Januar
Verheerende Buschbrände
Die Bilanz ist niederschmetternd: Drei Milliarden Tiere, darunter 60.000 Koalas, sind durch verheerende Buschbrände, die im Januar in Australien wüteten, getötet, verletzt, vertrieben worden. Das meldete nun die Tierschutzorganisation WWF in einem Bericht zu den Feuern. 44 Menschen fielen den Flammen direkt zum Opfer, die die Feuerwehren in mehreren Bundesstaaten bis aufs Äußerste forderten. Im Osten und im Süden des Kontinents brannte eine Fläche größer als Deutschland. Die Feuer begannen im September 2019 und griffen mangels Regen und wegen Wind und zahlreichen nächtlichen Blitzeinschlägen immer weiter um sich. 2019 galt in Australien als das trockenste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Derzeit brennt es erneut – wegen eines illegalen Lagerfeuers auf der Touristeninsel Fraser Island.
Bon fürs Brötchen
Von Anfang an schimpften alle über die Bonpflicht: Bürokratisch, teuer und insbesondere überflüssig sei sie. Als sie am 1. Januar in Deutschland eingeführt wurde, schaffte Frankreich sie gerade ab. Jeder Händler sollte verpflichtet werden, selbst bei Kleinstbeträgen dem Kunden einen Bon auszudrucken und in die Hand zu geben – ob der wollte oder nicht. Dahinter steckte natürlich wieder der Fiskus, der befürchtete, dass Einnahmen an der Kasse vorbeigeschleust und so Steuern gespart werden. Mit dem Papierchen konnte der Kunde machen, was er wollte, der Händler hatte es aufzuheben. Ein Bäcker schickte aus Protest einen Sack voller Bons nach Berlin an das Büro von Peter Altmaier. Besonders widersinnig erschien das Bonsystem, wenn ein Händler eine fälschungssichere Kasse mit einem digitalen Speicher hatte, der jeden Vorgang aufzeichnet. Und heute? Die Bonpflicht ist nicht abgeschafft, aber wer sich nicht daran hält, riskiert kein Bußgeld, sondern höchstens einen Besuch vom Finanzamt. Und Ende September sollten eigentlich alle Einzelhändler elektronische Kassen haben, aber wegen Corona wurde wieder einmal eine Übergangsfrist bis 2022 eingeräumt.
Spanien verteidigt den Titel
Bereits die Halbfinalspiele der diesjährigen Handball-Europameisterschaft der Männer waren an Spannung kaum zu überbieten. Nicht nur Spanien gegen Slowenien, insbesondere auch das Match zwischen Kroatien und Norwegen glich einem regelrechten Krimi. Erst in der Verlängerung konnte Kroatien sich den Einzug ins EM-Finale sichern. Damit traf das Team von Trainer Lino Cervar bereits das zweite Mal auf die spanische Mannschaft. Schon in der Hauptrunde trennten sich die Nationen mit 22:22. Auch im Finalspiel in der Tele2-Arena in Stockholm sollte es nicht weniger knapp werden. Bis in die letzte Minute lieferte man sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Erst in der 60. Minute entschieden die Spanier das Spiel 22:20 für sich – und verteidigten damit ihren Europameister-Titel aus der Saison 2018. Damit scheiterte Cervars Traum vom EM-Titel zum wiederholten Mal – und das in seiner letzten Saison. Trainer-Kollege Jordi Ribera hat derweil gut lachen: Sein Vertrag mit den Spaniern wurde bis zu den Olympischen Spielen 2024 verlängert. Deutschland hatte bei der EM den fünften Platz belegt. Gescheitert war man an Portugal.
Royaler Abgang
Während Großbritannien noch mit der Europäischen Union über den Brexit verhandelt, haben Prinz Harry und seine Meghan ihren Abgang bereits vollzogen. Auf Instagram hatten der Herzog und die Herzogin von Sussex ihren „Megxit" verkündet und sind damit aus der ersten Reihe der britischen Monarchie zurückgetreten. Man wolle künftig eine „progressive neue Rolle" innerhalb der Institution übernehmen, heißt es. Im Klartext: Die Royals haben sich in die Unabhängigkeit verabschiedet – finanziell, familiär, beruflich. In Nordamerika wolle man auf eigenen Beinen stehen. Ein Schritt, der auch für Monarchie-Experten überraschend kam. Für die britische Thronfolge wird der „Megxit" kaum Auswirkungen haben. Harry ist derzeit der sechste in der Reihe. Früher schon hatte der rothaarige Royal oft mit seinem Verhalten gegen das Königshaus rebelliert. Als Kind soll er zu seinem Bruder gesagt haben: „Du wirst mal König sein, ich nicht – also kann ich tun und lassen, was ich will." Eine Einstellung, die er mit reichlich Alkohol, Partys, Skandalen und Frauen lange Zeit nach außen getragen hatte. Nun, mit Frau und Kind, ist es ruhiger um den Skandal-Prinzen geworden. Aber ruhig ist bekanntlich nicht gleich still.
Saarlandpakt gestartet
Mit Beginn des Jahres ist der Saarlandpakt in Kraft getreten, das größte finanzielle Projekt des Landes zur Unterstützung der meist klammen Kommunen. Nach den ersten Anmeldungen werden sich bis Mitte des Jahres alle daran beteiligen. Das Land übernimmt eine Milliarde Euro der kommunalen Kassenkredite, also etwa die Hälfte. Gleichzeitig kämpfen die Rathauschefs weiter für eine Lösung der Altlasten durch den Bund. Am 23. Januar demonstrieren sie vor dem Berliner Reichstag unter dem Motto: „Wir fordern Solidarität, damit das Saarland keine abgehängte Region wird." Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte Pläne ausgearbeitet, nach denen der Bund parallel zum Saarlandpakt die hochverschuldeten Kommunen um eine weitere Milliarde entlasten würde, es wäre dann nach seinen Worten „eine Stunde Null" geworden. Der Vorschlag von Scholz ging zurück auf Beratungen in der Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse. Es blieb aber beim Widerstand des Koalitionspartners in Berlin. Im Februar sollte dann Ralph Brinkhaus, CDU/CSU-Fraktionschef, bei einem Besuch im Saarland die Hoffnung auf einen Schuldenschnitt endgültig enttäuschen.
Februar
AKKs Rückzug
Angela Merkel befand sich noch auf Staatsbesuch in Angola: „Dieses Ergebnis muss rückgängig gemacht werden." Am 5. Februar hat sich der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit den Stimmen von AfD, CDU und FDP zum Ministerpräsidenten im Freistaat Thüringen wählen lassen. Ein Verstoß gegen den Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU: keine gemeinsame Sache mit der AfD. „Wir haben der CDU ganz dringend ans Herz gelegt, sich im dritten Wahlgang zu enthalten. Leider sind die Abgeordneten sozusagen ihrer eigenen Entscheidung gefolgt", betonte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Der Druck war groß und das Dilemma offensichtlich. Formal kann die Bundesvorsitzende dem Landesverband und einer Fraktion keine Weisung erteilen. Offenkundig hatte ihre Autorität nicht gereicht. Trotzdem hatte kaum einer damit gerechnet, dass sie für sich die Konsequenzen zog: Verzicht auf Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz. Damit war das schon lange schwelende ungeklärte Verhältnis der Bundes-CDU mit den östlichen Landesverbänden ebenso offensichtlich wie deren ungeklärtes Verhältnis zur AfD. Für AKKs Nachfolge meldete sich ein Männer-Trio. Die Nachfolge soll im Januar geklärt werden.
Superlative beim Superbowl
Mittlerweile ist es nicht mehr nur ein US-Phänomen: der NFL-Superbowl. 2020 liefen die San Francisco 49ers, zusammen mit ihrem deutschen Linebacker Mark Nzeocha, gegen die Kansas City Chiefs in das mit 65.000 Zuschauern besetzte Hard Rock Stadium in Miami auf. Der US-Sender Fox übertrug das Spiel live, auch deutsche Sender wie Pro Sieben strahlten die Show aus. Fast 100 Millionen Menschen weltweit schalteten ein. Dies ließ sich Fox fürstlich bezahlen: 30 Sekunden Werbezeit kosteten 5,6 Millionen US-Dollar. Jeder Spieler der Gewinnermannschaft erhielt 124.000 US-Dollar und den berühmten Diamantring im Wert von 25.000 Dollar. In der diesjährigen Halbzeitshow traten die Pop-Superstars Shakira und Jennifer Lopez im Duett auf – ach ja, und die Gewinner waren diesmal die Kansas City Chiefs.
Walk of Steel
Eine Stahl-Delegation von Betriebsräten und Vetrauensleuten hat sich auf den Weg nach Brüssel gemacht. Am Ende dieses „Walk of Steel" wollen sie Mitte Februar dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermanns, ihre Forderung übergeben. Dabei geht vor allem um international faire Wettbewerbsbedingungen für die Branche und Unterstützung beim Wandel zu einer CO2-neutralen Stahlproduktion. „Kein Stahlunternehmen kann das alleine leisten", begründete der Betriebsratsvorsitzende von Saarstahl, Stephan Ahr, die Forderung nach Investitionshilfen. Bereits im Januar hatte sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze beim Besuch im Saarland zur Stahlindustrie bekannt, betonte aber auch, dass der Wandel Zeit und viel Geld brauche. Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger unterstrich: „Die Zukunft wird ohne Stahl nicht gestaltbar sein". Die saarländische, deutsche und europäische Stahlindustrie steht massiv durch weltweite Überproduktion und teilweise Dumpingpreise auf dem Weltmarkt sowie die Forderung durch Energiewende und Transformation zu Treibhausgas-neutraler Produktion unter Druck.
