistungsträger. Nach einer gescheiterten Relegation und einer souveränen Meisterschaft steht im Sommer 2019 der Aufstieg in die 3. Liga fest. Doch wieder muss Meyerhöfer einen Förderer enttäuschen. Diesmal ist es Waldhof-Trainer Bernhard Trares. „Wie ein Löwe" habe er um den Verteidiger gekämpft, sagte Trares damals.
Doch den zieht es weiter zu Greuther Fürth in die Zweite Liga. „Die Zeit in Mannheim war wunderschön. Wir waren ein verschworener Haufen, und es war eine sehr erfolgreiche Phase. Aber ich habe als Sportler auch gelernt, wie schnell es mit Verletzungen gehen kann. Ich hatte die Möglichkeit, direkt in die Zweite Liga zu gehen. Zudem ist Fürth schon immer eine gute Adresse für junge Spieler gewesen."
Eineinhalb Jahre später kann man Meyerhöfer wieder bescheinigen, alles richtig gemacht zu haben. Zwar bremsen ihn im ersten Jahr zwei kleinere Verletzungen, aber Ende der turbulenten Corona-Saison kommt er auf 20 Einsätze, davon 18 von Beginn an. In der laufenden Spielzeit stand er bisher in jeder Begegnung in der Startelf. „Viele Spieler, die aus einem Nachwuchsleistungszentrum kommen, werden im Laufe der Karriere immer weiter runtergereicht. Ich habe den anderen Weg gewählt, hatte mit Saarbrücken und Mannheim zwei ambitionierte Vereine. Ich würde es wieder so machen", erzählt der 25-Jährige. Die Kontakte ins Saarland sind relativ schnell eingeschlafen. „Ich freue mich, dass der Verein aufgestiegen ist. Aber es sind auch nur noch wenige Spieler dort, mit denen ich noch zusammengespielt habe. Im Fußball ist das leider so, dass man sich recht schnell aus den Augen verliert. Von der aktuellen Mannschaft habe ich eigentlich nur noch mit Maurice Deville Kontakt, mit dem ich gemeinsam in Mannheim war."
„Ich würde es wieder so machen"
Als er vor wenigen Wochen als Experte eines Internetportals einen 3:1-Sieg der Waldhöfer gegen den FCS vorhersagte, erntete er nicht nur Zuspruch. Auch wenn er am Ende fast richtig gelegen hat. „Ein paar FCS-Fans waren schon sauer. Aber in Mannheim kenne ich doch noch mehrere Jungs, mit denen ich zusammengespielt habe. Ich glaube, man kann dann nachvollziehen, dass die Bindung in dem Moment größer ist", sagt er.
Aus dem eher schüchternen Abiturienten, der mit 18 Jahren ins Saarland kam, ist ein Profi geworden, der mitten im Leben steht. Vor einigen Wochen heiratete er seine langjährige Freundin Katharina. Sie stammt wie er aus dem Großraum Frankfurt, kennengelernt hatte er sie aber während seiner Zeit beim FCS. „Sie war auch sicher der Grund, warum ich damals sehr oft heimgefahren bin." Mittlerweile haben sie ihr eigenes Leben. Katharina arbeitet als Assistentin in einer Rechtsanwaltskanzlei und gemeinsam organisieren sie den aktuellen Corona-Alltag. „Als Profi hat man eine Verantwortung. Ich fahre zum Training und zurück und gehe ab und zu einkaufen. Mehr ist derzeit nicht drin. Wir versuchen, die Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren, vor allem weil Katharina ja berufstätig ist und dort schon auch mit mehreren Leuten zu tun hat." So ist es noch offen, ob das junge Ehepaar die Weihnachtsfeiertage in Hessen verbringen wird. „Wir haben nur drei, vier Tage frei und spielen direkt im neuen Jahr wieder. Wir werden kurzfristig entscheiden, ob es Sinn macht", sagt er.
Sportlich läuft es hervorragend. Greuther Fürth steht in der Spitzengruppe der Zweiten Liga. „Wir sind vergangene Saison Neunter geworden und haben das Ziel, einen weiteren Schritt zu gehen. Aber einen Aufstieg kann man in dieser engen Liga nicht vorhersagen." So setzt er sich fürs neue Jahr bescheidene Ziele. „In dieser Phase ist es wichtig, gesund zu bleiben. Außerdem will ich meinen BWL-Bachelor im Sommer in der Tasche haben. Und ganz ehrlich: Es wäre toll, wenn wieder Fans ins Stadion kommen dürften. Die Geisterspiele nerven doch ganz schön."