Schüsse in Hanau
Mittwochabend, 19. Februar, gegen 22 Uhr. In der Innenstadt von Hanau fallen Schüsse. Zwei Männer werden auf offener Straße erschossen. Der Täter zieht weiter, feuert in eine Shisha-Bar, dann taucht er in einem Kiosk auf, schließlich erschießt er eine weitere Person in der Arena Bar. Neun Menschen, alle mit Migrationshintergrund, sind innerhalb von zwölf Minuten tot. Der Täter flüchtet, sein Auto wird bei ihm zu Hause gesehen, das SEK stürmt die Wohnung. Tobias R., 43 Jahre alt, ist tot. Er hat seine Mutter und dann sich selbst erschossen. Ein Attentäter, den tiefer Hass auf Juden, Migranten und Frauen antreibt, der Verschwörungstheorien anhängt, aber nach außen hin seriös wirkt. Er ist gelernter Bankkaufmann, arbeitslos, wohnt wieder bei seinen Eltern und besitzt als reguläres Mitglied in einem Sportschützenverein mehrere Handfeuerwaffen. Die Angehörigen der Opfer in Hanau haben lange auf die Aufarbeitung des Anschlags gewartet, bis das Bundeskriminalamt Tobias R. als eindeutig rechtsextremistisch einstufte. Im Dezember wendet sich der Vater des Attentäters an das Gericht – er will die Waffen seines Sohnes zurückhaben.
„Parasite" räumt ab
Zum 92. Mal wurde der begehrte Preis in diesem Jahr verliehen: der Oscar. In 24 Kategorien, darunter Bester Film („Parasite"), Bester Hauptdarsteller (Joaquin Phoenix für „Joker"), Beste Hauptdarstellerin (Renée Zellweger für „Judy") und Beste Regie (Bong Joon-Ho für „Parasite"). Insbesondere „Parasite" entpuppte sich als echter Academy-Liebling: Gleich vier Preise (Bester Film, Beste Regie, Bester internationaler Film, Bestes Originaldrehbuch) konnte der südkoreanische Film um eine mittellose Familie in Seoul abstauben. Damit ist er der erste Film aus Südkorea, der die beliebte Kategorie „Bester Film" für sich entscheiden konnte. Aber nicht nur in Los Angeles überzeugte die Tragikomödie: Insgesamt konnten Regisseur Bong Joon-Ho und sein Team rund 180 Festival- und Filmpreise einheimsen. Emotional wurde es aber auch bei der Rede von Brad Pitt, der für seine Rolle in „Once Upon a Time in Hollywood" als „Bester Nebedarsteller" ausgezeichnet wurde. „Das hier ist für meine Kinder, die mein Leben so farbenfroh machen. Ich liebe euch", dankte der zweifache Oscarpreisträger den Tränen nah in seiner Rede und berührte damit auch das Publikum.
März
Ende einer Ära
1.758-mal flackerten Mutter Beimer, „Gabi" Zenker, Vasily Sarikakis und Co. über die Bildschirme. Seit dem 29. März 2020 ist das zu Ende. Mit „Auf Wiedersehen" strahlte die „Lindenstraße" die letzte Folge der seit 1985 produzierten Serie im Ersten aus. Beliebt war die Sendung nicht zuletzt aufgrund ihrer inhaltlichen Aufarbeitung eher verpönter Themen. So zeigte die Lindenstraße bereits 1990 den ersten schwulen Kuss, der je in einer deutschen TV-Serie ausgestrahlt wurde. Migration, Rasissmus, Umweltbewegungen, Ost-West-Gefälle oder Krankheiten – Produzent Hans W. Geißendörfer und sein Team scheuten kein Thema. Ende 2018 kam nichtsdestotrotz der Beschluss der Fernsehprogramm-konferenz der ARD, die Serie in den Ruhestand zu befördern.
Merkels Mahnung
Es war das erste Mal in ihrer Amtszeit, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer außerordentliche Fernsehansprache – jenseits der Traditionsansprachen – an die Bevölkerung gewendet hat. Der Ernst der Lage rechtfertigte diesen außergewöhnlichen Auftritt. Die Botschaft war unmissverständlich, klar und eindeutig: Solidarität und Disziplin seien existenziell im Kampf gegen das neuartige Virus. „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst!" Der Kernsatz sollte das Leitmotiv der Kanzlerin im Laufe des Jahres und darüber hinaus bleiben. Als sich im Herbst die zweite Welle aufbaute, und die Ministerpräsidentenrunde zunächst ein ums andere Mal mehr Uneinigkeit als entschlossenes Handeln vermittelte, blieb Merkel die ständig drängende Mahnerin. Sie hätte offenkundig lieber konsequenter, entschlossener und energischer gehandelt, wenn ihr die Rechtslage die Möglichkeit dazu gegeben hätte. Rhetorikexperten haben kurz vor Weihnachten diese März-Rede als „Rede des Jahres" gewürdigt. Sie habe wissenschaftliche Erkenntnis mit Empathie und politischer Umsicht verbunden. Das hebe sich auch ab gegenüber Emmanuel Macrons „Kriegsmetaphorik" und dem Herunterspielen von Boris Johnson.
„Flügel" gestutzt
Bereits 2019 galt er als Verdachtsfall. Im März nun stufte der deutsche Verfassungsschutz (BfV) den Rechtsaußen-„Flügel" der AfD als rechtsextrem ein. Thomas Haldenwang, Chef des BfV, erklärte, man „müsse auch diejenigen im Blick haben, die verbal zündeln. Geistige Brandstifter schüren gezielt Feindbilder. Rechtsextremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus sickern in die alltägliche Wahrnehmung ein – sei es im Internet, im Stadion, auf der Straße oder in der politischen Arena. Aus diesem Nährboden erwachsen allzu oft auch Gewalttaten." Explizit genannt wurden Björn Höcke und Andreas Kalbitz, zwei der prominenten Wortführer des „Flügels". Beide richten sich gegen die demokratisch-freiheitliche Grundordnung, so das BfV. Dies setzte die AfD unter Zugzwang. Zahlreiche Parteiausschlüsse folgten. Der „Flügel" wurde formal aufgelöst, aber faktisch besteht er weiter. AfD-Parteichef Jörg Meuthen rief zum internen Schulterschluss gegen völkische Strömungen auf. Doch Haldenwang sieht mittlerweile ganz im Gegenteil die „Flügel"-Strömung in der Partei stärker werden. Im Januar entscheiden die Innenminister über weitere Maßnahmen.
Erster Corona-Fall
Am 3. März meldet das saarländische Gesundheitsministerium den ersten bestätigten Corona-Fall im Bundesland. Es handelt sich um einen Arzt des Universitätsklinikums in Homburg, der samt Familie in Quarantäne muss. Das Saarland ist damit eines der letzten Bundesländer, in denen das neuartige Virus festgestellt wurde. In den Folgetagen steigt die Anzahl, bis Ende des Monats werden rund 800 Fälle gemeldet. Mitte März erklärt das Robert Koch-Institut die Nachbarregion Grand Est zum Risikogebiet, die Grenzen werden in der Folge weitgehend geschlossen. Im Saarland wird das öffentliche Leben heruntergefahren, Geschäfte und Gaststätten müssen schließen, später werden Ausgangsbeschränkungen angeordnet. Das Saarland beschließt Millionenhilfen für die vom Lockdown betroffenen Unternehmen. Am 21. März meldet das Gesundheitsministerium den ersten Todesfall im Saarland im Zusammenhang mit dem neuartigen Virus. Aufgrund der Entwicklung in der Nachbarregion Grand Est bietet das Saarland Unterstützung bei der Versorgung französischer Notfälle an. Gleichzeitig gerät die Grenzschließung immer stärker in die Kritik. Es werden zunehmend Fälle von Anfeindungen gemeldet.
Bidens Comeback
Wer wird US-Präsidentschaftskandidat der Demokraten und wer tritt somit gegen Donald Trump an? Etwa Senator Bernie Sanders, der Liebling der Progressiven? Nein. Die Überraschung ist im März dieses Jahres perfekt. Am „Super Tuesday", den Tagen mit den meisten parteiinternen Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur, triumphiert überraschend der Kandidat der Mitte. Joe Biden erhält die meisten Stimmen der Demokratischen Partei und lässt seinen Konkurrenten Bernie Sanders erstaunlich weit hinter sich. Dabei waren Biden noch Wochen zuvor Patzer im Vorwahlkampf unterlaufen, vor allem verbaler Natur. Der damals 77-Jährige gilt ohnehin nicht als brillanter Redner. Dass er jedoch chinesische Präsidenten verwechselt, angeblich für den Senat und nicht für das Weiße Haus kandidiert und „Wahrheit den Fakten" vorzieht – er wollte wohl „Fiktion" sagen – schürte Zweifel an seiner Fitness für das Amt. Videos von diesen Patzern verbreitete genüsslich auch die Trump-Kampagne. Dennoch hielten ihn die meisten der demokratischen Vorwähler für am besten dazu geeignet, Amtsinhaber Donald Trump nach nur einer Amtszeit vom Hof zu jagen. Sie sollten Recht behalten.
April
Verfahrene Situation
Sie sollte ein neues, ein klares Signal für die Autofahrer sein: Die Novelle der Straßenverkehrsordnung, die Ende April in Kraft treten sollte. Doch ein juristischer Formfehler, der auf das Konto von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geht, machte ihr fürs Erste den Garaus: Laut deutschem Grundgesetz müssen Verordnungen die entsprechende Rechtsgrundlage aufweisen. Im neuen Gesetz taucht aber diese unter Paragraf 26a nicht auf. Der Paragraf bezieht sich auf Fahrverbote und sollte eigentlich die Raserei eindämmen. Daraufhin waren etliche Bußgeldbescheide rechtlich unwirksam, viele Bundesländer bleiben daher zunächst bei den alten Regelungen. Ob nun, nach neuem Gesetz, bereits bei 21 Kilometern pro Stunde innerorts und ab 26 Kilometern pro Stunde außerorts ein Fahrverbot ausgesprochen wird, ist immer noch nicht entschieden. Der Kompromiss der Verkehrsministerkonferenz vom 6. November wurde vom Bundesrat abgelehnt. Das Bundesverkehrsministerium will den Formfehler sogar nur dann beheben, wenn die Strafen für Raser abgeschwächt werden. Minister Scheuer hält sie für unverhältnismäßig. Die Hängepartie geht also im neuen Jahr weiter.
Der Sozialste von Allen
Norbert Blüm war der menschlichste Politiker, den die Bonner Republik hervorgebracht hat. Er hat nie ein Hehl daraus gemacht, wenn ihn etwas empörte, auch wenn es seiner CDU nicht passte: Er unterstützte Brandts Ostpolitik, bezeichnete Pinochet bei einem Staatsbesuch in Chile als Folterknecht, beharrte auf der beitragsbezogenen Rente („Die Rente ist sicher") und übernachtete noch mit 80 in einem Flüchtlingscamp. Mit Helmut Kohl brach er wegen der Spendenaffäre. Und das obwohl er von 1982 bis 1998 16 Jahre lang sein Arbeits- und Sozialminister war. In dieser Zeit setzte er die Pflegeversicherung durch, die ihn am Ende selbst auffing, als er mit 84 wegen einer Blutvergiftung an Armen und Beinen gelähmt war. Am 23. April 2020 machte sein Körper nicht mehr mit. Er starb in seinem geliebten Bonn.
„United at Home"
Das Leben scheint ein Stück stillzustehen im April 2020. Fast überall auf der Welt ist das gesellschaftliche Leben nahezu vollkommen zurückgefahren worden. Viele Menschen, besonders auch Künstler, zeigten Kreativität darin, Menschen dennoch ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Einer davon war auch der französische Star-DJ David Guetta. Unter dem Titel „United at Home", also „Gemeinsam zu Hause", streamte er über Youtube, Twitch, Facebook und Co. gute eineinhalb Stunden einen Live-Auftritt an einer ganz besonderen Location – im Zentrum Miamis zwischen Hochhäusern. Auf den Balkonen tanzten Menschen und online verfolgten fast 27 Milionen Menschen den Gig. Ein größeres Publikum hatte der DJ nie. „Obwohl wir derzeit nicht gemeinsam in einem Club oder bei einem Festival sein können, können wir diese Zeit dazu nutzen, um auf neue Weisen zusammenzukommen und jenen zu helfen, die es am dringendsten brauchen", sagte er. Daher nutzte er den Auftritt auch, um Spenden zu sammeln, die den Organisationen zugutekommen sollten, die sich gegen die Verbreitung des Virus einsetzen, wie die Weltgesundheitsorganisation. Knapp 750.000 Euro konnten so eingenommen werden.
Messerattacke in Frankreich
Frankreich wird in diesem Jahr von drei islamistischen Attentaten erschüttert. Am 4. April werden bei einem Messerangriff in Romans-sur-Isère südlich von Lyon zwei Menschen getötet. Die Staatsanwaltschaft geht bei dem Täter von einem terroristischen Hintergrund aus. Der 33 Jahre alte Mann aus dem Sudan ließ sich widerstandslos festnehmen. Bei ihm werden Dokumente mit religiösem Inhalt gefunden, in denen er sich beschwert, in einem Land der Ungläubigen zu leben. Am 16. Oktober enthauptet ein 18-jähriger Flüchtling tschetschenischer Herkunft in einem Pariser Vorort den Geschichtslehrer Samuel Paty. Er hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt. Dem Angriff waren Drohungen gegen den Lehrer und die Schule vorausgegangen. In islamischen Gemeinden wurden „Steckbriefe" von Paty gefunden. Der Attentäter wurde unmittelbar nach der Tat von der Polizei erschossen. Zwei Wochen später greift ein Mann nordafrikanischer Herkunft drei Besucher der Basilika Notre Dame in Nizza an. Er enthauptet eine Frau und den Kirchendiener und tötet eine weitere Frau. Augenzeugen berichten, er habe während der Tat „Allahu Akbar" gerufen.
Lockdown Saar
Ostern ohne Gottesdienst. Ein Land im Stillstand. Die Pandemie hat die Region im Griff. Im Saarland wird Mitte April der 100. Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet, Ende des Monats sind es 134 bestätigte Fälle. In Grand Est sind es über 2.100 Todesfälle. In der Diskussion um die Grenzschließungen gerät Innenminister Klaus Bouillon zunehmend in die Kritik. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn spricht von einer „Gefahr für Europa". Im Saarland werden Forderungen laut, das Parlament in die Entscheidungen über Maßnahmen einzubeziehen. Das Land beschließt Soforthilfen im dreistelligen Millionenbereich, ein Nachtragshaushalt wird vorbereitet. In der zweiten Aprilhälfte flacht das Infektionsgeschehen langsam ab. Nach Ostern gibt es erste Lockerungen für Geschäfte, Grenzübergänge werden schrittweise wieder geöffnet, Schulen bereiten sich mit Hygieneplänen auf eine Öffnung vor. Ab Ende April gilt eine weitgehende Maskenpflicht. Alle Haushalte werden über eine konzertierte Verteilaktion mit Schutzmasken versorgt. Das saarländische Verfassungsgericht kippt Ende des Monats die besonders strengen Ausgangsregelungen. Gleichzeitig kündigt die Landesregierung zum Mai Lockerungen an.
Mai
Rettungsplan für Europa
Die Notlage in Europa schweißt zusammen. Zumindest bringt sie erst einmal den alten Motor Deutschland – Frankreich wieder in Schwung. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel legen einen 500-Milliarden-Plan vor, um die schlimmsten Folgen der wirtschaftlichen Krise in Europa abzumildern. Vor allem Kanzlerin Merkel hat dabei bisherige Positionen überwunden. Denn der Plan beruht im Wesentlichen auf Zuschüssen an besonders von der Pandemie betroffene Länder durch einen Wiederaufbaufonds. Von den einen wurde der deutsch-französische Vorstoß als deutliches Zeichen europäischer Solidarität begrüßt. Dagegen leisteten die sogenannten „Sparsamen Vier" lange Widerstand. Am Ende wurde ein Kompromiss gefunden.
Neues Polizeigesetz
Die Pandemie-Situation entspannt sich im Mai weiter. Schulen haben wieder den Betrieb aufgenommen, schrittweise gibt es weitere Lockerungen in allen Bereichen. Die grundsätzlichen Abstands- und Hygieneregeln bleiben in Kraft. Gleichzeitig werden die ersten Folgen des Lockdowns sichtbar. Nach Schätzungen muss das Land für 2020 und 2021 mit 540 Millionenn weniger Steuereinnahmen rechnen, Kommunen entgehen 250 Millionen. Der Bund beschließt einen kommunalen Schutzschirm. Mit der leichten Entspannung treten wieder andere Themen in den Vordergrund. Das geplante neue Polizeigesetz ruft Ende des Monats Gegner auf den Plan. Ein Bündnis von Linken, Jusos, Jungen Liberalen, Grüner Jugend, Attac und anderen demonstriert gegen „einen massiven Eingriff in die Freiheitsrechte". Kritik gibt es auch von der Datenschutzbeauftragten, Verfassungsrechtler äußern Zweifel. Bei den Beratungen im Landtag wurde an einigen Punkten nachgebessert, verabschiedet wurde das Gesetz schließlich im Oktober. Es regelt den Einsatz von Bodycams in Wohnungen, Videoüberwachung, die Überwachung von Kommunikationsmitteln wie Whatsapp sowie Kennzeichenerfassung.
„Ich kann nicht atmen"
Mit dem Tod von George Floyd im US-Bundesstaat Minnesota durch einen Polizisten öffneten sich wieder alte Wunden: Rassismus und Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten gelten seit langem als schwerwiegendes Problem, vor allem für die afroamerikanische Bevölkerung. Floyd wurde beschuldigt, beim Zigarettenkauf mit Falschgeld bezahlt zu haben, woraufhin der Ladenbesitzer die Polizei rief. Streifenpolizisten trafen ein und nahmen Floyd fest. Dieser, eingeschüchtert von auf ihn gerichteten Waffen, gab zu, Drogen genommen zu haben. Bei der Festnahme kniete sich einer der Polizisten auf seinen Hals, um Floyd ruhig zu halten, der offenbar Angst hatte. Trotz filmender Passanten, die den Polizisten aufforderten, den Festgenommenen atmen zu lassen, und Floyds eigener Bitte („I can‘t breathe!" – „Ich kann nicht atmen!"), starb George Floyd infolge Herz-Kreislauf-Stillstandes durch den Druck des Knies auf sein Genick. Diese polizeiliche Praxis ist in den meisten US-Bundesstaaten verboten. Was folgte, waren die längsten Proteste, teils gewalttätig, gegen Polizeigewalt in den USA. Die Demonstranten machten „I can‘t breathe" zu ihrem Protestspruch.
Abgehobener Unternehmer
Online-Bezahlsysteme, Elektroautos und Raumfahrttechnologie unter einen Hut zu bringen, klingt ziemlich kompliziert. Dennoch macht genau diese Kombination den Alltag von US-Unternehmer Elon Musk aus. Mit dem Raumfahrtprojekt „Space X" schreibt der Tesla- und Paypal-Mitbegründer nun Geschichte: Nach neun Jahren hebt am 30. Mai erstmals wieder eine amerikanisch besetzte Rakete ab Richtung All. In Florida startete die Crew Dragon. Noch nie zuvor hatte ein privates Unternehmen seine eigenen Raketen genutzt, um Menschen in den Weltraum zu befördern. Ein historischer Moment – nicht nur für den 49-jährigen Musk. Einen Tag später dockte das Raumschiff an die Internationale Raumstation ISS an. Dort blieben die Astronauten bis zum 2. August. Durch „Space X" sind die Vereinigten Staaten auch ein Stück weit unabhängiger geworden. Zuvor war man auf russische Raketen angewiesen. Aber damit soll nicht Schluss sein: Zum Jahresende erhielt „Space X" Frequenzrechte für Internet per Satellit in Deutschland. Diese Frequenzzuteilung ist erst einmal von der Bundesnetzagentur auf ein Jahr befristet worden.
Aluhut Nummer eins
Seine Webseite beschreibt ihn als „Deutschlands Vegan-Koch Nummer eins", seit Mai gilt Attila Hildmann aber auch als Deutschlands Aluhutträger Nummer eins. Im Mai outete sich Hildmann als Corona-Leugner, fiel durch antisemitische, rechtsextreme Hetze auf, die er über seine Online-Kanäle, später vor allem über den Messengerdienst Telegram verbreitete. Aggressiv verbreitet er seither seine kruden Verschwörungstheorien, nicht nur im Netz, sondern auch auf Demos von Corona-Leugnern. Im Oktober berichtete unter anderem der „Tagesspiegel", dass die Pressekammer Frankfurt ein Eilverfahren gegen Hildmann angestrengt hatte. Ihm wurde Volksverhetzung vorgeworfen, weil er das Video einer verurteilten Holocaust-Leugnerin teilte. Die Kosten des Verfahrens, knapp 13.000 Euro, trug der Vegan-Koch. Mittlerweile hat sich die Berliner Staatswanwaltschaft wegen zahlreicher weiterer Anzeigen eingeschaltet und Hildmanns Haus durchsucht. Man sei fündig geworden, heißt es bislang. Der Telegramkanal des Verschwörungsideologen umfasst mittlerweile mehr als 119.000 Follower. Von dort aus macht er unter anderem Werbung für den „3. Weg", eine rechtsextremistische Kleinpartei.
Juni
Das Kartenhaus
Der Shootingstar des deutschen Aktienindex Dax – nichts als eine leere Hülle. Im Juni fiel das Kartenhaus namens Wirecard in sich zusammen. 1,9 Milliarden Euro verbuchtes Geld gab es nicht. Das belegen nun neueste Recherchen des „Bayerischen Rundfunks". Die Spur des nicht vorhandenen Geldes führt offenbar auf die Philippinen: Zu Jan Marsalek, Wirecard-Vorstand, in Asien zuständig für Drittpartner-Geschäfte, soll diese Betrugsaktion eingefädelt haben. Im Juni 2020 musste Wirecard seine Bilanzpressekonferenz erst verschieben: Die Wirtschaftsprüfer des Konzerns hätten noch keinen ausreichenden Nachweis über die fast zwei Milliarden auf asiatischen Treuhandkonten. Dann wird klar: Das Geld existiert wahrscheinlich gar nicht. Markus Braun, Gründer und Vorstandschef, muss gehen, wird später sogar verhaftet. Der Vorwurf: Bandenbetrug, Untreue, Marktmanipulation. Ein ungeheuerlicher Vorgang, der in Deutschland seinesgleichen sucht. Selbst die deutsche Finanzaufsicht Bafin, die Wirecard in den vergangenen Jahren mehreren Prüfungen unterzog, handelte nicht. Nun soll ein Untersuchungsausschuss klären, wer was wann wusste. Klar ist zumindest eines: Jan Marsalek bleibt bislang unauffindbar.
Eine Sommeraffäre
Was macht eigentlich Augustus Intelligence? Diese Frage stellten sich im Juni nicht nur Journalisten. Die Firma, die in Manhattan sitzt, sich angeblich auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, der Spracherkennung und Gesichtserkennung tummelt und deshalb vielsagend „AI" abkürzt, brachte den CDU-Jungstar Philipp Amthor fast ins Straucheln. Denn Amthor besaß Aktienoptionen der Firma, verschwieg sie aber, machte stattdessen Werbung für AI im Wirtschaftsministerium. Spät hatte Amthor ein Einsehen, entschuldigte sich und stieß die Optionen ab. Sein Verhalten hat Konsequenzen: Der Bundestag denkt über verschärfte Transparenzregelungen für Abgeordnete nach. Denn bislang müssen reine Aktienoptionen, ohne Geldzufluss an den Abgeordneten, nicht offengelegt werden. Das soll sich nun ändern.
Verzögerter Truppenabzug
Als Strafmaßnahme für Deutschland kündigte US-Präsident Donald Trump im Juni den Abzug eines Drittels der amerikanischen Soldaten an. Rund 12.000 Soldaten sollen demnach andernorts eingesetzt werden. Grund seien die aus seiner Sicht zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands. Betroffen wären insbesondere die Standorte in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz. So schnell wie möglich wollte auch US-Verteidigungsminister Mark Esper diesen Schritt umsetzen, doch dann schien das Vorhaben etwas in den Hintergrund gerückt zu sein. Vielleicht auch, weil der US-Kongress sich von Anfang an wenig begeistert gezeigt hatte: Man befürchtete Auswirkungen auf die Nato-Beziehungen. In einem mehr als 4.500 Seiten umfassenden Gesetzespaket zum Verteidigungshaushalt heißt es: Die Anwesenheit der „ungefähr 34.500 Angehörigen der in Deutschland stationierten US-Streitkräfte" diene als wichtige Abschreckung für militärische Aggressionen und Expansionsbestrebungen Russlands in Europa. Die US-Truppen in Deutschland seien zudem von zentraler Bedeutung für die Unterstützung der US-Einsätze im Nahen Osten, in Afrika und in Afghanistan.
Kaufhof – das erste Corona-Opfer
René Benko ist am Ziel: Schon lange hatte der österreichische Investor die Fusion von Karstadt und Kaufhof im Blick. Seit sieben Monaten sind die beiden als „Galeria Karstadt Kaufhof" vereint. Ab dem 11. Juni kann Benko schalten und walten, wie er will. Denn jetzt hat seine Signa-Gruppe auch die restlichen 49,99 Prozent übernommen, die noch bei der kanadischen HBC lagen. Doch dem Konzern geht es nicht gut: Galeria Karstadt Kaufhof ist durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hat Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. 62 der 172 Warenhäuser sowie 20 der 30 Niederlassungen der Tochter Karstadt Sports sollen zumachen. Bis Oktober werden 37 Filialen geschlossen, und 3.200 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Noch sind nicht alle Filialen über den Berg. Benko, eigentlich ein Immobilienmakler, weiß, dass bereits vor der Corona-Krise hohe Mieten, Frequenzrückgang in den Innenstädten, eine Vielzahl von Filialen und hohe Kosten den Warenhäusern zugesetzt haben. Die Frage, was Benko aus den Standorten macht, ist noch offen.
Aktionsplan gegen Armut
Der zweite Aktionsplan zur Bekämpfung der Armut stellt Maßnahmen zu den Themen Wohnen, Kinderarmut und Bildung, Langzeitarbeitslosigkeit und Mobilität in den Vordergrund. Unter anderem ist vorgesehen, für bezahlbaren Wohnraum mit einem Leerstandsregister ungenutzten Wohnraum zu erfassen. Über einen Sonderfonds soll Mittagsessen in Betreuungseinrichtungen und Schulen für Kinder aus armen Familien kostenlos werden. Außerdem soll es ein landesweites Sozialticket für den öffentlichen Personennahverkehr geben. Alle Maßnahmen stehen allerdings unter Finanzierungsvorbehalt. Der Plan war schon länger erwartet worden, zuletzt war er eigentlich bereits für Januar angekündigt. Die Armutskonferenz und der Sozialverband VdK kritisieren den Finanzvorbehalt und die Unverbindlichkeit.
Das Aus für Halberg Guss
Am Ende war es keine wirkliche Überraschung mehr. Der lange Kampf um den Erhalt des Traditionsunternehmens war nach den Turbulenzen offenbar nicht mehr zu gewinnen. Anfang des Monats verkündete Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sichtbar schweren Herzens, dass bei Halberg Guss zum 30. Juni Schluss sein wird. Damit sind über 260 Jahre saarländischer Industriegeschichte an diesem Standort besiegelt. Den Anfang vom Ende sehen viele in der Übernahme der Prevent-Gruppe (2018). Für den bosnischen Automobilzulieferer diente Halberg Guss als Druckmittel in der Auseinandersetzung mit VW. Der Standort war aber bereits vorher ins Schlingern geraten, denn schon 2009 war eine Insolvenz angemeldet worden. Damals fanden sich aber Investoren. Mit dem Dieselskandal (2015) gerieten Verbrennungsmotoren in Verruf. Die Hauptschuld wird aber Prevent angelastet. Insolvenzverwalter Franz Abel soll die Vorgänge als „Hardcore" bezeichnet haben. Mit und nach den Auseinandersetzungen Prevent/VW waren andere Großkunden abgesprungen. Ein Jahr vor dem Ende waren noch 1.200 Menschen bei den Gusswerken beschäftigt.
Juli
Hambach ohne Smart
Es stand schon länger fest, dass Hambach bei Saargemünd kein „Smartville" mehr sein würde: Daimler verlegt die Produktion des Kleinwagens nach China. Anfang Juli nun die nächste Hiobsbotschaft: Statt wie geplant ein neues Mercedes-Elektro-Modell dort zu bauen, eine 500-Millionen- Euro-Investion, stand das Werk zum Verkauf. Der Konzern wolle sein globales Produktionsnetzwerk straffen, hieß es zur Begründung. Tausende direkt und indirekt Beschäftigte bangten um ihren Job. Ineos Automotive, ein Tochterunternehmen des britischen Chemiekonzerns Ineos, zeigt Interesse. Im Dezember dann die Vollzugsmeldung. Ineos übernimmt, der Smart wird vorübergehend weiter gebaut, später will Ineos einen Geländewagen produzieren. Das 1997 eröffnete „Smartville" war eine völlig neu konzeptionierte Automobilfabrik.
Der ewige Präsident
Es ist die die größte Verfassungsänderung in der Geschichte Russlands – und das Volk hat sie legitimiert. Rund 78 Prozent sprachen sich nach Angaben der Wahlkommission für das neue Grundgesetz aus, welches es dem amtierenden Präsidenten Wladimir Putin ermöglicht, noch 16 weitere Jahre an der Macht zu bleiben. 21 Prozent lehnten demnach die Verfassung ab. Die Wahlbeteiligung wurde mit rund 65 Prozent angegeben. Insgesamt waren im flächenmäßig größten Land der Erde mit elf Zeitzonen 110,5 Millionen Wähler wahlberechtigt, die Stimmabgabe dauerte eine Woche. Dabei ist die Verfassungsreform bereits vom Parlament beschlossen, vom Verfassungsgericht bestätigt und von Putin unterzeichnet. Die Volksabstimmung wäre rechtlich nicht nötig – doch Putin will offenbar seiner Macht einen demokratischen Anstrich geben. Die Behörden ziehen alle Register, um eine hohe Beteiligung zu erreichen, Gewinnspiele, Verlosungen, Gutscheine sollen Unwillige locken, ihre Stimme abzugeben. Staatsunternehmen verpflichten ihre Angestellten zum Urnengang. Oppositionsführer Alexej Nawalny ruft zum Boykott der Abstimmung auf. Putin wolle sich zum Präsideten auf Lebenszeit machen, so die Begründung.
Deutschland für Europa gefordert
Selten kamen derart große Herausforderungen gleichzeitig auf ein EU-Vorsitzland zu wie im zweiten Halbjahr 2020. Turnusgemäß übernimmt Deutschland diese Rolle. Brexit und der langfristige EU-Haushalt waren allein schon Herausforderung genug, und die entsprechenden Erwartungen hoch gesteckt. Zumal sich in den Finanzplanungen auch abbilden sollte, wie ernst es die Gemeinschaft mit dem „Green Deal" meint. Die Corona-Krise machte den Vorsitz zu einer zusätzlichen Herausforderung für das wirtschaftliche stärkste Mitgliedsland, das zudem nach der ersten Welle im Vergleich zu anderen schwer getroffenen Ländern vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen war. Am Ende des vermutlich bislang intensivsten halben Vorsitzjahres steht ein Haushalt, der an das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit geknüpft ist. Wie oft in Europa nicht in der Reinkultur, die sich manche gewünscht hätten, aber als klares Signal. Es gibt einen Krisenfonds. Kritiker sehen die Klimaziele als zu wenig berücksichtigt, und als Aufgabe für den Ratsvorsitz von Portugal.
Kommando aufgelöst
„Die Tat ist alles, nichts der Ruhm." Dieses Goethe-Zitat ist zugleich Wappenspruch der 2. Kompanie des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. Im Juli stand fest: Einige Taten wiegen schwerer als andere. Seit Jahren riss die Debatte um rechtsextreme Tendenzen in der Truppe nicht ab: Munitionsfunde bei Angehörigen der Elitesoldaten, Kontakte in rechtsextreme Kreise, Rechtsrock-Partys und der Hitlergruß. Der Militärische Abschirmdienst (MAD), die Geheimdienstabteilung der Bundeswehr, gab an, dass 20 Angehörige des KSK unter Rechtsextremismus-Verdacht stünden. Ein interner Bericht bestätigte schließlich alle Vorwürfe: Die 2. Kompanie des KSK wurde auf Order von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer aufgelöst. Sie sprach von einer „toxischen Führungskultur". Außerdem seien über Jahre 62 Kilo Sprengstoff und 48.000 Schuss Munition aus den Beständen verschwunden. Der Ruf der Bundeswehr leidet schon seit Jahren, nicht zuletzt durch schlecht oder gar nicht funktionierendes Material. Der Wehretat müsse daher steigen, so AKK. Der Weg hinaus aus dem tiefen Tal des Image-Schadens aber ist lang.
August
Grüner Stahl
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, bei einem großen Schritt in Richtung CO2-neutraler Stahlproduktion dabei zu sein. Zumal der in seiner Heimat vonstatten ging. In Dilllingen wird erstmals in der deutschen Stahlproduktion Koksgas eingesetzt, das über die Hälfte aus Wasserstoff besteht. Damit würden 120.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart, so der damalige Dillinger/Saarstahl-Vorstand Tim Hartmann. Das sei ein wesentlicher Schritt zum langfristigen Ziel 100 Prozent grüner Stahl. Das aber erfordert ernorme Investitionen, geschätzt zwischen 20 und 30 Milliarden Euro in Deutschland insgesamt. In der saarländischen Stahlindustrie rechnet man mit zwischen zwei und drei Milliarden Euro Investitionen bis 2050. Dagegen nehmen sich die 14 Millionen Euro Investition für die jetzt in Betrieb genommene Anlage bescheiden aus. Technologisch sei diese Koksgaseindüsung aber „eine wichtige Etappe", um Erfahrungen zu sammeln. Mit der Anlage könne im nächsten Schritt reiner Wasserstoff in den Hochöfen eingesetzt werden. Allerdings wären dafür große Mengen Wasserstoff nötig, die wiederum enorm viel Energie zur Herstellung erfordern.
Festspiele in einem besonderen Jahr
Eigentlich ist der Sommer in der Kulturbranche von Festivals und Auftritten geprägt. In diesem Sommer aber fand lediglich ein einziges Musikfestival in Europa statt: die Salzburger Festspiele. „All die wunderbaren Sänger waren frei und einfach nur glücklich, dass sie das machen können", sagte der Intendant der Festspiele, Markus Hinterhäuser, anschließend. Dennoch brachte die Situation natürlich ihre Tücken mit. Ohne Pausen und ohne Bewirtung mussten die Aufführungen stattfinden, Maskenpflicht galt für das Publikum bis zum Aufführungsbeginn und endete erst nach dem Schlussapplaus. Auch die Plätze wurden auf ein Drittel des üblichen Kontingents reduziert. Klar war für Markus Hinterhäuser aber auch bereits im August: Ein zweites Mal bekäme man eine so stark eingesparte Veranstaltung nicht gestemmt.
Vergiftete Beziehung
Alexander Nawalny bricht am 20. August auf einem russischen Inlandflug zusammen. Nach einer Notlandung in Omsk sprechen Ärzte von einem allergenen Schock. Zwei Tage später bringt ihn eine Flugzeug in die Berliner Charité. Eine Untersuchung durch Speziallabors der Bundeswehr ergibt: Es war Gift. Nowitschok – wie so oft, wenn Attentate auf russische Ex-Spione oder politische Gegner Putins verübt werden. Nawalny ist der beliebteste russische Oppositionspolitiker. Deutschland reagiert empört. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärt: „Alexej Nawalny ist Opfer eines Verbrechens. Er sollte zum Schweigen gebracht werden. Ich verurteile das auch im Namen der ganzen Bundesregierung auf das Allerschärfste." Sanktionen wie der Stopp der „Nord Stream 2"-Gasleitung werden diskutiert, dann wieder fallen gelassen. Putin bestreitet erst, etwas mit dem Fall zu tun zu haben, dann sagt er im Staatsfernsehen, er habe die Staatsanwaltschaft gebeten, den Weg für Nawalnys Behandlung freizumachen. „Wenn der Machtapparat den Figuranten hätte vergiften wollen, dann hätte er ihm wohl nicht erlaubt, nach Deutschland auszufliegen", fügte er hinzu.
Lukaschenkos Nemesis
Alexander Lukaschenko gilt als der letzte Diktator Europas. Seit 1994 beherrscht er Weißrussland unumschränkt. Im August jedoch kam seine Herrschaft zum ersten Mal ernsthaft ins Wanken. Die Opposition, angeführt von drei mutigen Frauen, stellte mit Swetlana Tichanowskaja eine Gegenkandidatin auf. Unterstützt wurde sie von Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa. Sie alle vereinte, dass ihre jeweiligen Männer nicht zur Wahl zugelassen oder verhaftet wurden. So wurden sie zum Symbol des Widerstandes, Tichanowskaja zur Kandidatin wider Willen. Zwar gewann der weißrussische Machthaber angeblich, doch Wahlbeobachter der OSZE warfen Lukaschenko Wahlbetrug vor. Tichanowskaja und Zepkalo flohen ins Ausland, Kolesnikowa sitzt mittlerweile hinter Gittern. Seit Sommer gehen immer wieder Tausende Menschen gegen Machthaber Lukaschenko friedlich auf die Straße, während sein Regime mit Prügelattacken und Festnahmen reagiert. Er sucht verzweifelt den Schulterschluss mit Russland. Doch Wladimir Putin seinerseits pocht auf eine Verfassungsreform. Die lässt auf sich warten – Lukaschenko will die Proteste scheinbar aussitzen.
Explosion in Beirut
Am 4. August kurz nach 18 Uhr bringt eine gewaltige Explosion Beirut fast um seine Existenz: In der libanesischen Hauptstadt explodiert ein Getreidespeicher mit 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, ein Düngemittel, das nicht offen gelagert werden darf. Schweißarbeiten sollen ein Feuer und dann die Explosion ausgelöst haben. Der Hafen wird vollständig zerstört, Teile Beiruts, besonders die alten Gebäude, sind zusammengebrochen, überall liegen Scherben zerborstener Fenster, Deckenplatten, zerrissene Kabel und Ziegel. Über 200 Menschen sterben, rund 6.000 werden verletzt. Über 200.000 Einwohner werden obdachlos. Obwohl das Land seit Jahren unter einer Wirtschaftskrise und Hunderttausenden von Flüchtlingen aus Syrien leidet, bleiben viele junge Libanesen stoisch gelassen und räumen auf. Mehr als vier Monate nach der Explosion wird Anklage gegen den scheidenden Ministerpräsidenten Diab und drei seiner Ex-Minister erhoben. Ihnen wird Fahrlässigkeit mit Todesfolge vorgeworfen und eine Mitschuld an der großen Zahl der Opfer. Ob es zu einer Verurteilung kommt, ist fraglich: Das politische System Libanons ist von starken Interessengruppen durchsetzt, darunter auch die mächtige Hisbollah.
September
Der Fast-Rekord
Knapp vorbei: Nur 72 Zentimeter fehlten Speerwerfer Johannes Vetter in Chorzow zum Weltrekord. Bei 97,76 Metern landete sein Speer – das ist die zweitbeste Weite seit Änderung des Reglements 1986. Lediglich Jan Zelezny warf 1996 weiter (98,48 Meter). „Ich habe schon im Abwurf gemerkt, dass der Wurf gut war. Als dann die Weite angezeigt wurde, war es ein extremes und intensives Gefühl", sagte Vetter. Dennoch ist der 27-Jährige sicher: Hätte er ähnliche Bedingungen gehabt wie Zelezky, dann „wäre der Speer sicherlich dreistellig geflogen". Bereits seit 2017 hält Vetter den deutschen Rekord. Seinen Rekord-Wert übertraf er nun um satte 3,32 Meter. Sein Erfolg brachte ihm auch eine Nominierung zum Welt-Leichtathleten 2020 ein. Allerdings unterlag er in der Abstimmung dem Stabhochspringer Armand Duplantis.
Wieder Klimastreiks
Vor einem Jahr haben sie die Diskussionen bestimmt. Mit der Pandemie und den massiven Einschränkungen wurde es etwas leiser. Jetzt meldet sich Fridays for Future eindrucksvoll mit einem weiteren globalen Klimaprotest zurück. Mussten sich die Klimaaktivisten im Frühjahr noch auf Online-Aktionen beschränken, können sie sich jetzt wieder – auch im Saarland – unter Einschränkungen auf der Straße zeigen. Weniger laustarke Demos, dafür mehr Diskussionen entlang einer „Klimastraße", die den gebotenen Abstand erlaubt, und ein konkreter Forderungskatalog prägen das Bild im Corona-Jahr. 100 Prozent erneuerbare Energie, autofreie Innenstadt, Einführung eines Klimarates und vieles mehr stehen auf der Agenda. Und eine große Hoffnung: Wenn sich die Politik zur Bekämpfung der Pandemie zu Recht auf wissenschaftlichen Rat bei den Entscheidungen stützt, dann müsste das künftig auch verstärkt für den Kampf gegen die Klimakrise gelten. Der Sommer mit erneuten Temperatur- und Trockenheitsrekorden habe einmal mehr die Auswirkungen des Klimawandels auch hierzulande deutlich gemacht und gezeigt, dass Klimaschutz nicht hinter der Pandemie-Bekämpfung zurückfallen dürfe.
Proteste in Polen
Seit September hat der Kulturkampf zwischen polnischen Abtreibungsgegnern und -befürwortern wieder Fahrt aufgenommen. Gegner hatten bis zum polnischen Verfassungsgericht geklagt, das nun selbst Abtreibungen bei erwarteten schweren Missbildungen verbietet. Das Abtreibungsrecht in Polen ist ohnehin bereits eines der restriktivsten in der EU. Nachdem seither immer wieder vor allem Frauen auf die Straße gingen, um gegen das Urteil zu protestieren, hat sich nun auch das Europäische Parlament eingeschaltet und auf die Seite der Frauen gestellt, die ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern. Dagegen steht jedoch die seit Jahren anhaltende konservative bis reaktionäre politische Strömung in Polen, die auch von der Regierungspartei PiS gefördert wird. Die polnische Bischofskonferenz verteidigte die Entscheidung des Gerichts. Es dürfe kein Recht dazu geben, einen unschuldigen Menschen zu töten, sagte ihr Vorsitzender, Erzbischof Stanislaw Gadecki, laut der katholischen Nachrichtenagentur KNA. Die PiS-Regierung ringt bislang noch um eine einheitliche Linie in dieser Frage.
Moria brennt ab
Immer wieder wiesen Hilfsorganisationen auf die katastrophalen Zustände im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos vor Griechenland hin – vor allem angesichts der Corona-Pandemie. Trauriger Tiefpunkt in diesem Jahr war jedoch das Feuer im September, das den 12.000 auf engstem Raum und unter unwürdigen hygienischen Bedingungen lebenden Flüchtlingen ihre notdürftige Behausung raubte. Die EU reagierte bislang nur halbherzig: 400 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wollte sie aus dem Lager in dieser Notsituation aufnehmen. Auch Deutschland wollte helfen und laut Innenminister Horst Seehofer insgesamt 400 Familien und 150 Minderjährige aufnehmen. Bislang ist jedoch nur ein Bruchteil dieser Menschen in Deutschland eingetroffen. Stattdessen verspricht nun EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, bis September 2021 ein neues Flüchtlingslager einzurichten – unter EU-Standards, mit menschenwürdiger Versorgung. Bis dahin aber müssen die Flüchtlinge in einem Notlager, in Kara Tepe, einem ehemaligen Truppenübungsgelände, unterkommen. Der Winter in Zelten verspricht ein sehr langer zu werden. Derzeit leben noch 8.000 Menschen in dem Lager.
Neue Schuldebatte
Der Saarländische Philologenverband, die Vertretung von Gymnasiallehrern, sorgte bei seiner Positionierung „Gymnasium Plus" für eine handfeste Überraschung und neuen Schwung in der Schuldiskussion. Eine Weiterentwicklung des Gymnasiums mit Schwerpunkten Digitalisierung und Globalisierung, dafür mehr Ressourcen. „Eine davon ist ein zusätzliches Lernjahr", so der Vorsitzende Marcus Hahn. Es wäre ein Abrücken vom strikten G 8, aber kein einfaches Zurück zum G 9, betont Hahn. Gleichzeitig legte die CDU-Landtagsfraktion Ideen für eine Profilstärkung und Qualitätsoffensive für Gymnasien vor. Dabei will der bildungspolitische Sprecher Frank Wagner auch die Berufsschulen in die Diskussion bringen. Anstatt vom zweigliedrigen Schulsystem mit Gymnasien und Gemeinschaftsschulen rede er lieber von drei Säulen. Für Diskussion hatte bereits der Vorschlag zur Wiedereinführung einer verbindlichen Gymnasialempfehlung gesorgt. Nach Ansicht der SPD eine „konservative Klamottenkiste". Nach dem Scheitern eines Volksbegehrens für „G 9" (2018) war das Thema eigentlich für diese Legislaturperiode (bis 2022) abgehakt.
Oktober
Besser spät als nie
Ursprünglich geplant war die Eröffnung am 31. Oktober 2011. Dieser Termin wurde sechsmal verschoben, so oft, dass sich am Ende keiner mehr auf ein Datum festlegen wollte. Jetzt war es dann doch so weit: Am 31. Oktober dieses Jahres, mit neun Jahren Verspätung, ging der Willy-Brandt-Flughafen, kurz BER genannt, in Betrieb. Aber nur teilweise: Mitten in der Pandemie-Krise ist die Zahl der Fluggäste auf wenige Tausend am Tag gesunken, sodass nur ein Terminal gebraucht wird. In den neun Jahren Verspätung häuften sich die Pannen: Sämtliche Pläne verschwanden, als das zuerst beauftragte Technikbüro gekündigt wurde; das „Monster" – die Entrauchungsanlage – funktionierte nicht: Der im Brandfall entstehende Rauch wurde nicht abgesaugt, die Steuerung kollabierte, die Beleuchtung ließ sich jahrelang nicht abschalten, Rolltreppen waren zu kurz, die Mülleimer zu klein … Rund sechs Milliarden Euro hat das Prestigeprojekt verschlungen, zwei Milliarden waren einmal veranschlagt. Die Hauptlast dieser Kostenexplosion wird der Steuerzahler tragen müssen – denn der Flughafen gehört der öffentlichen Hand. 26 Prozent hält der Bund, Berlin und Brandenburg haben jeweils 37 Prozent.
Abnehmer des Jahres
Das einstige Schwergewicht Reiner Calmund hat seit seiner Magenbypass-OP im Januar 69 Kilo abgenommen. Vor dem Eingriff habe er „gut 170 Kilo" gewogen, sagt der frühere Fußball-Manager. „Der Operateur hat damals gesagt, man kann mit einem Magenbypass in einem Jahr zwischen 50 und 70 Kilo abnehmen. Ich habe jetzt in gut zehn Monaten 69 Kilo abgenommen. Am Bauch habe er noch „eine Fettschürze auf Vorrat". Diese wolle er sich im Frühjahr wegoperieren lasse. „Da kommen noch mal bestimmt zehn Kilo runter." Der 72-Jährige fühle sich fit: „Mein Blutdruck ist gut. Mein Puls ist gut. Und alle Werte vom Arzt sind jetzt nicht mehr nur gut, sondern fantastisch." Aber nicht nur ihm soll die Abnehm-Aktion helfen: Seine zu groß gewordenen Kleidungsstücke spendete er im Oktober dem Roten Kreuz.
Sein Name war Bond
Siebenmal war er James Bond, und nur wenige, die die Filme kennen, wagen zu bestreiten, dass er der beste war. Roger Moore war zu glatt, Pierce Brosnan hatte die besten Stunts, Daniel Craig war eher ein Macho. Sean Connery strahlte etwas männlich-kraftvolles aus, hatte Charisma. Kein Wunder, dass ihn das „People Magazine" 1989 mit 59 Jahren zum „Sexiest Man Alive" wählte. 1930 in Edinburgh geboren, schlug er sich als junger Mann mit Gelegenheitsjobs durchs Leben, war Stahlarbeiter, Zementmischer, Milchmann, trainierte seinen Körper als Bodybuilder, ging ein paar Jahre zur Royal Navy. Seine ersten Rollen spielte er in Billigfilmen, bis ihn Terence Young für den ersten Bond, „James Bond – 007 jagt Dr. No", entdeckte. Von da an ging es bergauf für den jungen Schauspieler, weitere Bond-Filme folgten, doch zwischendurch wollte er auch andere Rollen verkörpern. Er spielte in Hitchcocks „Marnie", in „Die Unbestechlichen" von Brian De Palma, für den er einen Oscar als bester Nebendarsteller bekam, einen Mönch in „Der Name der Rose" und den Vater von Indiana Jones. Am 31. Oktober starb er dort, wo er als Bond oft agiert hatte – in Nassau auf den Bahamas.
Wasserstoff marsch
Nach mühsamem Vorlauf konnte endlich der Grundstein für die erste Wasserstofftankstelle im saarländischen Gersweiler gelegt werden. Damit wird eine Lücke in der bundesweiten Versorgung für Wasserstoffautos geschlossen. Die Genehmigung hatte sich stets hinausgezögert. Jetzt müsse schnellstens auch eine zweite Tankstelle in Homburg ans Netz gebracht werden, fordert Armin Gehl vom Verband Autoregion. Die Tankstelle ist auch ein Baustein für die „Modellregion Saarland für Wasserstoff". Potenziale gibt es vor allem bei Bussen und Lkws. Kurz nach dem Spatenstich in Gersweiler ist beim Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme, kurz Izes, eine nicht öffentliche Tankstelle in Betrieb genommen worden, die Wasserstoff per Solarstrom gleich selbst erzeugt. Für die Wasserstoff-Modellregion Saarland gibt es inzwischen eine Reihe von Bau- und Meilensteinen: Der Einsatz von Wasserstoff per Koksgas in der Dillinger Stahlproduktion oder das Pilotprojekt Wasserstoffproduktion beim Kraftwerk Fenne. Im Dezember wurde zudem das Engagement von Bosch in Homburg für Brennstoffzellenproduktion bekannt.
Giftiger Rosenkrieg
Monatelang dauerte die Schlammschlacht zwischen Johnny Depp (57) und seiner Ex-Frau Amber Heard (34). Vor Gericht warfen die beiden Schauspieler mit Anschuldigungen nur so um sich. Dabei ging es zunächst nur um eine Verleumdungsklage, die Depp gegen den Chefredakteur der britischen Zeitung „The Sun" gestellt hatte, nachdem diese ihn in einem Artikel als „Frauenschläger" betitelte. Im Endeffekt hätte er wohl lieber die Zähne zusammengebissen. Nicht nur schockierende Details über seine Ehe kamen ans Licht – darunter beispielsweise auch die Vorwürfe, Heard hätte Kot im gemeinsamen Ehebett hinterlassen oder jener, dass Depp seine Gattin mehrere Tage im Haus eingesperrt habe – sondern das Urteil kostete ihn schließlich auch die Karriere. Nicht nur seine Rolle im Harry-Potter-Prequel „Phantastische Tierwesen", sondern auch sein Gastauftritt im neuesten „Fluch der Karibik"-Teil sind gestrichen. Derweil durfte Heard ihre Rolle in der „Aquaman"-Reihe behalten. Sicherlich ist auch das einer der Gründe, warum der Amerikaner nun in Berufung gehen will. Unabhängig vom Ausgang: Spannend wird es um die Chaos-Ex-Partner wohl bleiben.
November
Tod einer Legende
Die argentinische Fußball-Legende Diego Maradona starb Ende November im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt. Er galt als einer der besten Fußballer der Geschichte. Er wuchs am Rande von Buenos Aires in ärmlichen Verhältnissen auf und schaffte es vom Bolzplatz bis in die Nationalmannschaft. Mit Argentinien wurde Maradona 1986 Weltmeister, 1989 gewann er mit Neapel den Uefa-Pokal. Abseits des Spielfeldes geriet er aber auch immer wieder wegen seines Drogenkonsums in die Schlagzeilen. Ein positiver Kokain-Test während der WM 1994 beendete seine internationale Karriere. Danach versuchte er sich mäßig erfolgreich als Trainer. Vor zwei Jahren machte er in seiner Heimat Schlagzeilen, als er ankündigte, 2019 als Vizepräsident kandidieren zu wollen. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Gigapower aus Fernost
Die Batterieproduktion in Deutschland macht langsam, aber sicher Fortschritte. Dazu tragen nicht nur Projekte unter deutscher Federführung bei. Im Dezember machte das chinesische Unternehmen Svolt Schlagzeilen: Bis 2022 soll eine Batteriefabrik mit perspektivisch bis zu 2.000 Arbeitsplätzen im Saarland entstehen. Die geplante Produktion hat eine Kapazität von 24 Gigawattstunden für 300.000 bis 500.000 Autos. Die Ansiedlung verbreitert nicht nur den deutschen Produktionsstandort für Batterien für die Elektromobilität in Europa, sondern stärkt auch den Strukturwandel im kleinsten Flächenbundesland. Dieser war zuletzt durch Unternehmenspleiten und die Umstrukturierung zahlreicher Automobilzulieferbetriebe, darunter INA Schaeffler, Bosch und ZF, ins Stocken geraten. Mit dem saarländischen Standort von Svolt verfügt Deutschland derzeit über sechs meist in Planung und Bau befindliche Giga-Fabriken, darunter das Tesla-Werk in Berlin, das Batteriewerk des chinesischen Anbieters CATL bei Erfurt und die Volkswagen-eigene Fabrik in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Hersteller Northvolt bei Salzgitter.
Trauer in Wien
Neun Minuten dauert der Terror, neun Minuten schießt ein in der Nähe von Wien geborener nordmazedonischer 20-Jähriger im Bermudadreieck, dem berühmten Wiener Ausgehviertel, wahllos um sich. Es ist der 2. November, ein warmer Herbstabend; die Menschen sind noch einmal zahlreich unterwegs, am nächsten Tag sollen die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen in Kraft treten. Vier Tote und zwei Dutzend Schwerverletzte lässt Kujtim F. zurück, bis ihn Polizisten erschießen. Das Viertel liegt im 1. Wiener Bezirk, in der Nähe einer Synagoge, deshalb ist es zunächst nicht klar, ob es ein antisemitischer Anschlag ist. Bei der wilden Schießerei weiß die Polizei auch nicht, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt – so müssen Tausende Passanten in Restaurants, Bars, Museen, Hotels ausharren, bis es Entwarnung gibt. Am Ende stellt sich heraus: Der Attentäter ist kein Unbekannter. Er hatte wegen terroristischer Aktivitäten eine Haftstrafe verbüßt, aus der er auf Bewährung vorzeitig entlassen wird. Die Ermittler gehen davon aus, dass er offenbar Teil eines Netzwerkes junger Männer war, die schon länger im Fokus der Sicherheitsbehörden stehen.
Der Weltmeister
Bereits nach dem 14. Rennen herrschte Gewissheit: Lewis Hamilton ist Formel-1-Weltmeister. Es ist bereits der siebte Gesamtsieg für den Mercedes-Fahrer. Diesen Rekord hielt bisher Michael Schumacher, der in den Jahren 1994, 1995, 2000, 2001, 2002, 2003 und 2004 Weltmeister wurde. Der 35-Jährige hatte bereits zuvor einen Rekord des einstigen Ferrari-Fahrers gebrochen: In der Gesamtzahl der Siege liegt der Brite mit 93 gewonnenen Rennen vorne und belegt damit den ersten Rang der ewigen Siegerliste der Formel 1. Zuvor hatte Schumacher diese Position mit 91 ersten Plätzen inne. Hamilton hatte diese Saison bereits nach dem dritten Rennen in Ungarn die WM-Tabellenspitze erklommen und hängte damit nicht nur Red-Bull-Fahrer Max Verstappen ab, dem drei Ausfälle in der zweiten Saisonhälfte zum Verhängnis wurden, sondern auch Auftaktsieger Valtteri Bottas. Trotz siebenfachem WM-Titel stand zum Jahresende 2020 noch nicht abschließend fest, ob Hamilton weiterhin für Mercedes fahren werde. „Ich plane nächstes Jahr hier zu sein. Ich möchte nächstes Jahr hier sein", hatte er zwar bereits angekündigt, ein offizieller Vertrag war aber bislang nicht unterschrieben worden.
Krankenhauspläne
Während die Kliniken aufgrund der Pandemieentwicklung zunehmend an ihre Grenzen stoßen, gibt es gleichzeitig Klarheit über die zukünftige Krankenhauslandschaft im Saarland. Die Cusanus Trägersellschaft Trier (ctt) bekennt sich nun doch zu ihrem Standort Lebach und will das Krankenhaus fortführen. Noch im Frühjahr hatte der Träger angekündigt, sich aus wirtschaftlichen Gründen zurückzuziehen, hatte zuvor aber bereits den Neubau eines Bettenhauses geplant. Mit der Klarheit gab es auch eine Grundlage für die Entscheidung für den Standort Wadern. Drei Jahre nach Schließung des ehemaligen Krankenhauses soll nun ein „Klinikum Hochwald" die Versorgung sicherstellen. Die Saarland Heilstätten GmbH (SHG) hat den Zuschlag für ein Konzept aus ambulanten und stationären Elementen und Telemedizin erhalten. Eine Bürgerinitiative hatte zuvor intensiv für eine Nordsaarlandklinik geworben, für die sich in dieser Form aber kein Investor fand. Gleichzeitig mit der Entscheidung für Wadern scheint auch klar, dass der Standort Losheim nur noch als Tagesklinik fortgeführt werden soll. Das Land hat mit dem Fonds zur Bewältigung der Pandemie die Mittel für Krankenhäuser und Investitonen deutlich erhöht.
Dezember
Lockdown II
Der harte Lockdown wenige Tage vor Weihnachten war „wohl unvermeidlich", räumte Oppositionsführer Oskar Lafontaine (Linke) ein. Die vorangegangenen Maßnahmen hätten nicht zur erhofften Reduzierung des Infektionsgeschehens geführt, stellte Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) fest. Krankenhäuser und Pflegepersonal würden an ihre Grenzen stoßen. Seit Mitte Dezember ist das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren, es gelten strenge Kontaktbeschränkungen. Weihnachts- und Silvesterfeiern fallen aus. Bereits im November hatte das Saarland phasenweise bundesweit die höchste Inzidenzrate. Die Zahl der gemeldeten Neuinfizierten stieg über die Zahlen im Frühjar bei der ersten Welle. Luxemburg verzeichnete eine ähnliche Entwicklung, die französische Nachbarregion Grand Est wurde ebenfalls bereits im November wieder auf Rot geschaltet. Die Maßnahmen sind zunächst bis zum 10. Januar befristet. Eine Verlängerung gilt angesichts der Entwicklung als sehr wahrscheinlich. Gleichzeitig bereitet sich das Land auf den Start der Impfungen vor. In der Woche vor Weihnachten war die Vorbereitung von zwei Impfzentren sowie eines zusätzlichen der Bundeswehr abgeschlossen.
Generationswechsel bei den Klums
Noch ein wenig schüchtern verzauberte sie Fotografen und Kamera-Teams: Leni Klum (16). Die Tochter von Supermodel Heidi Klum (47) möchte in die Fußstapfen ihrer berühmten Mutter treten. Und wo sonst sollte man dieses Debüt gebührender feiern als auf dem Cover der deutschen „Vogue"? Dabei wurde die gebürtige Amerikanerin von ihrer Familie bislang konsequent aus der Öffentlichkeit herausgehalten. „Wenn man Auto fahren darf, kann man auch einen offiziellen Instagram-Account führen und sein Gesicht zeigen", begründete Mama Heidi den Schritt. Von der Anonymität direkt aufs Cover – Leni Klum freut es. Auf Instagram posiert die hübsche Blondine nun stolz mit dem Magazin: „Mein erstes Cover. Ich konnte es kaum abwarten, eins zu kaufen – oder zehn", schreibt sie. Ob es das letzte Cover bleiben wird?
Amokfahrt in Trier
Der Schock war unbeschreiblich. Vier Minuten soll die Amokfahrt über den Trierer Hauptmarkt und durch die Fußgängerzone gedauert haben, die am 2. Dezember unmittelbar fünf Menschen, darunter ein neun Monate junges Kind, das Leben gekostet hat. Weitere 24 wurden verletzt, teilweise lebensgefährlich. Zwei von ihnen schwebten kurz vor Weihnachten noch in Lebensgefahr. Der 51-jährige Fahrer soll alkoholisiert im Zickzackkurs durch die Fußgängerzone gerast sein. Ermittler schließen bislang politische oder religiöse Hintergründe aus, über andere Motive ist noch nichts bekannt. Die Stadt steht auch kurz vor Weihnachten noch unter Schock. Der Einsatzleiter spricht von einer „sinnlosen, brutalen und unfassbaren Tat". Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeigte sich tief erschüttert an diesem „schrecklichen Tag" in ihrer Heimatstadt Trier. Anteilnahme und Solidarität waren und blieben groß. Vermutlich auch, weil es bislang keine Erklärung für diese unfassbare Todesfahrt mit einem Geländewagen gibt. Die Kerzen vor dem Wahrzeichen der Stadt, der Porta Nigra, zeugen davon.
Geschlossene Türchen
Nach dem Versuch, die Corona-Fallzahlen durch einen „Lockdown light" zu senken, herrscht seit Dezember traurige Gewissheit: Es war nicht genug. „Wir sind zum Handeln gezwungen und handeln jetzt auch", kündigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Abschluss der Verhandlungen mit den Länderchefs an. Alle Geschäfte und Dienstleister, die nichts zum „täglichen Bedarf" beisteuern, sollen schließen. Und das, obwohl bereits seit dem ersten harten Lockdown im Frühjahr vor allem Einzellhandelsverbände und die Gewerkschaft Verdi vor den fatalen Folgen für die deutschen Innenstädte gewarnt hatten. Der zweite harte Lockdown eine Woche vor Weihnachten hat bereits am Tag seines Inkrafttretens ein erstes, prominentes Opfer auf dem Kurfürstendamm gefordert. Die Edel-Sportboutique „Paul & Shark" schloss nicht nur ihre Filiale Ecke Bleibtreustraße bis zum Ende der Maßnahme, sondern hatte in der Nacht vor dem Lockdown den ganzen Laden leer geräumt. In Zukunft will man vor allem online verkaufen. Genau davor hat der Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE) Stefan Genth, bereits im Oktober dringend gewarnt.
Trainer des Jahres
Titel hat Bayern-Coach Hansi Flick 2020 reichlich gesammelt. Dieser ging aber an ihm vorbei: Der Trainer der Erfolgs-Mannschaft unterlag bei der Wahl zum Welttrainer des Jahres Liverpool-Coach Jürgen Klopp. Bereits im Vorjahr hatte dieser die Auszeichnung gewonnen. Der 53-Jährige zeigte sich überrascht. „Ich bin schockiert", sagte er nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gar. Bescheiden zeigte er sich auch, als die Moderatorin ihn als „The Best" bezeichnete: „Ich bin es nicht, aber ich habe die Auszeichnung gewonnen." Er habe an der Sendung zur Preisverleihung auch nur teilgenommen, weil er im letzten Jahr gewonnen habe und dem diesjährigen Sieger seinen Respekt zollen wollte – nicht etwa, weil er mit einem Sieg rechnete. Die Trainerin der niederländischen Frauen-Nationalelf, Sarina Wiegman, konnte sich über die Auszeichnung „Welttrainerin des Jahres" freuen. Und auch der FC Bayern München ging nicht ganz leer aus: Torhüter Manuel Neuer wurde zum Welttorhüter und Robert Lewandowski zum Weltfußballer des Jahres gekürt. Bei den Wahlen flossen das Votum von Fans, Nationaltrainern, Nationalmannschaftskapitänen und Journalisten zu gleichen Teilen in das Ergebnis ein.